Nach einer aktuellen Studie des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kehren immer mehr nach Westdeutschland abgewanderte Beschäftigte in die neuen Länder zurück. Seit 2006 ist ein Anstieg der Rückkehrrate auf durchschnittlich gut 8 Prozent zu beobachten.
Spitzenwerte erreichen die westthüringischen Landkreise Eichsfeld und Hildburghausen mit 18,6 bzw. 14,9 Prozent. Geringer schneiden dagegen die größeren Städte wie Frankfurt (Oder), Schwerin und Halle (Saale) ab. “Deutlich schlechter” schrieb das IAB an dieser Stelle, aber damit wird wohl der Charakter des Phänomens falsch beschrieben.
IfL-Wissenschaftler Dr. Robert Nadler und Mirko Wesling vom IAB führen die insgesamt positive Entwicklung des ostdeutschen Arbeitsmarktes als eine mögliche Ursache für die zunehmende Rückwanderung an. Viele Rückkehrer nennen die Nähe zu Freunden und die Familiensituation als wichtige Beweggründe für ihre Entscheidung. Die Arbeitsmarktlage stellt sich nach ihrem Empfinden hingegen oft noch als schwierig dar. Das ergab eine Online-Befragung, die das Leibniz-Institut für Länderkunde bereits im vergangenen Jahr durchgeführt hat.
Insbesondere in den von Schrumpfung geprägten ostdeutschen Regionen sei Rückwanderung zu einem Hoffnungsträger geworden, auch mit Blick auf die fehlenden Fachkräfte. Da Rückkehrer oft jünger sind und häufig in den ländlichen Raum zurückziehen, scheint diese Hoffnung nicht unbegründet. Offen sei allerdings, wie viele der zurückkehrenden Beschäftigten auch im Heimatkreis eine Arbeit aufnehmen und wie viele zu ihrem alten Arbeitsort nach Westdeutschland pendeln, geben die Forscher zu bedenken.
Die Studie stützt sich auf die sogenannte Beschäftigtenhistorik des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Das Zahlenwerk verknüpft Erwerbsbiografien mit Daten zum Wohnort und ermöglicht erstmals eine flächendeckende Analyse von Rückwanderungsströmen auf der Ebene von Kreisen.
Mit der klaren Einschränkung: Die Daten lassen nur einen Vergleich zwischen den (Abwanderungs-)Jahren 2000 bis 2009 und der (Rückwanderungs-)Jahren 2001 bis 2010 zu. Sie erfassen nicht die wirklich einschneidenden Abwanderungen der 1990er Jahre, sondern erfassen einen Zeitraum, der im Osten auch schon durch signifikant sinkende Abwanderung geprägt war. Mit dem ab 2010 auch in den ostdeutschen Unternehmen spürbar gewordenen Geburtenknick aus den Jahren 1992/1993 haben sich die Einstellungschancen für gut ausgebildete Fachkräfte seitdem spürbar verbessert. Was dann eben die Rückwanderung junger Leute, die in den Jahren zuvor noch auf Arbeitsangebote aus dem Westen zurückgreifen mussten, deutlich erleichterte. Sie kommen nicht zurück, weil im Osten ein Wunder geschieht, sondern weil sie hier endlich ein Jobangebot finden.
Statistischer Quartalsbericht III/2013 (7): Wenn Völker wandern oder Alles strebt in die Mitte
Ein Phänomen der jüngeren demografischen …
600.000 Leipziger im Jahr 2020: Die Wohnungsunternehmen wollen die Ärmel hochkrempeln
Wohin driftet Leipzig? Was gilt es zu tun? …
Novemberhochrechnung für die sächsische Bevölkerung: Zuwanderung hält an – trotz schwarz-gelber Kürzungspolitik
So richtig belastbar ist das zwar alles …
Dass viele Politiker das nun zu einem “Hoffnungsträger” hochstilisieren, ist natürlich Mumpitz. Es ist ein simpler demographischer Effekt, der in Ländern wie Sachsen zumindest für eine Minderung des Bevölkerungsschwundes sorgt. Aber ab 2014 kommt noch ein ganz anderer Effekt zum Tragen: Dann treten erstmals weniger frisch ausgebildete Fachkräfte in den sächsischen Arbeitsmarkt ein, als gleichzeitig in den Ruhestand gehen. Dann geht es nicht mehr nur darum, den eigenen Nachwuchs zu halten, sondern neue Fachkräfte zu gewinnen.
Die Karten erzählen natürlich von einer Trendwende, die schon seit Beginn des Jahrtausends spürbar ist und die zeigt, wie sehr Bevölkerungswanderungen von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Jobangeboten abhängig sind. Auch zwischen 2001 und 2006 war die Rückwanderung der jungen Leute schon zu beobachten. Ab 2006 hat sie sich sichtlich verstärkt. Zeichen eigentlich dafür, wie interessiert auch junge Menschen sind, in ihrer eigenen Heimat einen Arbeitsplatz zu finden und eine Existenz zu gründen. Das könnte die Bevölkerungsentwicklung im Osten ein wenig stabilisieren.
Wirklich interessant werden diese Zahlen, wenn die Rückkehrerquote die 50-Prozent-Marke überschreitet oder gar Richtung 100 Prozent spaziert.
Im Detail nachzulesen sind die Ergebnisse der Analyse auf http://aktuell.nationalatlas.de.
Keine Kommentare bisher