"Deutsche Portemonnaies sitzen so locker wie zuletzt 2001", titelte Spiegel Online jüngst. In wohl allen großen Medien ging die Meldung über den Ticker, dass die Sparquote der Deutschen sinkt: Mit gerade mal 8,5 Prozent ihres verfügbaren Einkommens sparen die deutschen Haushalte so wenig wie zuletzt vor zwölf Jahren. Die Deutschen gehören üblicherweise zu den Sparweltmeistern.

Mit durchschnittlich über zehn Prozent in den vergangenen zehn Jahren, legen die Deutschen deutlich mehr auf die hohe Kante als zum Beispiel die Bürger in den USA. Dort ist die Quote, wie das Auswärtige Amt mitteilt, wieder auf 3,9 Prozent gesunken, nachdem sie krisenbedingt auf 5,8 Prozent gestiegen war. Die Deutschen sind eben immer schon Sparer gewesen und in monetären Dingen sehr konservativ. Während die Amerikaner ihr Geld vermehrt in Aktien und Fonds anlegen, packen sie ihr Zurückgelegtes lieber auf das Sparbuch, wo es aktuell mit einem Grundzins von 0,25 Prozent fast so schnell an Wert verliert wie unter dem Kopfkissen. Da es sich dort nun nicht mehr lohnt, geben die Deutschen ihr Geld lieber aus und finanzieren große Anschaffungen, in Zeiten niedriger Zinsen, lieber auf Pump.

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Für Sachsen dürfte die Sparquote noch niedriger liegen, und die Leipziger Quote eine weitere Etage tiefer. Doch nicht wegen der viel zu kleinen Zinsen, sondern wegen der kleinen Einkommen. Zum Vergleich: Die Leipziger Haushalte verfügten im Jahr 2011 (das jüngste, für das die Zahlen vorliegen) über ein Nettoeinkommen 1.414 Euro. Ein Haushalt im bundesdeutschen Schnitt verfügte in 2011 jedoch über 2.988 Euro, wobei ein westdeutscher Haushalt durchschnittlich 3.144 Euro einnahm und ein ostdeutscher 2.442 Euro. Dies ergab der Mikrozensus, eine Untersuchung der Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR). Die Leipziger verdienen also nur die Hälfte des Bundesschnitts, sparten aber nicht viel weniger. Die Sparquote lässt sich für den sächsischen Schnitt ermitteln: Das Landesamt für Statistik listet in seinem Statistischen Jahrbuch für 2011 eine Quote von 7,8 Prozent auf. Auch hier ist die Quote rückläufig – in 2010 hatte sie noch 8,5 Prozent betragen.

“Grundsätzlich lässt sich die Aussage mit der niedrigen Sparquote sicher auch auf Leipzig übertragen”, sagt Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale in Leipzig, und fügt an: “Es wäre jedoch nicht überraschend, wenn die Sparquote in der Armutshauptstadt Sachsens noch niedriger ist.” Klar, wer weniger hat, kann auch weniger sparen. Das ist in Leipzig und in Sachsen so wie in ganz Deutschland. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) greift online in einem Artikel vom 27. September 2013 die unterschiedlichen Sparquoten auf: Haushalte, die am unteren Ende der Einkommensskala liegen, sparen durchschnittlich nur 1,8 Prozent. Dabei sparen Gutverdiener sehr viel mehr. “Insgesamt sparen 60 Prozent aller Haushalte regelmäßig, 40 Prozent sparen nichts”, so die bpp. “Wenn dabei die Haushalte von Besserverdienern überdurchschnittlich häufig und viel sparen beziehungsweise die Haushalte mit geringem Einkommen vergleichsweise wenig und häufig nichts sparen, dann vergrößert sich auch die Vermögensungleichheit.”

Die sehr ungleiche Verteilung des Vermögens in Deutschland hatte auch die im Frühjahr 2013 von der Bundesbank veröffentlichten Studie “Private Haushalte und Ihre Finanzen” bestätigt. Und es gibt ein weiteres bpb-Fazit, das für Nachdenken sorgt: “Bezogen auf den Befragungszeitraum September 2010 bis Juli 2011 verfügten die reichsten 10 Prozent aller Haushalte über einen Anteil von 59,2 Prozent am Nettovermögen aller Haushalte”, heißt es. Übertragen auf Sachsen und Leipzig bedeutet es wohl, dass die Haushalte hier zu den armen neunzig Prozent gehören. Und wegen der niedrigen Einkommen gar nicht die Chance haben, sich hochzusparen.

www.spiegel.de/wirtschaft/service/konsum-deutsche-sparquote-sinkt-auf-zwoelf-jahres-tief-a-935211.html

www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61778/sparverhalten-nach-einkommen

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