2019 haben sie protestiert mit ihren Traktoren – in Dresden, Berlin und anderswo. Und sie werden auch 2020 demonstrieren. Denn die deutsche Landwirtschaft ist kaputt. Und mittlerweile kocht die Wut auch in Bauern, die vor wenigen Jahren noch hinter ihren bräsigen Bauernverbänden standen, die aber nie für sie gekämpft haben, sondern nur für die Interessen der Großen, der Agrarkonzerne, die aus einer Billiglandwirtschaft ihre Profite generieren.
Sie greifen den Löwenanteil der EU-Fördeung ab, besitzen die größten Flächen, betreiben die industrielle Viehmast und können – mit wenig Personal – so billig produzieren, dass sie von den Billigpreisen im Handel noch immer profitieren.
Doch gleichzeitig geht die Umweltzerstörung immer weiter. Stichworte: Insektenschwund, Bienensterben, Überdüngung, Abtragung der Böden, Belastung von Grundwasser und Oberflächengewässern durch Nitrate und Pestizide.
Logisch, dass viele Bauern nicht mehr auf der öffentlichen Anklagebank sitzen wollen. Denn gerade die kleinen Bauern sind immer öfter überschuldet, können mit den miserablen Preisen für landwirtschaftliche Produkte oft die Kredite nicht mehr bezahlen. Tausende Höfe werden jedes Jahr aufgegeben. Doch das Land kaufen riesige Fonds und Konzerne auf.
Doch trotz der Proteste 2019 hat die Politik im Bund nicht reagiert, tut man immer noch so, als könnte man einfach so weitermachen.
„Bäuerinnen und Bauern fürchten angesichts der von ihnen geforderten Veränderungen um die Zukunft ihrer Betriebe. Das zeigen die aktuellen Bauernproteste deutlich“, sagt Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Anmelder der „Wir haben es satt Demonstration“, die am 18. Januar 2020 erneut zur Grünen Woche stattfindet.
Und er ergänzt: „Dennoch ist klar, dass Landwirtschaft sich weiter verändern muss. Viele Bäuerinnen und Bauern sind auch bereit zu mehr Klimaschutz, umweltschonendem Ackerbau und artgerechter Tierhaltung. Sie können aber die Herausforderungen nicht allein schultern, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Deshalb ist es wichtig, dass wir am 18. Januar 2020 ein weiteres Mal zusammen mit Tausenden Mitbürgern und Engagierten aus der Zivilgesellschaft grundlegende Änderungen in der Agrarpolitik fordern. Denn das System, das derzeit Landwirtschaft und Ernährung bestimmt, schadet uns allen – und unseren Kindern und Enkeln. Wir rufen Bäuerinnen und Bauern deshalb auf, am 18. Januar 2020 mit dem Trecker nach Berlin zu fahren, um gemeinsam mit der Zivilgesellschaft für eine zukunftsweisende Agrarpolitik zu demonstrieren.“
Prinz Felix zu Löwenstein, Vorsitzender des Bio-Dachverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), bestätigt: „Ein Weiter-So gefährdet die Grundlagen unseres Lebens wie Artenvielfalt, Wasser, Klima oder Bodenfruchtbarkeit. Wir Bauern sind als erste von Umweltschäden betroffen, denn sauberes Wasser, Bienen oder stabile Witterungsverhältnisse brauchen wir, damit wir heute und in Zukunft genug ernten können.
Die Landwirtschaft muss sich den Problemen deshalb stellen, verlangt aber zu Recht, dass Gesellschaft und Politik sie mit der Problemlösung nicht allein lässt und mit ihr ins Gespräch geht. Genau aus diesem Grund demonstrieren wir am 18. Januar gemeinsam für einen Umbau: Bürgerinnen und Bürger mit Bäuerinnen und Bauern. Und für eine Agrarpolitik, die diesen Schritt in die Zukunft ermöglicht.
Damit die Menschen diesen gemeinschaftlichen, die ganze Gesellschaft umfassenden Ansatz verstehen, müssen Bäuerinnen und Bauern auf der Demo erkennbar sein. Das macht es so wichtig, dass wieder viele Trecker dabei sind! So können wir dazu beitragen, zwischen Stadt und Land, zwischen den verschiedenen Ansprüchen und Bedürfnissen zu vermitteln. Gemeinsam können wir ein mutiges Bild für die Zukunft von Landwirtschaft und Ernährung entwickeln, das gerade für junge Menschen eine Perspektive in unserem so wichtigen und so schönen Beruf sichtbar macht.“
AbL und BÖLW rufen Bäuerinnen und Bauern – ganz gleich, ob sie konventionell oder biologisch ihre Höfe bewirtschaften – dazu auf, am 18. Januar mit ihren Treckern nach Berlin zu fahren und das gemeinsame Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern aus dem ganzen Bundesgebiet zu suchen.
AbL Mitteldeutschland fordert ein Agrarstrukturgesetz, das Landgrabbing verhindert
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