Insgesamt waren Ende Oktober in der Stadt Leipzig 20.384 Menschen, 1.607 weniger als im September, bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter, arbeitslos gemeldet. Das meldete die Arbeitsagentur am Donnerstag, 28. Oktober. Im Vergleich zum Oktober 2020 sank die Arbeitslosigkeit um 4.856 Personen oder 19,2 Prozent. Und damit ist der Mangel an Arbeitskräften wieder ganz oben auf der Agenda.
„Auch wenn die Corona-Krise nicht endgültig überwunden ist, befindet sich der Arbeitsmarkt in Leipzig wieder auf Erholungskurs und nähert sich dem Vorpandemieniveau. So ist die Arbeitslosenquote aktuell noch mit 0,2 Prozentpunkten über der im Oktober 2019 mit 6,1 Prozent. Der Herbstaufschwung hat den Arbeitsmarkt sehr belebt“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Steffen Leonhardi zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Oktober 2021.„Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat und vor allem zum Vorjahr ist sehr deutlich. Die Zahl der Abmeldungen von arbeitslosen Menschen in eine neue Erwerbstätigkeit ist hoch und gleichzeitig haben sich weniger Menschen arbeitslos gemeldet. Die angewachsene Nachfrage nach Arbeitskräften ist ein Zeichen für die ansteigende Aufnahmefähigkeit der Wirtschaft. Alle diese Entwicklungen sind Anzeichen für eine sehr positive Arbeitsmarktentwicklung in Leipzig in den zurückliegenden Wochen.“
Positiv heißt in dem Sinn, dass die Zahl der angebotenen Stellen gerade dabei ist, auf ein neues Rekordhoch anzusteigen und die 10.000er-Marke anzupeilen.
Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im Oktober einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.729 freie Stellen, das waren 157 mehr als im davor liegenden Monat und – 486 weniger als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet. Doch da die Stellen so leicht nicht zu besetzen waren, stieg der Bestand an freien Stellen auf 9.808.
„Dieser gestiegene Stellenzugang im Vergleich zum Vormonat war ein deutliches Zeichen für die anwachsende Nachfrage nach Arbeitskräften und zugleich ein Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit der Arbeitsagentur und des Jobcenters Leipzig bei der Besetzung dieser Vakanzen“, interpretiert das Leonhardi.
Der Blick ins Detail zeigt freilich auch, dass es hier vor allem um die schnellstmögliche Besetzung von Stellen im Dienstleistungsbereich geht. Über 4.000 der angebotenen Stellen werden über Zeitarbeitsfirmen angeboten, die augenscheinlich die meisten Unternehmen dazwischenschalten, wenn es um die Suche nach neuen Kraftfahrern, Sicherheitspersonal, Hilfsarbeitern oder Logistik-Personal geht.
Dass das so ist, zeigt der Blick auf die gemeldeten 2.816 Stellen im Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit und die tatsächlich nur Unternehmen der Branche Verkehr und Lagerei zugeordneten 294 Stellenausschreibungen. Dasselbe dysfunktionale Verhältnis sieht man im Bereich Verarbeitendes Gewerbe. Und wenn man dann weiß, dass ausgerechnet dieses Personal 2020 auch das Erste war, das im Verlauf der Corona-Pandemie die Anstellung verlor, sieht man auch das Prekäre in der Leipziger Arbeitsmarktstatistik.
Was nicht heißt, dass nicht auch jede Menge Stellen mit hoher Qualifikation angeboten werden. 1.337 freie Stellen im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre u. Erziehung zeigen durchaus, dass nach wie vor Pflegekräfte, Erzieher/-innen und Lehrer/-innen gesucht werden. Die Baufirmen selbst haben 462 freie Stellen ausgeschrieben, die Leipziger Gastronomie 304 Stellen und der Bereich Information und Kommunikation 479 Stellen. Da stecken dann nicht nur die Callcenter drin, sondern auch die Angebote der wachsenden Leipziger IT-Branche.
Aber der Herbst-Boom der Logistik-Jobs erzählt eben auch von einem Fehllauf der Leipziger Wirtschaftspolitik, die hier vor allem Arbeitsplätze favorisiert, die weder klimagerecht noch wirklich nachhaltig und zukunftsfähig sind. Sie profitierten zwar von der Corona-Pandemie – aber auch das nur auf Kosten des Einzelhandels.
Und die Frage steht durchaus, wie lange diese hochtourige Just-in-Time-Globalisierung noch funktionieren kann, wenn auch Transport-Energie immer teurer wird und ohne enorme Subventionen nicht wirklich mehr wettbewerbsfähig gegenüber regionalen Lieferketten.
Das Thema wird Leipzig noch beschäftigen. Denn auch Sachsen kann nicht mehr lange so tun, als gingen Klima- und Energiepreise einfach am Freistaat vorüber und man könnte an den Denkweisen des 20. Jahrhunderts noch Jahrzehnte festhalten. Diese Fixierung auf letztlich fossile Branchen verstellt natürlich auch den Blick darauf, welche Wirtschaftszweige in Leipzig tatsächlich nachhaltig wachsen und auch im Corona-Jahr für einen Zuwachs an Beschäftigten in Leipzig gesorgt haben, denn genau das ist – trotz kurzzeitig anwachsender Arbeitslosigkeit – passiert: In Leipzig gab es mit Stand März 2021 277.991 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Das waren 2.076 mehr als im Vorjahr.
„Auch im nächsten Monat rechne ich mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit. Der Herbstaufschwung hält an, das bestätigen uns die täglichen Gespräche mit den Unternehmen Leipzigs“, beschreibt Leonhardi die Aussicht auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Leipzig.
Zahlen zum Arbeitsmarkt im Oktober
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat September betrug bei den Unter-20-Jährigen 89 (- 19,5 Prozent) auf 367 und bei den Unter-25-Jährigen 341 (- 16,4 Prozent) auf 1.736.
Zum Vorjahres-Oktober lag der Rückgang bei den beiden Altersgruppen bei – 26,3 und – 29,9 Prozent.
Bei den Lebensälteren, in der Altersgruppe ab 50 Jahren, sank die Arbeitslosigkeit um 337 auf 5.715 Personen (Vorjahr: 6.622).
Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gesunken. Gegenüber dem Vormonat fiel sie um 419 auf 7.880. Im Vergleich zum Oktober 2020 gab es 1.098 langzeitarbeitslose Menschen mehr. Das entsprach einem Anstieg um 16,2 Prozent.
In den letzten vier Wochen betrug der Zugang aus der Erwerbstätigkeit in die Arbeitslosigkeit 1.839. In Erwerbstätigkeit abgemeldet haben sich im gleichen Zeitraum 2.190 vorher arbeitslose Menschen.
Zum statistischen Zähltag im Oktober betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 6,3 Prozent (Vormonat: 6,8 Prozent). Im Oktober 2020 lag die Quote noch bei 7,9 Prozent.
Im Oktober waren 6.315 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 704 weniger als im Vormonat und 3.110 weniger als vor einem Jahr.
Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 14.069 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 903 weniger als im September und 1.746 weniger als vor einem Jahr.
In Leipzig gab es im Oktober 30.586 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 693 weniger als im Vormonat und 2.167 weniger als im Oktober des Vorjahres.
Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 38.555 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Rückgang 761. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um 2.508 Personen.
Sonderthema Kurzarbeit
Im September 2021, jüngster statistisch ausweisbarer Monat, haben 34 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Diese Anzeigen umfassten 908 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Besonders betroffen waren Unternehmen der Vorbereitenden Bauinstallation und des Ausbaugewerbes (7), der Lagerei (4) und des Einzelhandels (4).
Im Januar 2021 haben 3.463, im Februar 3.510, im März 3.028, im April 2.838, im Mai 2.632 und im Juni1.967 (jüngster statistischer Datenstand) Betriebe Kurzarbeit abgerechnet. Zum Höhepunkt der Kurzarbeit im April 2020 waren es 4.759 Betriebe
Im Januar 2021 haben die Leipziger Unternehmen für 25.183 Beschäftigte, im Februar für 24.907, im März für 19.546, im April für 19.696, im Mai für 16.593 und im Juni für 11.163 bezogen. Im April 2020 zum Höhepunkt lag diese Zahl bei 50.956 Beschäftigten.
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