Beim Pkw-Besitz in Leipzig ist nicht nur wichtig, wie viele Fahrzeuge nun pro Nase in der Stadt registriert sind. Es geht auch um die Art der registrierten Fahrzeuge. Denn einige Motorvarianten sind für das Stadtklima ja deutlich schädlicher als andere. Auch das kann ein Grund dafür sein, dass über 2.000 Leipziger mehr im vergangenen Jahr ihren Pkw abgemeldet haben.

Denn dass der Bestand an Privat-Pkw von 200.496 auf 198.137 fiel, kann auch durchaus mit der Diesel-Affäre zu tun haben. Nicht jeder Autobesitzer zuckt mit den Schultern und schiebt die Verantwortung für die dicke Luft in Leipzigs Hauptstraßen auf die Autohersteller, die Regierung oder die Verkehrspolitik der Stadt. Bei jedem Autokauf entscheidet der Käufer selbst.

Spätestens seit 2007, als die Deutsche Umwelthilfe das Thema im Rahmen einer Pressekonferenz in die Öffentlichkeit brachte, wussten alle, dass die realen Abgaswerte der Dieselfahrzeuge nicht mit den Herstellerangaben übereinstimmten. Auch die Bundesregierung wusste es, beteiligte sich aber in den Folgejahren emsig an der Vertuschung des Skandals.

Bis 2015 – da wurde die Existenz der eingebauten Abschaltvorrichtung bekannt. Niemand konnte mehr leugnen, dass all die mit „Grüner Plakette“ verkauften Neuwagen die Abgasprobleme der großen Städte nicht linderten, sondern – speziell im Bereich Stickoxide – verschärften.

Aber die Leipziger kauften trotzdem weiter Dieselautos. Deren Anteil an den registrierten Pkw stieg seit 2012 von 21,2 auf 25,6 Prozent. Und auf die ersten Straßen in Leipzig rollt – wenn die Stadt nicht zügig reagiert – ein Dieselfahrverbot zu. Die ganze bräsige Gleichgültigkeit führt genau zu den Phänomenen, die alle befürchtet und verabscheut haben.

Oder mal so gesagt: Von allein werden viele Konsumenten nicht vernünftig.

Viele. Nicht alle. Denn seit 2017 klar wurde, dass auch in Städten wie Leipzig ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge drohen könnte, scheinen doch einige hundert Autobesitzer, die möglicherweise eh schon mit dem Verzicht aufs Auto gespielt haben, ihr altes Dieselauto abgeschafft zu haben.

Die Vermutung liegt recht nahe, dass genau dieser Effekt hinter dem Rückgang der registrierten Privat-Pkw um 2.349 im Jahr 2017 steckt.

Und noch eine kleine Überraschung hält Lars Kreymanns Bericht zu den Kraftfahrzeugen bereit: Erstmals tauchten Elektroautos mit einem messbaren Wert in der Statistik auf: 0,1 Prozent aller Leipziger Pkw sind Autos mit Elektroantrieb. Das ist noch weit von allen politischen Zielen entfernt, aber es erzählt von einem langsamen Zuwachs, der auch deutlich macht, dass ein E-Auto im Stadtverkehr durchaus Sinn macht.

2017 gab es einen regelrechten Sprung bei der Zahl der angemeldeten E-Fahrzeuge von 196 auf 345. Was dann wie ein rasantes Wachstum um 76 Prozent aussieht. Aber nicht nur Elon Musk in den USA hat ja so seine Probleme, die Verkaufszahlen in die Höhe zu puschen. Solange das alte Tankstellensystem für die Verbrennungsmotoren reibungslos funktioniert und der Ölpreis im Keller bleibt, ist ganz sichtlich der Druck nicht groß genug, mehr Autofahrer zum Umdenken zu bewegen. Es sind also vor allem die echten Idealisten, die jetzt schon auf Elektro umsteigen – und natürlich kommunale und staatliche Einrichtungen. Von den 345 Fahrzeugen sind 43 schon als Nutzfahrzeuge registriert.

Und wenn die Stadt (und private) auch das E-Tanknetz weiter ausbauen und entsprechende E-Stellplätze ausgewiesen sind, dürfte das durchaus helfen, das Umdenken zu erleichtern. Und die Initiativen der Autobauer, auch ein paar Luxusmodelle als E-Auto anzubieten, wird ebenfalls helfen.

Aber noch ein Trend wird in Kreymanns Beitrag sichtbar: Viele junge Leute kaufen sich auch deshalb kein Auto, weil sie das Stellplatzproblem vorm Haus kennen. Sie kaufen deshalb lieber ein Krad, wie das so schön heißt. Die Zahl der registrierten Krafträder stieg 2017 von 12.807 auf 13.211. Und wer sich umschaut sieht, dass das meistens eben keine schweren Motorräder sind, sondern leichte Mopeds und Mofas.

Und sogar die Ortsteile, wo die meisten Kräder registriert sind, erzählen davon, dass die schmalen, leichter zu parkenden Fahrzeuge vor allem in dicht bewohnten Stadtteilen beliebt sind: In der Südvorstadt waren 482 Kräder registriert, in Connewitz 432, in Gohlis-Süd 403, Stötteritz 380, Gohlis-Mitte 376 und Böhlitz-Ehrenberg 369. Vielleicht bekommt Leipzig ja irgendwann ein italienisches Flair mit tollkühnen Vespa-Flotten, die morgens zur Arbeit fahren.

Zahl der privat gemeldeten Pkw in Leipzig ging 2017 zum ersten Mal zurück

Zahl der privat gemeldeten Pkw in Leipzig ging 2017 zum ersten Mal zurück

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