Wie Wirtschaft und Umweltschutz eine zukunftsorientierte Kooperation eingehen können und Bürger aktiv einen Mehrwert schaffen, zeigt das kostenlose jetzt auch in Leipzig zu findende Freizeitangebot „GreenKayak“ der Regionalgruppe Leipzig-Halle von Gemeinwohl-Ökonomie Mitteldeutschland e. V. Unter dem Motto „PADDELN in der Natur für die Natur“ läuft für mindestens zwei Jahre von Mai bis Oktober in Leipzig das Projekt „GreenKayak“.

Man kann dabei sein Kanu kostenlos ausleihen, verbindet den Aufenthalt auf dem Wasser aber mit dem Einsammeln von Müll, den andere Zeitgenossen dort entsorgt haben.

Durch kommunale Sponsoren finanziert, bietet das Angebot Bürgern niedrigschwellig und unentgeltlich die Möglichkeit, maximal zwei Stunden auf den Gewässern Leipzigs Müll einzusammeln und somit in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl einen Mehrwert zu schaffen.

Das Projekt wird aktuell durch drei Bootsverleiher (Stadthafen Leipzig, Bootsshop und -verleih Herold und Klingerweg) tatkräftig unterstützt, indem sie – als soziale Akteure der Gesellschaft – uneigennützig kooperieren und auch ihrerseits unentgeltlich dem Projekt ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen.

Im Unterschied zu anderen diesbezüglichen Aktionen eines zivilgesellschaftlichen Engagements auf den Gewässern Leipzig zeichnet sich das Projekt dadurch aus, dass es nicht ein oder zwei Mal im Jahr stattfindet, sondern sich über den Zeitraum von Mai bis Oktober kontinuierlich erstreckt und Müll gesammelt werden kann.

Ein Projekt aus Kopenhagen

Und erfunden haben es: die Dänen.

Die dänische Initiative Green Kayak wurde 2017 in Kopenhagen gegründet und ist mittlerweile in ganz Skandinavien, in Deutschland (seit 2019) und Japan aktiv. In Hamburg wurden alleine im Jahr 2023 von 2.245 Personen insgesamt 3.161 Kilogramm und in Berlin von 1.437 Personen weitere 1.816 Kilogramm Müll an Land gezogen werden.

Green Kayak ist ein einfallsreicher Weg, auf lokaler Ebene etwas für die Umwelt zu tun und Umweltverantwortung in den Alltag der Menschen zu bringen. Und es soll Menschen mit wenig Geld in der Börse gleichzeitig das Paddeln auf Leipziger Gewässern ermöglichen. Denn neben dem positiven Effekt für die Umwelt soll das Projekt zudem durch die unentgeltliche Zurverfügungstellung ausdrücklich sozial benachteiligte Zielgruppen ansprechen. Symbolisch steht das Projekt also auch dafür, dass jeder einen kleinen und selbstlosen Beitrag für die Gesellschaft bzw. das Gemeinwohl einbringen kann.

Mittels der App „GREENKAYAK“, die für Apple und Android-Smartphone im Store heruntergeladen werden kann, kann man die verfügbaren Boote am Standort Leipzig buchen.

Damit der Müll nicht ins Meer gespült wird

Nach Hamburg und Berlin ist das Projekt in Leipzig die dritte Stadt in Deutschland. Es ist zugleich das Pilotprojekt für die Region Mitteldeutschland und soll im Rahmen eines mehrstufigen Planungsszenarios sukzessive auf fließende und befahrbare Gewässer auf ganz Mitteldeutschland erweitert werden, sodass insbesondere durch Kanuwandern (z. B. auf der Saale von Jena nach Halle) auch die Gewässer zwischen den teilnehmenden Kommunen eingebunden werden können.

„Wir kennen das zur Genüge: Plastik in allen Varianten, Zigarettenkippen, Glas, Reifen, Alu- oder Blechdosen … längs der Flüsse, auf oder mit bis zu 90% unter der Wasseroberfläche. Es nervt nicht nur gehörig, es schadet den Tieren, Pflanzen und nicht zuletzt uns selbst. Auch wenn die Fließgewässer Leipzigs nur geringfügig zu den gigantischen Abfallspiralen in den Ozeanen beitragen, können wir als Paddelpioniere ein Stück Natur- und Lebensqualität zurückerobern“, betont der Flyer von GemeinwohlÖkonomie Mitteldeutschland e. V.  die Wichtigkeit des Projekts.

Zum Kanu gibt es dann natürlich auch noch einen großen Sammelbehälter und einen Greifer, so dass niemand Baden gehen muss, wenn er das Wassererlebnis mit dem Einsammeln von allerlei Müll aus dem Fluss verbindet. Und einen gewissen sportlichen Anreiz gibt es auch. Denn den „Fangerfolg“ kann und soll man dann auch auf #GreenKayak teilen. So startet dann auch Leipzig in einen gewissen Wettbewerb gegen andere Städte, in denen das Projekt läuft.

Und der Preis? Wesentlich weniger Zeug, das in Pleiße, Elstermühlgraben und Weißer Elster schwimmt, das da nicht hineingehört.

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Es gibt schon manchmal seltsame Entwicklungen, diesmal auf dem Wasser, wie beim Müll aus der Natur in Parks und an Straßen sammeln als Frühjahrsaktion. Die Einen (die Unbedarften) werfen einfach irgendwas ins Wasser und die Anderen (die Bewusten) sammeln das Zeug wieder raus aus dem Wasser. Es ist also immer wieder Jemand da, der den Mist den Leuten nachräumt, sonst würden manche im Müll ersticken und merken dabei nicht mal, was sie ihrer Umwelt antun. Irgendwas ist da beim Bewustsein falsch gelaufen. Leider bleibt Einem manchmal nichts anderes übrig als nachzuräumen.

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