Unter dem Motto „Meeresschutz beginnt in unseren Bächen“ führte der VSR-Gewässerschutz im März 2025 eine Messfahrt im Kreis Nordsachsen durch. Die Gewässerexperten stellten dabei in den meisten Bächen eine alarmierend hohe Stickstoffbelastung fest, die über die großen Flüsse in die Nordsee gelangt und dort die Artenvielfalt gefährdet. Die Nordsee leidet unter einer zu hohen Stickstoffkonzentration. Diese hohen Werte sind besorgniserregend, da sie zu Sauerstoffmangel führen können, was das Überleben vieler aquatischer Organismen gefährdet.
Eine entscheidende Ursache für diese Belastung sind die Flüsse, die mit erhöhten Stickstoffwerten in die Nordsee münden. Um diesem bedenklichen Trend entgegenzuwirken, wurde in der Oberflächengewässerverordnung ein Zielwert von 2,8 mg/l Gesamtstickstoff festgelegt. Leider wird dieses Ziel bisher nicht eingehalten, so der VSR-Gewässerschutz.
Harald Gülzow, der die Messfahrt leitete, erklärt: „Jeder noch so kleine belastete Bach trägt dazu bei, dass die in die Nordsee mündenden Flüsse zu hohe Stickstoffkonzentrationen aufweisen. Wir wollten herausfinden, welche Bäche im Kreis Nordsachsen zur Stickstoffbelastung beitragen. Die Ergebnisse sind ernüchternd.“
Besonders betroffen sind Bäche, die stark von intensiver Landwirtschaft beeinflusst werden. Harald Gülzow stellte in der Dahle in Klingenhain eine Stickstoffkonzentration von 10,2 Milligramm pro Liter (mg/l) und in der Weißen Elster in Schkeuditz einen Wert von 9,7 mg/l fest. In der Luppa in Calbitz wurde eine Konzentration von 5,7 mg/l gemessen. Der Schwarze Graben in Torgau wies mit 5,4 mg/l Gesamtstickstoff auch eine hohe Belastung auf. Der gleiche Wert wurde auch im Hasenbach in Mügeln gemessen. Etwas weniger belastet ist der Schwarzbach in Bad Düben. Hier wurde eine Belastung von 2,9 mg/l festgestellt.
Harald Gülzow hat sich während der Messfahrt ebenfalls mit den Auswirkungen des Abwassers einer kommunalen Kläranlage auf die Verschmutzung des Baches auseinandergesetzt. Zu diesem Zweck wurde die Döllnitz sowohl oberhalb als auch unterhalb der Kläranlage des Abwasserverbands „Untere Döllnitz“ analysiert.
Erfreulicherweise konnte festgestellt werden, dass die Gesamtstickstoffbelastung in der Döllnitz vor der Einleitung des Kläranlagenwassers bei 4,6 mg/l lag und mit der Einleitung auf 4,2 mg/l gesenkt wurde. Harald Gülzow betonte die Bedeutung der Modernisierung von Kläranlagen, da diese bereits maßgeblich zur Verringerung der Stickstofffracht im Abwasser beigetragen haben.
Während zur Bewertung der Gewässerqualität Zielwerte für die Stickstoffkonzentration vorgegeben werden, wird im Grundwasser lediglich die Nitratkonzentration betrachtet. Das Nitrat stellt den größten Anteil am Gesamtstickstoffgehalt in den Gewässern dar und ist somit das größte Problem im Kreis Nordsachsen.
„Laut Umweltbundesamt stammen über die Hälfte der Nitrate in unseren Fließgewässern aus dem Grundwasser“, erläutert Harald Gülzow. Messungen vom VSR-Gewässerschutz zeigen im Kreis Nordsachsen eine sehr hohe Nitratbelastung im Grundwasser in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft. „Bislang konnten wir keine signifikante Verbesserung der Belastung feststellen“, stellt Gülzow fest.
Durch weitere Brunnenwasseruntersuchungen in diesem Jahr möchte der Verein überprüfen, ob sich durch die umgesetzten Düngemaßnahmen inzwischen positive Entwicklungen zeigen. Die bisherige umfassende Auswertung der Nitratergebnisse haben die Gewässerexperten auf der Homepage mit Diagrammen veranschaulicht dargestellt. Hier erfahren auch alle Interessierten, wann das Labormobil im Kreis Nordsachsen in diesem Jahr hält.
Die Nitratbelastung im Grundwasser wird häufig nur unter dem Aspekt der Trinkwasserqualität betrachtet. Hier möchte der VSR-Gewässerschutz mit seinen Messfahrten ein Bewusstsein schaffen und aufzeigen, wie wichtig die Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser für die Artenvielfalt ist. Während der VSR-Gewässerschutz selbst Bäche beproben kann, ist die gemeinnützige Organisation bei den Grundwasserproben auf die Unterstützung von Brunnenbesitzern angewiesen.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher