Das Leipziger Amt für Statistik und Wahlen hat den 30. Jahrestag der Deutschen Einheit zum Anlass genommen, auch die letzten 30 Jahre in der Leipziger Statistik einmal in neuen Grafiken anschaulich zu machen. Mit einigen überraschenden Wendungen und Haken, die erst so richtig sichtbar werden, wenn man sie bildlich vor Augen hat.
Das Verwaltungsdezernat, zu dem das Statistikamt gehört, hat sich natürlich lieber die Erfolge herausgepickt. Man möchte ja Geschichte so gern als ein schönes Höher, Schneller, Weiter ausmalen. Ergebnis: „Höhere Einkommen, weniger Arbeitslose und wieder mehr Kinder in Kitas und Horten: Anlässlich des 30. Jahrestages der Wiedervereinigung zieht das Amt für Statistik und Wahlen Bilanz zur Entwicklung Leipzigs in den vergangenen drei Jahrzehnten – anhand präziser Kennzahlen.
Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning kommentiert die Veröffentlichung so: „Die Zeitreihen verdeutlichen langfristige Entwicklungen ebenso wie Wandlungsprozesse und Umbrüche. Erst die Umschau dieser langen Episode der jüngeren Geschichte Leipzigs erlaubt es uns, ‚echte‘ Trends von temporären Veränderungen zu unterscheiden.“ Er ergänzt: „In einer guten Streitkultur liefern Zahlen und Fakten das nötige Stück Vernunft für eine sachliche Information.“
Was aus Sicht des Verwaltungsdezernats wichtig war
Der Indikator zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Bevölkerung – der sich etwa aus den Erhebungen der kommunalen Bürgerumfrage speist – umreißt aus Sicht des Amtes für Statistik und Wahlen fünf verschiedene Phasen der Stadtentwicklung: Anfang der 1990er Jahre zunächst eine Phase des Aufbruchs und des Aufbaus Ost, gefolgt von einer Abschwächung des Aufholprozesses (Mitte bis Ende der 1990er Jahre).
Die Phase der Verunsicherung und Neuorientierung setzt von der Jahrtausendwende bis in das Jahr 2008 an. Anschließend durchläuft Leipzig eine Periode des starken städtischen Wachstums (etwa 2009 bis 2015/16). Seit 2017 befindet sich die Stadt demnach in einer Phase der Konsolidierung. Für den Bericht stehen nur Daten aus der Zeit vor der Corona-Pandemie zur Verfügung.
Die Veränderungen, die die Leipziger Stadtgesellschaft seit der Wiedervereinigung durchlaufen hat, spiegeln sich in vielen Details wider, etwa in der Entwicklung der Bevölkerung. Nach einer Phase der Schrumpfung betrug die Anzahl an Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 1998 nur noch 85 Prozent des Standes von 1990. 2019 erreichte Leipzig die Marke von 600.000 Einwohnern, dies entsprach im Vergleich zum Jahr 1990 wieder 116 Prozent des Bevölkerungsbestandes. Allerdings hat sich auch durch Eingemeindungen die Stadtfläche deutlich vergrößert.
Die zusammengefasste Geburtenziffer gibt Aufschluss darüber, wie viele Kinder eine Frau – ausgehend vom Geburtengeschehen in einem Kalenderjahr – durchschnittlich in ihrem Leben zur Welt bringt. Diese lag in Leipzig 1990 bei 1,37, erreichte 1995 den Tiefstwert von nur noch 0,75 Kindern pro Frau und stieg bis zum Jahr 2016 stetig an, bis zum Wert von 1,53.
In den vergangenen Jahren ist dieser Wert wieder leicht rückläufig und lag zuletzt bei 1,34. Die Anzahl der Kindertageseinrichtungen und Horte lag 1991 bei insgesamt 473, die für 37.465 Kinder da waren. 2005 waren es nur noch 261 Einrichtungen, in denen 26.384 Kinder betreut wurden. Seither steigt sowohl die Anzahl betreuter Kinder, als auch die Zahl der Einrichtungen: 2020 spielen in 345 Kitas und Horten 48.886 Kinder.
Die Arbeitslosenquote in Leipzig lag 1995 bei 12,9 Prozent, der Höchststand 2005 bei 21,3 Prozent und im vergangenen Jahr nur noch bei 6,5 Prozent. Die Einkommensentwicklung in Leipzig entwickelt sich entsprechend positiv: Lag das persönliche Monatsnettoeinkommen 1990 bei umgerechnet 590 Euro, so betrug dieser Wert 2019 im Mittel 1.438 Euro.
Bereits seit 1991 veröffentlicht das Amt für Statistik und Wahlen Quartalsberichte, Jahrbücher und die Kommunale Bürgerumfrage. Seit 2006 wurde das Leipzig-Informationssystem entwickelt, das 2011 online freigeschaltet werden konnte.
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So weit die Sicht der Stadt auf die Zahlen.
Aber die eigentlichen Überraschungen stecken im Detail. Das bereiten wir gleich in einem besonderen Artikel auf.
Der Trendbericht steht hier online zum Download bereit.
Wo man mit deterministischen Bevölkerungsvorausberechnungen herauskommt, wenn man die Störfaktoren einfach ignoriert
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