Den neuen Forstwirtschaftsplan hat die Verwaltung zwar erst einmal aus dem Verfahren zurückgezogen. Denn nach wie vor gibt es vom Leipziger Verwaltungsgericht keine Begründung zur Entscheidung über den Leipziger Forstwirtschaftsplan 2018. Gegen den hatte ja bekanntlich der NuKLA geklagt, weil die großflächigen Einschläge eindeutig gegen den Schutzcharakter als wertvolles FFH-Gebiet verstoßen. Jetzt hat der NuKLA e. V. wieder einen Brief geschrieben – und zwar an alle Leipziger Stadträtinnen und Stadträte.

Anlass ist der absehbare Beschluss zum Klimanotstand, der am 30. Oktober auf der Tagesordnung der Ratsversammlung steht. Und der Schritt ist nur logisch: Wer in Leipzig den Klimanotstand ausruft, der muss auch die Bewahrung des eigenen Stadtwaldes auf die Agenda setzen. Der Auenwald ist nicht nur die Frischluftzelle der Stadt, er ist auch deshalb relativ glimpflich durch die beiden Dürresommer 2018 und 2019 gekommen, weil er noch über eine intakte Laubbaumpopulation verfügt, die Heimat für tausende Tier-, Pflanzen- und Insektenarten ist.

Aber diese sensible Waldgesellschaft zerstören forstwirtschaftliche Einschläge, die den Wald wie eine Baumplantage behandeln. Weshalb der NuKLA – auch mit sehr drastischen Worten – jetzt für eine zehnjährige Hiebruhe wirbt und gleich noch einen Film mitschickt, der den Stadträtinnen und Stadträten erklärt, warum ein gewachsener Auenwald sich allein wesentlich besser regulieren kann als mit künstlichen „Bestandsverjüngungen“ durch Forstwirtschaft.

Wenn die schweren Baumerntemaschinen im Auenwald im Schlamm versinken. Archivfoto: NuKLA e.V.
Wenn die schweren Baumerntemaschinen im Auenwald im Schlamm versinken. Archivfoto: NuKLA e. V.

Der Brief:

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

demnächst soll für Leipzig der Klimanotstand ausgerufen werden. Vor diesem Hintergrund ist es umso weniger nachzuvollziehen, dass erneut 11 Tausend FM Stammholz (also ohne Äste!), das sind Würfel von 1 qm vom Hauptbahnhof bis zum Pier 1 aneinandergereiht, auch auf geschützten Flächen geschlagen werden sollen, brauchen wir doch in der grünen Lunge unserer Stadt, in der immer mehr Grünflächen neuen Bauvorhaben weichen müssen, jeden Baum, der aufgrund seiner Größe zu Luftreinhaltung, CO2-Bindung, Wasserspeicherung und Luftkühlung beiträgt!

Wir möchten Ihnen mit nachfolgendem Film eines Fachmannes erläutern, welche Schäden das Leipziger Amt für Stadtgrün und Gewässer mit seiner Abteilung Stadtforsten im Leipziger Auwald seit Jahren anrichtet, wissenschaftlich unterstützt und begleitet – was leider keine Garantie dafür ist, dass das Vorgehen von Stadtforsten deshalb richtig ist (es wurde auch lange behauptet und wissenschaftlich begründet, die Erde sei eine Scheibe, derjenige, der nachwies, sie sei eine Kugel, wurde verbrannt). Bereits im Jahr 2007 hat der NABU Thüringen in einer Fachzeitschrift (s. Anlage) besorgt und irritiert gefragt, was die Leipziger Verbände gegen die in Leipzig stattfindende, die Naturschutzvorschriften ignorierende Forstwirtschaft tun.

Nichts taten sie, sie sind noch immer in der AG Stadtwald aktiv und helfen beim Zerstören von Natur-, und Lebensräumen von streng geschützten Arten in den Leipziger Auenwäldern. Inzwischen sind wir 12 Jahre weiter, viele alte Stark- und Biotopbäume sind (wirtschaftlich völlig sinnlos) gefällt worden.

Und dafür gibt die Stadt jährlich auch noch um die 1,4 Mill. Euro Steuergeld aus, das anderswo fehlt. Inzwischen fordern auch der dramatische Rückgang der Artenvielfalt und die klimatischen Veränderungen (neben dem, der Leipziger Aue seit 100 Jahren fehlenden Wasser) ihren Tribut.

Wir können es uns nicht mehr erlauben, weiterhin alte Bäume im naturnahen Wald, auf Natura2000-, FFH-, und SPA-Schutzgebietsflächen zu fällen, um dann auf diesen Flächen Plantagen anzulegen. Die Naturschützer bundesweit, auch deren Wissenschaftler, beziehen und begründen ihre fachliche Position gegen diese Art der Forstwirtschaft in Naturwäldern.

Der Film zeigt auch, wie Sachsenforst auf Gebieten in der Zuständigkeit des Leipziger Amtes für Umweltschutzes im letzten Winter großflächig abgeholzt hat, und dabei mehrfach gegen geltendes Naturschutzrecht verstieß.

Hier der Film.

Die nachfolgende Ausarbeitung von Prof. Gerken und Herrn Hansmann hatten wir Ihnen bereits zugestellt. Wir bitten Sie, in diesem Link den L-IZ Artikel mit weitergehenden Informationen zu öffnen, darin befindet sich der Offene Brief erneut. Vielen Dank.

Wir bitten Sie, sehr geehrte Damen und Herren, eindringlich und in großer Sorge, bei Vorlage des FWP 19/20 im Stadtrat diesen komplett abzulehnen.

Der Leipziger Auwald bedarf einer 10-jährigen Hiebsruhe. In dieser Zeit sollte Nachfolgendes angegangen werden: „Es sollten endlich gute Diskussionen mit guten Absichten im Klimawandel ALLER Interessengruppen und ihrer Wissenschaftlicher Vertreter geführt werden, und erst DANN sinnvolle Entscheidungen getroffen werden, die Mut auf ein Miteinander für eine Zukunft mit gesunden Wäldern machen“.

547 Millionen Euro für die Waldbesitzer und erste Mahnungen, mit dem deutschen Wald endlich anders umzugehen

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