Eigentlich kommt Leipzig noch ganz gut durch die Krise. Trotz steigender Energiekosten und den Warnungen der Wirtschaftskammern, dass viele Unternehmen Insolvenzen befürchten. Tatsächlich nimmt der Leipziger Arbeitsmarkt weiterhin Arbeitssuchende auf. Mehr, als der leichte Rückgang der Arbeitslosigkeit im November auf den ersten Blick vermuten lässt. Die offiziell registrierte Arbeitslosigkeit hat sich im November um 666 auf 21.288 verringert.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 1.712 Arbeitslose mehr, meldet die Arbeitsagentur Leipzig. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im November 6,5 Prozent; vor einem Jahr hatte sie sich auf 6,0 Prozent belaufen.

„Die Arbeitslosigkeit ist im November gegenüber dem Vormonat saisonüblich gesunken, bleibt aber über dem Vorjahres- und Vor-Pandemie-Niveau. Ursächlich haben im Vergleich zu den Vorjahren im November weniger arbeitslose Leipzigerinnen und Leipziger eine Beschäftigung neu aufgenommen und sich mehr Menschen arbeitslos gemeldet. Positiv zeigt sich die Entwicklung in Form von mehr gemeldeten offenen Stellen gegenüber dem Vormonat“, so Steffen Leonhardi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, zur derzeitigen Entwicklung auf dem lokalen Arbeitsmarkt.

Gemeldete freie Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig waren im November 9.766 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Oktober ist das ein Rückgang von 163 oder 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Stellenbestand praktisch nicht geändert (–35). Das heißt: Leipzigs Unternehmen suchen weiterhin nach Arbeitskräften.

Die Arbeitgeber meldeten im November 1.678 neue Arbeitsstellen, das waren 32 oder 1,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind damit 18.218 Stellen eingegangen, das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 598 oder 3,4 Prozent.

Zudem wurden im November 1.772 Arbeitsstellen abgemeldet, 60 oder 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Von Januar bis November gab es insgesamt 17.702 Stellenabgänge. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 1.879 oder 11,9 Prozent.

Gut möglich, dass viele Firmen sich bei Stellenausschreibungen derzeit zurückhalten, wie die letzte IHK-Konjunkturumfrage ergab. Aber in vielen Branchen ist der Fachkräftemangel noch immer präsent. Sie stelle die Suche nach dem benötigten Personal auch nicht ein.

Was dann auch eine Chance ist für die Menschen, die aus der Ukraine in Leipzig Zuflucht gesucht haben und über das Jobcenter auch zunehmend in Arbeit vermittelt werden.

Aktuell sind im Jobcenter Leipzig 4.727 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine gemeldet, 30 Personen mehr als im Vormonat. Darunter sind 3.955 Personen als arbeitssuchend und davon 1.619 Menschen als arbeitslos registriert, teilt die Arbeitsagentur Leipzig mit. Dies entspricht einem Rückgang von 258 Personen aus der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat 2022.

Freie Stellen nach Wirtschaftsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Freie Stellen nach Wirtschaftsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

„Aktuell bleibt der Arbeitsmarkt trotz des schwierigen Umfelds stabil. Der Krieg in der Ukraine, Lieferengpässe, Preiserhöhungen, Inflation und insbesondere die Energiepreise belasten jedoch weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung“, betont Steffen Leonhardi.

Der Leipziger Arbeitsmarkt in Zahlen

Im November meldeten sich 5.437 Personen arbeitslos, das waren 367 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 6.103 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 213 mehr als im November 2021.

Seit Jahresbeginn gab es 60.080 Zugänge von Arbeitslosen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 6.173 Meldungen. Dem gegenüber stehen 58.663 Abmeldungen von Arbeitslosen (–137).

Im November meldeten sich 2.202 zuvor erwerbstätige Personen arbeitslos, 326 mehr als vor einem Jahr. Durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in diesem Monat 2.011 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 34 weniger als vor einem Jahr.

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im November von –2 Prozent bei Deutschen bis +45 Prozent bei Ausländern im Vergleich zum Vorjahresmonat, bedingt vor allem durch den Krieg in der Ukraine.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig erneut leicht zurückgegangen. Im November 2022 waren 6.291 Menschen langzeitarbeitslos, 122 weniger als im Oktober. Im Vergleich zum November 2021 gab es 1.197 Langzeitarbeitslose weniger, ein Rückgang um 16,0 Prozent.

Im Rechtskreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 6.587, das sind 87 weniger als im Vormonat und 643 mehr als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 2,0 Prozent.

Im Rechtskreis SGB II gab es 14.701 Arbeitslose, das ist ein Minus von 579 gegenüber Oktober; im Vergleich zum November 2021 waren es 1.069 Arbeitslose mehr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 4,5 Prozent.

In Leipzig gab es im November 30.614 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 279 weniger als im Vormonat und 618 mehr als im November des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 38.538 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Rückgang 436 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 956 Personen.

Im September 2022, aktuellster statistisch ausweisbarer Monat, haben 42 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Diese Anzeigen umfassten 473 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind 13 Anzeigen mehr und 950 Personen weniger als im Vormonat. Ein signifikanter Anstieg wie zu Beginn der Corona-Pandemie ist weiterhin nicht zu erkennen.

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