Es waren zumindest einige Medien und ihre Schlagzeilenschreiber, die 2020 schon kräftig drauflosorakelten, wie die Geburtenzahl in Deutschland zum Jahresende kräftig ansteigen würde, weil es da im Frühjahr einen harten Lockdown gegeben hatte. Was zumindest eine Menge über das Menschenbild dieser Orakel-Spezialisten sagt, aber nichts über die Wirklichkeit eines Lockdowns, in dem Familien wochenlang in (zu) kleinen Wohnungen aufeinanderhocken müssen. Die Prophezeiungen waren Käse, was jetzt auch das Statistische Landesamt für Sachsen bestätigt.
Rund 33.400 Kinder erblickten nach vorläufigen Angaben des Statistischen Landesamtes in Sachsen im Jahr 2020 das Licht der Welt. Damit ging die Zahl der Lebendgeborenen gegenüber dem Jahr 2019 um rund 1.090 Geburten beziehungsweise 3,2 Prozent zurück. Womit sich der Trend der letzten Jahre fortsetzt. 2016 hatte es noch 37.941 Lebendgeborene in Sachsen gegeben.Der Grund ist eigentlich simpel: Seit 2010 haben sich nicht nur die Ausbildungsjahrgänge halbiert, weil nun die geburtenschwachen Jahrgänge der 1990er Jahre die Schule verließen. Sie gründeten zwar in den Folgejahren meist ihre Familien. Doch wenn es statistisch deutlich weniger junge Eltern gibt, hat das zwangsläufig wieder Folgen für die Geburtenzahl.
Mit Ausnahme des Landkreises Leipzig, der einen Anstieg der Geburten um 5,2 Prozent (99) ausweist, wurde in den anderen sächsischen Kreisfreien Städten und Landkreisen ein Rückgang festgestellt. Die stärksten Rückgänge gegenüber dem Vorjahr wurden dabei in den Landkreisen Meißen mit 9,2 Prozent (171), Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 7,2 Prozent (140), Zwickau mit 6,6 Prozent (154) sowie Bautzen mit 6,4 Prozent (146) verzeichnet, so die Landesstatistiker.
In Leipzig ging die Zahl der Geburten von 6.499 auf 6.482 eher geringfügig zurück. Aber auch hier war der Höhepunkt der Geburten der letzten Jahre 2016 mit 6.983 Lebendgeburten.
Die geburtenstärksten Monate im Jahr 2020 waren der Juli und September 2020 mit 3.150 bzw. 3.132 Geburten, berichtetet das Landesamt für Statistik. Abgesehen von einem geringfügigen Anstieg im Dezember mit ca. 60 Geburten bzw. 2,3 Prozent, waren die Geburtenzahlen in den anderen Monaten im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Damit setzte sich auch im Jahr 2020 der Trend der jährlichen Abnahme der Geburten seit 2016 fort.
Und wer den Dezember als ein Zeichen sieht, dürfte sich getäuscht haben. Denn: Ein Rückgang der Geburten im Vergleich zum Vorjahr zeichnet sich auch für die Monate Januar und Februar 2021 ab. Nach vorläufigen Angaben wurden rund 2.520 Geburten im Januar 2021 und rund 2.430 Geburten im Februar 2021 gemeldet.
Für die Monate Januar und Februar ist die Anzahl der Geburten damit seit 2016 im gleichen Zeitraum am niedrigsten. Wie das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen weiter mitteilt, liegt der Rückgang der Geburten im Vergleich zum Vorjahr in den ersten Monaten des Jahres 2021 bei 4,8 Prozent im Januar und 1,8 Prozent im Februar.
Tatsächlich belegen die Geburtenzahlen einmal mehr, wie eng der erfüllte Kinderwunsch mit wirtschaftlicher Stabilität zusammenhängt und eben nicht mit gezwungenem Daheimbleiben im Bett. Auch junge Ehepaare dürften sich nicht unbedingt durch die schöne Frühjahrsidylle animiert gefühlt haben, jetzt lieber Kinder zu zeugen, wenn gleichzeitig die eigene berufliche Zukunft infrage gestellt war.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache
Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.
Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.
Vielen Dank dafür.
Keine Kommentare bisher