Mühsam kommt die Arbeitsvermittlung im April in Leipzig in Gang. Mühsam auch in ganz Deutschland. "Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich insgesamt weiter in einer guten Grundverfassung, die aktuelle Entwicklung ist allerdings eher gedämpft", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-J. Weise, am Dienstag, 30. April, in Nürnberg. Verglichen mit dem Süden Europas geht es Deutschland gut. Aber der Vergleich trügt.
Denn in den müden Frühjahrsergebnissen steckt auch der demolierte Absatzmarkt in Griechenland, Italien, Portugal, Spanien. Man muss schon auf sehr hohem Ross sitzen, um diesen Ländern ein solches Spardiktat aufzudrücken, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, wie das auch wieder die deutsche Wirtschaft tangiert. Irgendwann sind die Absatzausfälle im Süden Europas auch in Asien oder Amerika nicht mehr auszugleichen. Wirtschaft ist ein Geben und Nehmen. Noch läuft der deutsche Export, weil es weiter entfernt Abnehmer gibt.
Dafür klemmt es in der heimischen Wirtschaft. Auch weil die Kommunen im Land unter Limit laufen mit ihren Investitionen. Und weil die öffentliche Hand ebenfalls spart. Auch auf Kosten von Arbeitsplätzen. Wichtigen Arbeitsplätzen in Sicherheit, Forschung, Bildung. Zu einer “gedämpften Entwicklung” gehört immer jemand, der dämpft. Der Frühling ist es nicht. Auch wenn die Geschäftsführerin des Leipziger Jobcenters geradezu durch Blümchenwiesen hüpft.
“Der leichte Rückgang der Arbeitslosigkeit im April ist sehr erfreulich und stimmt mich für die kommenden Monate zuversichtlich. Neben den Arbeitslosenzahlen ist aber auch die Entwicklung bei den Bedarfsgemeinschaften ein wichtiger Gradmesser. Bei den Bedarfsgemeinschaften verzeichnen wir im Vergleich zum Vormonat ebenfalls einen leichten Rückgang von 74. Gemessen am Vorjahr gibt es aktuell in Leipzig sogar knapp 1.300 Bedarfsgemeinschaften weniger, die auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Das ist eine beachtliche Entwicklung, die wir fortsetzen werden”, sagt Dr. Simone Simon, Geschäftsführerin des Jobcenters Leipzig.
Aber im Schwester-Haus glaubt man, der Frühling sei der Grund für das zarte, verletzliche Pflänzchen. – “In den zurückliegenden vier Wochen ging die Zahl der Arbeitslosen weiter zurück. Damit zeigte sich eine Entwicklung, die für den April typisch ist”, meinte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Elke Griese, am Dienstag.
Insgesamt waren 31.055 Männer und Frauen im Agenturbezirk Leipzig arbeitslos gemeldet. 6.845 davon im Rechtskreis des SGB III und 24.210 im Rechtskreis SGB II.
Bei der Betrachtung nach Altersgruppen gab es eine einheitliche Entwicklung. Sowohl bei den unter 25-Jährigen wie auch bei den über 50-Jährigen sanken die Zahlen, bei den jungen Menschen im Vergleich zum Vormonat um 62 und bei den älteren um 144. Im Vergleich zum April 2012 ist das ein Rückgang von – 293 bei den Jungen und 132 bei den Älteren.
Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ging im zurückliegenden Monat im Agenturbezirk Leipzig weiter zurück. Gegenüber dem Vormonat sank die Zahl um 19 auf 9.727. Im Vergleich zum April 2012 gab es 1.545 weniger Langzeitarbeitslose.
Und nun die Zahlen dazu aus dem Jobcenter:
Die Zahl der langzeitarbeitslosen Männer und Frauen liegt dort aktuell bei 8.939 Personen. Das sind 10 weniger als im Vormonat und 1.503 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der arbeitslosen Personen über 50 Jahre ist mit aktuell 6.951 im Vergleich zum Vormonat um 61 gefallen und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 123 gesunken. Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 2.134 Jugendliche unter 25 Jahren. Das sind 30 Jugendliche mehr als im Vormonat und 244 Jugendliche weniger als im April 2012. Die Zahl der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen liegt bei 1.283. Das sind 3 weniger als im Vormonat und 32 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer in Betreuung des Jobcenters liegt bei 2.600. Das sind 14 mehr als im Vormonat und 92 weniger als im Vorjahresmonat.
Die Zahl der arbeitslosen Arbeitslosengeld II-Empfänger ist im Monat April auf 24.210 Personen gefallen. Das sind 159 Personen weniger als im Vormonat (24.369) und 1.589 weniger als noch vor einem Jahr (25.799).
Acht Jahre nach Start von “Hartz IV” kann wahrscheinlich niemand mehr wirklich begründen, warum man die Erwerbslosen weiter so aufteilt. Außer unter dem Gesichtspunkt der gestaffelten Sanktionsinstrumente. Die Zahlen selbst zeigen, dass sich auf dem Leipziger Arbeitsmarkt derzeit kaum ein laues Lüftchen regt. Nicht einmal der Staat stellt ein, obwohl Lehrer und Polizisten fehlen. Wie lange wird es dauern, bis auch die hartleibigsten Politiker begreifen, dass man den Menschen nicht einfach aus der eigenen Gesellschaft herausoperieren kann, damit sie “effizienter” wird? Dass selbst die so oft verdammten “Staatsausgaben” Teil des Bruttoinlandsprodukts sind?
Dass “Steuergelder” nicht einfach “verschwinden”, wenn die armen Millionäre die gesetzlichen Steuersätze zahlen, sondern dass das alles ein gewaltiges Investitionsunternehmen ist, für jeden nachlesbar, der sich mittlerweile mit der doppelten Haushaltsführung der Kommunen in Sachsen beschäftigt. Eine Stadt wie Leipzig ist ein gewaltiger Wert, geschaffen durch Arbeit und Investitionen.
Hier nun extra noch eins mehr zu sparen, ist geradezu kontraproduktiv. Dass die Arbeitslosigkeit sachte wieder etwas schmolz, ist fast nur noch ein demografischer Effekt in diesem Frühjahr. Andere sind derzeit nicht spürbar.
Zum statistischen Zähltag im April lag sie im Agenturbezirk Leipzig bei 11,7 Prozent Arbeitslosenquote. Ein Jahr zuvor, im April 2012 stand sie noch bei 12,4 Prozent.
In der Stadt Leipzig gibt es insgesamt über beide Rechtskreise SGB III und SGB II hinweg 31.055 arbeitslose Menschen. Im Vergleich zum Vormonat sind das 481 arbeitslose Menschen weniger (- 322 im SGB III und – 159 im SGB II).
Die Zahl der Leistungsempfänger nach dem SGB II im Jobcenter Leipzig ist im April auf 72.712 Personen gefallen (März 2013: 72.855, April 2012: 74.864). Die Männer und Frauen wurden in 43.730 Bedarfsgemeinschaften (März 2013: 43.804, April 2012: 45.006) betreut. Unterstützendes Sozialgeld ist an 17.956 Personen (März 2013: 17.982, April 2012: 18.067) zur Auszahlung gekommen.
“Für den nächsten Monat erwarte ich einen weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahl”, prognostiziert Griese. Ist ja Frühling.
Im Frühling wird mittlerweile auch hart um den Nachwuchs gekämpft. Nur halt meist schon im Internet und im direkten Kontakt zwischen Unternehmen und Schulen. Die Arbeitsagentur ist längst nur noch die Nummer zwei, wenn Unternehmen ihre Lehrlinge suchen. Ein paar tun es noch.
Die Zahlen zum April:
Bis April hatten sich 1.930 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter gemeldet. Das waren 27 oder 1,4 Prozent weniger als im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt. Demgegenüber standen 1.839, davon 1.816 betriebliche, Ausbildungsstellen zur Verfügung. Das waren bei allen Ausbildungsstellen 12,0 Prozent und bei den betrieblichen Ausbildungsstellen 6,7 Prozent weniger als vor einem Jahr.
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