Es ist April. Jetzt sollte eigentlich Frühjahrsbelebung herrschen am Arbeitsmarkt. Aber die die Leitung der Leipziger Arbeitsagentur gibt sich enttäuscht. Denn die Arbeitslosigkeit in Leipzig hat sich im April um 828 Personen auf 23.312 erhöht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren 3.329 Arbeitslose mehr gemeldet. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im April 7,1 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie sich nur auf 6,2 Prozent belaufen.

„Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit war im April von einem leichten Anstieg geprägt und stellt sich damit gegen den Trend in den vergangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt. Die erwartete Frühjahrsbelebung ist damit leider noch nicht eingetreten. Positiv erleben wir die weiterhin recht hohe Nachfrage nach Arbeitskräften“, lautet die Einschätzung des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi, zur jüngsten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Leipzig.

Und der Grund?

Es gibt mehrere Gründe. Einer ist natürlich die Zurückhaltung vieler Unternehmen aufgrund der hohen Energiepreise und der Inflation. Was dazu führt, dass die Zahl der als frei gemeldeten Stellen sinkt.

Entwicklung der gemeldeten freien Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der gemeldeten freien Stellen in der Stadt Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Aber noch folgenreicher ist die Tatsache, dass jetzt viele Frauen und Männer aus der Ukraine, die ihre Sprachkurse absolviert haben, zurückkehren in die Obhut des Jobcenters. Denn dort steigen die Zahlen.

„Im April meldeten sich 6.363 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, das waren 983 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 5.537 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 115 weniger als im April 2022. Seit Jahresbeginn gab es 23.224 Zugänge von Arbeitslosen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 2.987 Meldungen“, fasst die Arbeitsagentur diese Entwicklung so trocken in Zahlen, dass niemand sich etwas darunter vorstellen kann.

„Dem gegenüber stehen 21.233 Abmeldungen von Arbeitslosen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 1.123 Abmeldungen. Im April meldeten sich 2.448 zuvor erwerbstätige Personen arbeitslos, 408 mehr als vor einem Jahr. Durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in diesem Monat 2.037 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 26 mehr als vor einem Jahr.“

Der Blick ins Detail zeigt dann, wie auch die Zahl der Ausländer im Jobcenter-Bereich wächst – um 253 allein im April, gegenüber April 2022 sogar um 1.598.

Gemeldete freie Stellen nach Wirtschaftszweigen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen, unterteilt nach Wirtschaftszweigen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Darin stecken auch andere Ausländer, denn auch die Fluchtbewegungen aus anderen Ländern haben ja wieder stark zugenommen.

Und noch etwas fällt auf: Der starke Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit gegenüber 2022 – von 1.670 auf 2.210. „Derzeit sind im Leipziger Agenturbezirk 2.211 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Beschäftigung. Das sind 76 mehr als im Vormonat. Im Vorjahresvergleich liegt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 541 bzw. 32,4 Prozent höher“, schreibt die Arbeitsagentur dazu.

Dem gegenüber steht natürlich die Tatsache, dass weiterhin 9.366 Stellen als frei gemeldet sind. Es wird also nach wie vor Personal gesucht. Auch wenn sich gerade die freie Wirtschaft sichtlich zurückhält und ihre Meldungen zurückgefahren hat.

Hingegen steigt die Zahl der Stellenangebote im Sozialbereich, Gesundheitswesen, in Pflege und Bildung weiter an. Was auch darauf hindeutet, dass es ein zunehmendes Ungleichgewicht gibt zwischen den Menschen, die als arbeitsuchend registriert sind, ihren Qualifikationen und den angebotenen Stellen.

Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in der Stadt Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

„Im Zugang meldeten Arbeitgeber dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Leipzig 1.549 neue Arbeitsstellen im Berichtsmonat“, teilt die Arbeitsagentur mit.

„Das sind 264 Stellen bzw. 14,6 Prozent weniger als im Vormonat und 411 Stellen bzw. 6,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.“

Und: „Im April waren 9.366 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber März ist das ein Rückgang von 367 oder 4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 751 Stellen weniger (-7,4 Prozent).“

Der Leipziger Arbeitsmarkt in Zahlen

Die Spanne der Veränderungen bei der Arbeitslosigkeit reicht im April von plus 8 Prozent bei Deutschen bis zu plus 44 Prozent bei Ausländern. Auch der Anteil der ausgewählten Personengruppen am Arbeitslosenbestand ist unterschiedlich groß.

Die Zahl älterer Arbeitsloser hat sich im Vergleich zum Vormonat um 130 Personen erhöht. Im April waren in Leipzig 6.279 Frauen und Männer ab 50 Jahren arbeitslos, 5383 bzw. 9,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gestiegen. Im April 2023 waren 6.357 Menschen langzeitarbeitslos, 171 mehr als im März. Im Vergleich zum April 2022 gab es 583 Langzeitarbeitslose weniger, ein Rückgang um 8,4 Prozent.

Im Rechtskreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 7.908, das sind 112 mehr als im Vormonat und 1.563 mehr als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 2,4 Prozent.

Im Rechtskreis SGB II gab es 15.404 Arbeitslose, das ist ein Plus von 716 gegenüber März; im Vergleich zum April 2022 waren es 1.766 Arbeitslose mehr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 4,7 Prozent.

In Leipzig gab es im April 30.444 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 455 weniger als im Vormonat und 1.218 mehr als im April des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 38.606 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat entspricht dies einer Verringerung um 569 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 2.001 Personen.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar