Da staunte selbst der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi: Noch ist Leipzig mittendrin in der vierten Corona-Welle, die Pandemie hält die Stadt das zweite Jahr in Atem – aber die Arbeitslosenzahlen sind wieder auf den Vorkrisenstand geschrumpft. Die Stadt arbeitet – bis auf wenige Ausnahmen – als gäbe es gar keine Pandemie. Wobei: Da ist ja auch noch eine andere Angst im Nacken.

Denn bevor auch Leipzig in den Corona-Modus abtauchte, steckte die Stadt – genauso wie ganz Sachsen – schon in einer sich anbahnenden Fachkräfte-Krise. Dem Ländchen geht der Nachwuchs aus. Und die Corona-Pandemie hat noch zusätzlich sichtbar gemacht, wo überall schon die Personalgewinnung klemmt. Nicht nur im medizinischen und Pflegebereich – aber dort ganz eklatant.Logisch, dass alle Unternehmen, die vorher schon dringend nach Fachpersonal suchten, auch in der Pandemie versucht haben, ihre Leute zu halten. Und auch die Zahl der Stellenangebote, die in der Arbeitsagentur Leipzig vorliegen, bleibt auf hohem Stand. In der Logistik wird gesucht, in der Dienstleistung, in Gesundheits- und Sozialwesen. Und selbst das Gastgewerbe sucht, denn ihm sind in der Corona-Zeit rund 2.000 Fachkräfte verloren gegangen. Gute Köche und professionelles Servicepersonal werden dringend gesucht.

Die Zahl der Arbeitslosen in Leipzig ist im Dezember zwar um 236 auf 19.812 in der Arbeitsagentur und dem Jobcenter gemeldeten Personen angestiegen. Aber im Vergleich zum Dezember 2020 sank die Arbeitslosigkeit um 4.552 Personen.

Beschäftigungsentwicklung in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Beschäftigungsentwicklung in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

„Ich freue mich über den deutlichen Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Leipzig zur Jahresmitte. Der um mehr als 5.300 bzw. 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr höher ausfallende Beschäftigungsanstieg erreichte damit Vorpandemieniveau“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi, am Dienstag, 4. Januar, zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Dezember 2021.

„Dies verdeutlicht eindrucksvoll die enorme Wachstumsdynamik sowie die sich bietenden Chancen am Leipziger Arbeitsmarkt, wenn die Pandemie nicht das Geschehen bestimmt. Ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit im Dezember steht insofern im Zusammenhang mit dem Pandemiegeschehen. Der aktuell deutliche Anstieg an Anzeigen auf Kurzarbeit durch die Betriebe zeigt einmal mehr, dass diese ihre Mitarbeitenden behalten wollen und durch das Instrument ein stärkerer Anstieg der Arbeitslosigkeit vermieden wird.“

Auffällig ist, dass die Zahl der Beschäftigten in Leipzig auch mitten in der Pandemie weiter gestiegen ist. Es sind im Jahresvergleich über 5.000 neue Arbeitsplätze hinzugekommen
In Leipzig gab es Ende Juni 2021 – dem aktuellsten statistisch verfügbaren Stand – einen Anstieg auf 279.330 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Leipzig. Ein Jahr zuvor waren es nur 274.019 gewesen. Im Vergleich zum Vorquartal waren es 1.339 bzw. 0,5 Prozent mehr und im Vergleich zum Vorjahresquartal 5.311 (Juni 2020) bzw. 1,9 Prozent mehr.

Entwicklung der gemeldeten freien Arbeitsstellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der gemeldeten freien Arbeitsstellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Was eben auch bedeutet, dass viele Arbeitskräfte abwandern aus jenen besonders von Einschränkungen betroffenen Bereichen wie Gastronomie und Kultur in jene weiter wachsende Branchen, die ihrerseits auch von den Auswirkungen der Pandemie profitieren, wenn man an den Boom-Bereich der Logistik denkt.

Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur und das Jobcenter Leipzig im Berichtsmonat Dezember erneut einen leichten Rückgang gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.402 freie Stellen zur Besetzung gemeldet. Dies entspricht 308 Stellen weniger als im davor liegenden Monat und 26 weniger als vor einem Jahr.

Aktuell sind 9.327 offenen Stellen im Bestand der Arbeitsagentur Leipzig.

Zahlen zum Arbeitsmarkt im Dezember

Zum statistischen Zähltag im Dezember betrug die Arbeitslosenquote in Leipzig 6,1 Prozent (Vormonat: 6,0 Prozent). Im Dezember 2020 lag diese Quote noch bei 7,7 Prozent.

In den einzelnen Altersgruppen gab es im zurückliegenden Monat ebenfalls einen leichten Anstieg der Zahl der Arbeitslosen. Bei den unter 25-Jährigen stieg die Arbeitslosigkeit um 4 auf 1.601 Personen an. In der Altersgruppe der 55-Jährigen und Älteren betrug der Anstieg zum Vormonat 149 Personen.

Der Zugang in die Arbeitslosigkeit aus der Erwerbstätigkeit betrug in den letzten vier Wochen 2.034 Personen. In Erwerbstätigkeit meldeten sich 1.726 vorher arbeitslose Personen in der gleichen Zeit ab.

In welchen Wirtschaftsbereichen Arbeitskräfte gesucht werden. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
In welchen Wirtschaftsbereichen Arbeitskräfte gesucht werden. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Im Dezember waren 6.105 Personen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III
arbeitslos gemeldet. Das waren 161 mehr als im Vormonat und 2.864 weniger als vor
einem Jahr.

Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 13.707 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 75 mehr als im November 2021 und 1.688 weniger als vor einem Jahr. Damit wurden 69,2 Prozent aller arbeitslosen Leipziger vom Jobcenter und 30,8 Prozent von der Arbeitsagentur betreut.

In Leipzig gab es im Dezember 29.887 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 172 weniger als im Vormonat und 3.790 weniger als im Dezember des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 37.715 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der geringe Anstieg 4 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um -3.042 Personen.

Kurzarbeit in Leipzig

Im November 2021, aktuellster statistisch ausweisbarer Monat, haben 240 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Diese Anzeigen umfassten 3.139 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind 198 Anzeigen mehr und 2.451 Personen in Anzeigen mehr im Vergleich zum Vormonat.

Besonders betroffen waren dabei Unternehmen aus der Gastronomie (79 Unternehmen), der sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen (25 Unternehmen) und aus dem Bereich Beherbergung (20 Unternehmen). Der Höchststand an abgegebenen Anzeigen seit Januar 2009 war mit 5.412 Anzeigen im Monat April 2020.

Im Januar 2021 haben 3.463, im Februar 3.510, im März 3.028, im April 2.835, im Mai 2.631, im Juni 1.967, im Juli 1.364 und im August 1.147 (aktuellster statistischer Datenstand) Unternehmen Kurzarbeit für 9.142 Personen abgerechnet.

Der Höchststand an Kurzarbeitern seit Januar 2009 war mit 4.759 Betrieben und 50.956 Personen im April 2020.

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