In der Fragestunde im letzten Stadtrat war das Gebiet am Lindenauer Hafen schon Thema. Noch stehen da einige Gebäude. Aber die Stadt hat das Gelände 2022 erworben, um es komplett zu entsiegeln und hier wieder Naturverjüngung zu ermöglichen. Gleichzeitig aber wünscht sich die IG LebensmittelPort Schönau hier die Möglichkeit, den Gebäudebestand zu erhalten und hier einen „Ankerpunkt für regionale Lebensmittel“ zu schaffen. Und dafür gibt es seit Januar auch eine Petition.

Auf die Einwohneranfrage von Tobias Degner hatte das Amt für Stadtgrün und Gewässer geantwortet: „Die Flächen westlich des Lindenauer Hafens wurden 2022 im Rahmen des Grundstückstauschvertrags zwischen dem Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig in den Besitz der Stadt Leipzig überführt (siehe VII-DS-01980). Ziel ist die Entwicklung des ehemaligen Polizeiverwaltungsgeländes zu Grün- und Erholungsflächen, da es ein großes Potenzial für Entsiegelung und die Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen bietet.

Die Westseite des Lindenauer Hafens wird in Übereinstimmung mit den strategischen Planungsgrundlagen der Stadt Leipzig (FNP, Landschaftsplan und INSEK Leipzig 2030) der landschaftsräumlichen Entwicklung überlassen, einschließlich des Abrisses der Gebäude und des Rückbaus versiegelter Flächen. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist der Raum westlich des Lindenauer Hafens als wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als Biotopverbundfläche zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Er bildet eine Verbindung zum Komplexbiotop der Schönauer Lachen sowie zu den Flächennaturdenkmalen ‚Sumpfgebiet Schönauer Lachen‘ und ‚Bruch am Hafen.‘ Während die Entwicklung des Landschaftsraums Schönau ein langfristiges Ziel darstellt, erfolgen die Entsiegelung und Begrünung des ehemaligen Polizeigeländes bis 2027 als Kompensationsmaßnahme.“

Und die Entsiegelung steht quasi vor der Tür: „Die Leistungen für die Abbruchmaßnahmen wurden am 17.12.2024 öffentlich ausgeschrieben. Die Angebotsfrist endete am 15.01.2025. Derzeit werden die Angebote ausgewertet und der Vergabevorschlag vorbereitet. Bis zum Abschluss des Vergabeverfahrens können keine Angaben zu Bietern und Angebotssummen veröffentlicht werden.“

Petition gegen Abriss

Und genau das möchte die im Januar gestartete Online-Petition „Kein Abriss am Lindenauer Hafen – Bestand erhalten – LebensmittelPort verankern!“ verhindern, die schon über 600 Unterstützer/-innen gefunden hat.

Die Initiative aus dem Umfeld der Plagwitzer Markthalle will den ab 1. April drohenden Abriss verhindern, setzt sich für den Erhalt der Bausubstanz und die Etablierung eines Ankerpunktes für die regionale Lebensmittelwirtschaft ein. So soll der Ernährungscluster in der Region Leipzig gestärkt und ein Leuchtturmprojekt geschaffen werden, beschreibt die IG LebensmittelPort Schönau das Verlangen.

Die Pläne der IG LebensmittelPort Schönau sehen vor, die mehr als 30 Bestandsgebäude auf dem 11 Hektar großen Grundstück der Kommune zu erhalten und nachzunutzen. Dafür wird ein langfristiges Pachtverhältnis vorgeschlagen. Außerdem sollen mit Fassadenbegrünung, Entsiegelung, Maßnahmen zum Biotop- und Artenschutz und anderen Aktivitäten die ökologischen Qualitäten des Geländes weiterentwickelt werden.

Auf den großen Dachflächen könne Strom mittels Photovoltaik erzeugt werden. Neben Kapazitäten für die Produktion und Weiterverarbeitung von Lebensmitteln, einem Handwerkshof, sowie einem kleinen gastronomischen Angebot sollen auch Bildungs- und Kulturangebote geschaffen werden, die Begegnung und Teilhabe ermöglichen.

Seit Januar 2025 sucht die Initiative gezielt die Öffentlichkeit und ruft dazu auf, sich an der Petition gegen den Abriss zu beteiligen. Mit zwei gut besuchten öffentlichen Spaziergängen um das Gelände in den vergangenen Wochen konnte man sich gemeinsam mit Interessierten vor Ort ein Bild machen. Zuvor wurden bereits seit Juni 2022 zahlreiche Gespräche mit Akteuren aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft mit viel positiver Resonanz geführt.

Sie änderten nur nichts an den Plänen der Stadt, die hier am 1. April 2025 mit dem Teilabriss der Gebäude auf der Westseite des Lindenauer Hafens beginnen will.

Graue Energie und Ernährungsstrategie

Dabei bezieht sich die IG auf die jüngeren Debatten um ein generelles Abrissmoratorium sowie die Sicherung von grauer Energie und auch auf die entstehende Ernährungsstrategie der Stadt Leipzig. Vor diesem Hintergrund sollten die Pläne grundsätzlich am Lindenauer Hafen überdacht werden.

„Ein Abriss der Gebäude wäre die reinste Ressourcenverschwendung. Besonders die sehr gut erhaltene 150 Meter lange Halle mit VT-Faltendach bietet einen schönen Anblick“, so Kristian Luda, Initiator der Online-Petition. Mit dem LebensmittelPort Schönau soll ein Leuchtturmprojekt entstehen, das die regionale Lebensmittelwirtschaft stärkt und so zu einem zukunftsfähigen resilienten Ernährungssystem sowie einer nachhaltigen Stadtentwicklung beiträgt.

Die Bebauung wurde während der DDR ursprünglich als Kampfgruppenobjekt und als Bezirksversorgungslager der Volkspolizei errichtet. Im Rahmen der Olympiabewerbung für das Jahr 2012 war dort noch das olympische Dorf geplant.

Thilo Egenberger von der Plagwitzer Markthalle betont: „Mit der Projektidee des LebensmittelPort Schönau wollen wir einen neuen Entwurf für die Zukunft der Westseite des Lindenauer Hafens wagen. Dieser bietet eine umweltverträgliche und schonende Attraktivitätssteigerung im Bestand – als Ort für sinnstiftende Arbeitsplätze und Begegnung für die umgebende Nachbarschaft, als Ausflugsziel per Rad oder Boot und als ein vielfältiger Anlaufpunkt rund um das Thema nachhaltige Ernährung für die Stadtgesellschaft und darüber hinaus.“

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 3 Kommentare

Der uns bekannte Vorschlag zum “Lebensmittel Port” von den Akteuren um die Fa. Eggenberger, ist u.M.n. zu einseitig und verkennt die Möglichkeiten des Gesammtgebietes für die Naherholung, Sport und Erhaltung/ Aufwertung .
Mit unserer EF haben wir weitere Bewegung erzeugt. So könnte der bisher realisierte Rückschnitt genutzt werden, in den einmal existierendem Schutzstreifen +Benjeshecken+ anzulegen.

Die Verwaltung sollte den Vorschlag aufgreifen und mit den Akteuren ins Gespräch kommen.

Die Diskussion wie in der Ratsversammlung vom 12.02.25 ab Min. 03:34:12 erfolgen musst, hätten bei etwas Weitblick von der Verwaltung anders verlaufen können.

Die Reaktion der Ratsmitglieder, auf notwendige Erläuterungen hat bei mir Überheblichkeit zu dem Fragenden hervorgerufen.

Interessant – ich hätte ja gedacht, daß man dort Fahrrad-Einzel- und Grosshandel installieren wollen würde, mit den angrenzenden Strecken im Hafen sicher eine spannende Kombination.

Aber ok, alternatives Gerödel mit Blümchen und traurigem verwelktem Salat á la Plagwitzer Markthalle ist ja auch was.

Ernsthaft: Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, dass an dieser Stelle ein Konglomerat von Schuppen und Flachbauten mit grossflächig versiegelten Flächen auch nur die kleinste Berechtigung hätte. Haut weg den Mist, so wie zuvor auf der anderen Seite des Beckens auch schon.

Schreiben Sie einen Kommentar