Auch die Mitarbeiter des Statistischen Landesamtes in Kamenz lieben es, die Öffentlichkeit manchmal ein wenig zu schockieren. Am 1. August meldeten sie forsch: "5.000 weniger Auszubildende 2012 in Sachsen". Das klingt heftig. Und erklärt natürlich zum Teil, warum auch das Handwerk in Leipzig mittlerweile Probleme bekommt, seine Ausbildungsstellen zu besetzen. Die "fetten Zeiten" sind tatsächlich vorbei.
50.695 Auszubildende befanden sich am 31. Dezember 2012 in Sachsen in der betrieblichen Ausbildung. Das waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes 4.999 bzw. 9 Prozent weniger Auszubildende als 2011. Und das Jahr 2012 war nur der Vorgeschmack auf 2013, wo sich die Knappheit der Bewerber noch stärker bemerkbar macht.
Die anteilige Verteilung nach Ausbildungsbereichen veränderte sich dabei wenig. So lernen 62 Prozent der Auszubildenden einen Beruf in Industrie und Handel, ein Viertel im Handwerk, fast 5 Prozent im Ausbildungsbereich der Freien Berufe, rund 4 Prozent in der Landwirtschaft, 3,5 Prozent im Öffentlichen Dienst und etwa 1 Prozent im Ausbildungsbereich Hauswirtschaft.
Sind insgesamt von 100 Auszubildenden 37 Frauen, so waren es beispielsweise im Handwerk 25, in Industrie und Handel 36, im Öffentlichen Dienst 64 und im Bereich Freie Berufe 90.
Und nicht nur dort macht sich das klassische Rollenmuster bemerkbar. Auch im Detail sind die Rollenverteilungen so klassisch wie eh und je – trotz Girls’ Day und Boys’ Day. Was viele Gründe hat. Und nicht alle Gründe sind schlechte Gründe. Nur die Honorierung ist es meistens.
Von den weiblichen Auszubildenden lernen mit fast 8 Prozent die meisten den Beruf Kauffrau im Einzelhandel (1.510), man wird den jungen Damen also irgendwann an der Kasse im Supermarkt oder im Kaufhaus begegnen.
Von den männlichen Auszubildenden lernten 7,5 Prozent (2.383) Kraftfahrzeugmechatroniker.Im vergangenen Jahr wurden 18.516 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Und da ist der erste Grund sichtbar, der zu diesem starken Rückgang der Auszubildenden in Sachsen beitrug. Denn das waren 8 Prozent (1.600) weniger als 2011. Ebenso ging mit jeweils rund 8 Prozent die Zahl der Neuabschlüsse in Industrie und Handel sowie im Handwerk zurück.
Und in diesen 18.516 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen stecken nach wie vor auch noch Überhänge aus den Vorjahren, als die sächsische Wirtschaft nicht genug Lehrstellen für alle Bewerber zur Verfügung stellen konnte. Dabei haben zahlreiche Unternehmen ihre Anstrengungen verstärkt, auch Bewerber aufzunehmen, die mit eher ungenügenden schulischen Leistungen anklopften.
Was da in den vergangenen Jahren passiert ist, zeigt die längerfristige Statistik. Im Jahr 2005 verließen noch 27.366 Schülerinnen und Schüler Sachsens Schulen mit einem Realschulabschluss, dazu kamen 6.861 Schulabgänger mit einem Hauptschulabschluss.
2011 hatten sich diese Zahlen fast gedrittelt auf 10.847 Absolventen mit Realschulabschluss und 2.340 mit einem Hauptschulabschluss.
2012 sind die Zahlen zwar wieder gestiegen – aber auf einem im Vergleich sehr geringen Niveau: auf 11.585 Schulabgänger mit Realschulabschluss und 2.347 mit Hauptschulabschluss. Die Lücke bis zu den genannten 18.516 neuen Ausbildungsverträgen schließen zu einem großen Teil Bewerber, die ihr Abitur nicht zum Studium nutzen, sondern zu einem vorteilhafteren Einstieg in eine Praxisausbildung.
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Dass 2012 dann freilich schon ein Rückgang der Azubi-Zahl um 4.999 zu verzeichnen war, hängt mit den älteren Ausbildungsjahrgängen zusammen. Denn die Berufsausbildung dauert zwischen zwei und vier Jahren. Und die älteren Jahrgänge waren zahlenmäßig natürlich stärker. 20.926 Auszubildende haben 2012 ihren Abschluss gemacht und sind ins Berufsleben gewechselt. Die meisten übrigens erfolgreich.
2011 hatte der neue Ausbildungsjahrgang noch eine Stärke von 20.116, 2012 waren es dann die genannten 18.516. Und wenn man die Zeichen aus den Kammern richtig deutet, wird es 2012 nicht besser. Im Handwerk eher schlechter. 2011 hat das sächsische Handwerk noch 4.668 neue Ausbildungsverträge unterschreiben können, 2012 dann nur noch 4.286.
Und auch der Kampf um die besseren Bewerber wird sich verstärken. Denn mit einem gesicherten Ausbildungsplatz ist ja noch nichts getan – die jungen Leute müssen auch den Abschluss schaffen.
Von den Prüflingen bestanden 86 Prozent die Prüfung im Ausbildungsjahr 2012. Die beste Quote hat dabei mit fast 96 Prozent der Ausbildungsbereich Öffentlicher Dienst zu verzeichnen, die geringste verzeichnet der Ausbildungsbereich Handwerk mit 81 Prozent.
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