Es ist Winter. Auch wenn es nicht so aussieht. Aber die neuen Zahlen zum Leipziger Arbeitsmarkt im Januar machen wieder einmal deutlich, dass es nach wie vor einige Wirtschaftsbranchen gibt, die extrem vom Wetter abhängig sind - allen voran die Baubranche. Ab Dezember geht das jedes Jahr los, da schnellen die Arbeitslosenzahlen nach oben, im Januar gibt's jedes Mal noch einen deftigen Aufschlag. Diesmal einen von 2.264.
“Der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit um 2.264 Menschen im Januar ist saisonal bedingt und kommt nicht überraschend”, erklärte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Reinhilde Willems, am Dienstag, 2. Februar. “Zum Jahresende laufen etliche befristete Arbeitsverträge aus und in den witterungsabhängigen Branchen kommt es zu winterbedingten Entlassungen. Diese Entwicklung ist typisch für den Monat Januar. Im letzten Jahr war der Anstieg im Januar nahezu identisch. Trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit gibt es im Vergleich zum Januar des Vorjahres weniger arbeitslose Menschen in der Stadt Leipzig.”
Insgesamt waren 27.724 (Dezember: 25.460) Männer und Frauen in der Stadt Leipzig arbeitslos. Der Anstieg im Vergleich zum Dezember 2015 betrug 2.264 Personen. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres ist die Zahl der Arbeitslosen um 786 zurückgegangen.
In allen Altersgruppen war ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Bei den jungen Menschen bis 25 Jahren stieg die Zahl der Arbeitslosen um 327 auf 2.080 (Vorjahr: 2.113). Bei den Lebensälteren in der Altersgruppe ab 50 Jahren wuchs die Arbeitslosigkeit um 563 auf 8.411 Personen an (Vorjahr: 8.821).
Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gestiegen. Gegenüber dem Vormonat wuchs sie um 286 auf 8.941. Im Vergleich zum Januar 2015 gab es 166 Langzeitarbeitslose weniger.
Und dazu kommt noch ein Fakt, den die Arbeitsagentur Leipzig nicht gesondert hervorhebt: Natürlich melden sich auch jene Leipziger Asylbewerber jetzt verstärkt bei der Arbeitsagentur an, die die rechtliche Genehmigung zur Arbeitsaufnahme bekommen haben. In der Regel sind sie – vor allem aufgrund von Sprachbarrieren oder fehlenden Qualifikationen – nicht so leicht zu vermitteln wie einheimische Bewerber. Aber das wird eindeutig eine der wesentlichen Aufgaben der Berater, hier die verstärkte Vermittlung im Jahr 2016 in Gang zu bekommen.
Denn unüberwindbar sind die Hürden nicht.
Waren im November noch 3.332 Ausländer in Leipzig als arbeitslos registriert, so stieg die Zahl im Dezember auf 3.441 und jetzt im Januar auf 3.885. Entsprechend stieg auch die allein auf Ausländer berechnete Arbeitslosenquote von 22,7 auf 26,5 Prozent an.
Die Gesamt-Arbeitslosenquote stieg lediglich von 8,7 Prozent im November und 8,8 Prozent im Dezember auf 9,6 Prozent.
Auf die beiden Rechtskreise aufgesplittet bedeutet das:
Im Januar waren 6.565 Menschen im Rechtskreis SGB III in der Arbeitsagentur arbeitslos gemeldet. Das waren 1.114 mehr als im Vormonat und 227 weniger als im Januar 2015.
Im Rechtskreis SGB II waren 21.159 Menschen im Jobcenter Leipzig arbeitslos registriert. Das waren 1.150 mehr als im Dezember 2015 und 559 weniger als vor einem Jahr. 76,3 Prozent aller arbeitslosen Leipziger wurden vom Jobcenter und 23,7 Prozent von der Arbeitsagentur Leipzig betreut.
In Leipzig gab es im Januar 40.564 Bedarfsgemeinschaften. Das sind 116 mehr als im Vormonat und 840 weniger als im Januar des Vorjahres. Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 50.497 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Anstieg 206. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um 840 Personen.
Und abseits des saisonalen Knicks geht der Beschäftigungsaufbau in Leipzig unvermindert weiter, betont die Arbeitsagentur.
Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im Januar einen Anstieg gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.632 freie Stellen, das waren 70 mehr als im davor liegenden Monat (1.562) und 267 mehr als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet.
“Die positive Entwicklung bei den zu besetzenden Arbeitsstellen kommt noch nicht ausreichend bei den Arbeit suchenden Menschen an. Anforderungsprofile von Stellen und Bewerbern passen oft nicht ausreichend zusammen. Mein Appell an Arbeitgeber und Arbeitnehmer, seien Sie mutig und gehen Sie neue Wege. Die Arbeitsagentur und das Jobcenter Leipzig unterstützen mit ihrer Beratung und den finanziellen Unterstützungen bei der Einstellung“, wirbt Willems. Betont aber auch, dass es im Februar noch ein wenig bremst: “Auch im Februar müssen wir mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit rechnen. Der Anstieg wird aber wesentlich geringer ausfallen als im Januar.”
Aber 4.544 gemeldete freie Stellen – das sind rund 700 mehr als vor einem Jahr. Und die Branchen, die am emsigsten nach Personal suchen, sind derzeit
– Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung (1.076 gemeldete Stellen)
– Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit (997)
– Gesundheit, Soziales, Lehre u. Erziehung (562)
Und auch das Angebot freier Lehrstellen steigt wieder: Waren es vor einem Jahr 2.467, sind derzeit 2.501.
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