Am Samstag, dem 12. August 2023, fand in Weißenfels (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt) der erste Christopher-Street-Day (CSD) statt. Hauptziel der Veranstaltung war die Gleichberechtigung im Landkreis. Die Forderungen und Ziele waren klar und sollten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Doch ganz frei von Angriffen und Störungen ging der Tag auch diesmal nicht über die Bühne.
Mitorganisator Eric Stehr ergänzte den Forderungen im Interview mit der LZ Folgendes: „Wir haben keine großen Forderungen. Wir wollen nicht attackiert werden. Wir wollen vernünftig integriert sein und ein ruhiges Leben haben.“ Gerade auch die Bedrohungen an diesem Tag zeigten gleichwohl, dass es dahin noch ein weiter Weg sein dürfte.
Viele Personen und Initiativen beteiligt
Um den CSD in Weißenfels zu unterstützen, waren viele Initiativen und Einzelpersonen angereist. So auch das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“. Marco Rietzschel betonte, für das Aktionsnetzwerk sei es auch gerade wichtig, den Menschen auch im ländlichen Raum zu helfen und ihnen mehr Sichtbarkeit zu geben.
Auf dem Marktplatz vor Ort schätzten die Veranstalter die Teilnehmerzahl auf etwa 700. Am CSD beteiligten sich die Stadt Weißenfels, der Burgenlandkreis, CSD Sachsen-Anhalt, CSD Deutschland, verschiedene Parteien und weitere Initiativen.
Auf dem Markt fand man zahlreiche Stände der beteiligten Akteure. Außerdem gab es eine Bühnenshow mit musikalischer Gestaltung, Reden sowie einer Dragshow. Im Anschluss daran sollte eigentlich ein zwei Stunden langer Umzug durch Weißenfels stattfinden.
Angriffe und Bedrohungen, Kritik an der Polizei
Laut Veranstalter kam es bereits im Vorfeld zu Bedrohungen und einer Mobilisierung politischer Gegner, welche der Polizei kommuniziert wurden. Vor Ort war eine rechte Gruppe anwesend, die versuchte, an den CSD heranzugelangen und Teilnehmer anpöbelte sowie zweimal Plastikflaschen warf. Schätzungsweise handelte es sich dabei um circa 20 Personen.
Die Polizei hielt diese zwar zurück, jedoch dauerte es, bis die Personen schlussendlich durch die Einsatzkräfte des Marktes verwiesen wurden. Sebastian Striegel, Mitglied des Landtags für Bündnis90/Die Grünen, äußerte sich im Interview mit der LZ kritisch: „Ich fand es schwierig zu sehen, wie die Polizei darauf reagiert hat, und zwar nämlich am Anfang sehr zurückhaltend.“
Aufgrund dessen wurde die Route der geplanten Demonstration stark verkürzt sowie der Aufzug um etwa 45 Minuten verzögert. Lars Conrad vom Polizeirevier Burgenlandkreis betonte erneut, dass natürlich mit Bedrohungen gerechnet wurde, jedoch sei das Niveau der Störungen dann schlussendlich doch überraschend gewesen:
„Nach jetzigem Stand hätten es natürlich mehr Polizeikräfte sein können. Wenn die Störungen nicht gewesen wären, wären die Kräfte vollkommen ausreichend gewesen. Das kann man im Nachhinein bewerten und vielleicht für das nächste Mal daraus andere Schlüsse ziehen“, sagte Conrad gegenüber dem MDR.
Nach Aussage der Polizei kam es im Umfeld zu Flaschen-, Dosen- und Feuerzeugwürfen in Richtung der Versammlungsteilnehmer. Außerdem gab es noch einen sogenannten Hitlergruß außerhalb der Versammlung sowie ein einfaches Körperverletzungsdelikt.
Trotz alledem konnte dann schließlich doch noch gelaufen werden. Anstatt der zwei Stunden ging es nur um geschätzte 40 Minuten durch Weißenfels. Die Stimmung war gut, die Demonstration laut und bunt. Im Verlaufe der Demonstration blieb es dann friedlich und bis auf einzelne Pöbeleien kam die Demonstration störungsfrei wieder auf dem Markt an.
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