Es rumpelt hinter den Kulissen. Mit seiner Kritik am Umgang der Leipziger Stadtforstverwaltung mit den Eschen im Leipziger Auwald hat der NuKLA e.V. nicht nur heftige Diskussionen ausgelöst, sondern auch ein echtes Leipziger Mikado-Spiel ins Wackeln gebracht. Denn auf einmal steht der Umgang Leipzigs mit seinem Stadtwald auf der Tagesordnung. Und die Frage: Warum ducken sich eigentlich Leipzigs Umweltverbände weg?
Das tun sie nicht immer, stimmt. Manchmal protestieren sie auch – so wie 2011, als die Landestalsperrenverwaltung hektarweise Auwald gleich hinter den Deichen fällte, um breite Verteidigungsschneisen für den Hochwasserfall zu schaffen. Hundertjährige Bäume wurden gefällt. Und über 5 Hektar Auenwald gingen verloren.
Was in der Berichterstattung der Stadt dann so klingt: „Obwohl juristisch keine Waldumwandlung, sind erhebliche Flächenverluste durch die Herstellung rechtskonformer Zustände entsprechend dem Sächsischen Wassergesetz entlang von Gewässern Erster Ordnung entstanden. Allein im Leipziger Stadtwald wurden dadurch 5,14 ha Hartholzaue beim Freischlagen der Dämme und bei der Herstellung des fünf Meter Deichverteidigungsstreifens dauerhaft beseitigt.“
Mitten im Auenwald, der dringend Wasser braucht?
Nicht alle Verbände protestierten. Einige hielten sich auch auffällig zurück. Genauso wie die Stadt Leipzig, die doch hier eigentlich hätte ihr Veto einlegen müssen.
Aber da kam nichts. Stattdessen tappte der NuKLA, wie es aussieht, jetzt in ein Wespennest, der NABU kündigte offiziell sogar die Zusammenarbeit auf. Und im Postfach der L-IZ landeten geharnischte Stellungnahmen, dass wir die Position des NuKLA überhaupt veröffentlicht hatten. Es gäbe doch – so Rolf Engelmann vom ENEDAS e.V. – anders als von der L-IZ behauptet, „sehr wohl eine eindeutige und offen kommunizierte Strategie für den schonenden Umgang mit den Auwaldbeständen“ der Stadt Leipzig. „Grundlage der langfristigen Planung ist dabei die Konzeption zur forstlichen Pflege des Leipziger Auwaldes, welche in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Naturschutzverbänden erarbeitet wurde“, schrieb er.
Stimmt auch. Es gibt die „Forsteinrichtungen, welche auch vom Stadtrat beschlossen wurden, als Planungsinstrument. Diese Forsteinrichtungen dienen wiederum als Basis für die Aufstellung der jährlichen forstlichen Wirtschaftspläne, welche ebenfalls in Abstimmung mit Wissenschaftlern und Naturschützern erstellt, im Fachausschuss Umwelt vorgestellt und anschließend veröffentlicht werden.“
Es gibt auch eine nicht ganz so offizielle Arbeitsgruppe Wald bei der Abteilung Stadtforsten der Stadt Leipzig, wo die Umweltverbände mit der Forstverwaltung beisammensitzen und – na ja – über Wald reden. Alles gut und schön.
Und trotzdem falsch. Denn wer sich mit all den Informationen der Stadt zum Stadtwald beschäftigt, merkt schnell, dass etwas Wichtiges fehlt. Was auch der Grund dafür ist, dass der Stadtrat über alles Mögliche abgestimmt haben mag, aber niemals über das, was wir eine fundierte Strategie für die Revitalisierung des Auenwaldes nennen. Die gibt es nämlich nicht.
Eine Forsteinrichtung ist das Arbeitsinstrument zur Waldbewirtschaftung durch einen Forstbetrieb. Genau das, was die Abteilung Stadtforsten macht. Nicht mehr, nicht weniger.
Sie würde sich normalerweise in eine Strategie zur Revitalisierung des Auenwaldes einordnen und sie nicht – wie es jetzt ist – ersetzen.
Und das Verblüffende: Das bis heute in dieser Beziehung völlig untätig gebliebene Amt für Stadtgrün und Gewässer (dem die Abteilung Stadtforsten untersteht) hat auf seiner Informationsseite zum Stadtwald dieses Manko die ganze Zeit offiziell stehen.
Denn dass der Auenwald in einem miserablen Zustand ist, ist seit 1990 offiziell bekannt. Vorher durfte es ganz amtlich ja niemand wissen. Und damals war Leipzigs Verwaltung kurz davor, die Konsequenzen daraus zu ziehen.
Das steckt nämlich in den zwölf Thesen von Professor Dr. Gerd Müller zur Erhaltung des Leipziger Auwaldes im Rahmen des 2. Auensymposiums, auf die sich das Amt für Stadtgrün und Gewässer beruft. Und gleich in der ersten These heißt es, dass die Erhaltung des Auenwaldes, „sein wirksamer Schutz und die möglichst weitgehende Regenerierung inzwischen geschädigter Teile (…) das oberste Ziel der Landschaftsplanung und Landschaftsentwicklung im Gebiet einnehmen“ müsse. „Dabei müssen die Belange des Naturschutzes in jeder Hinsicht das absolute Primat haben.“
Wie gesagt: So steht es in einem offiziellen Dokument der Stadt. Dazu passen die Baumfällungen von 2011 genauso wenig wie die opulenten Deichbauten an der Neuen Luppe, die Ausbaggerungen in der Pleiße oder der Verzicht auf ein paar Hektar Auenwald für einen Fußballclub oder ein Stück Autobahn. Fast schon vergessen, weil sich da kaum noch ein Umweltverein traute, auch nur pieps zu sagen. Oder mal wieder zitiert: „Die größte Waldumwandlung der letzten zehn Jahre fand im Bereich des Cottaweges statt. Hier wurden ca. 0,6 ha für die Anlage der Sportstätten des Rasenball e. V. umgewandelt. Weiterhin gingen durch den sechsstreifigen Ausbau der A14 3,9 ha Wald verloren.“
Aber das sind eigentlich Nebenkriegsschauplätze. Genauso wie die von Engelmann beschworenen „Forsteinrichtungen“ nur lauter Nebenschauplätze sind – eben eine rein forstwirtschaftliche Betrachtung des Auenwaldes als Nutzholzlieferant (etwas zugespitzt). Da können die Umweltverbände mit dem Förster noch so oft zusammensitzen: Es ändert nichts.
Die Entscheidungen müssen an höherer Stelle fallen. Aber da müssen vom Stadtrat bis in die Verwaltung ein paar Leute erst einmal begreifen, dass sie endlich – nach 23 Jahren ignorieren – eine Strategie zur Regenerierung es Auenwaldes beschließen müssen.
Die gibt es nämlich nicht.
These 2 von Prof. Müller lautet nämlich: „Das Leipziger Auengebiet ist als ein geschlossenes naturnahes Biotopverbundsystem zu behandeln.“
Das passiert bis heute nicht. Und da kommen wir zu dem, was wir kritisiert haben. Es steckt in These 7 von Prof. Gerd Müller: „Zur Revitalisierung der Fließgewässer, ihres langsamen Abflusses, der Erhöhung des Grundwasserspiegels und der Schaffung kontrollierter Überschwemmungsflächen mit zeitlicher Begrenzung ist ein geeignetes Gesamtkonzept zu erarbeiten.“
Wie gesagt: 1994 schrieb er das.
Dieses Gesamtkonzept existiert bis heute nicht.
Nur weil es nicht existiert, konnte überhaupt so ein Nonsens-Projekt wie das längst gescheiterte Projekt „Lebendige Luppe“ aufgelegt werden – völlig ungeeignet dafür, den Grundwasserspiegel in der Aue dauerhaft wieder zu erhöhen und eine „Revitalisierung der Fließgewässer“ zu erreichen. Von regelmäßigen Überschwemmungen im Auwald ganz zu schweigen.
Weil dieses Konzept nicht existiert, hatte die Stadt auch keine Möglichkeit, 2010/2011 gegen die Baumfällungen und Deichverstärkungen durch die Landestalsperrenverwaltung zu protestieren oder wenig später gegen den völlig unsinnigen Neubau des Nahleauslassbauwerkes.
Eins zieht das Andere nach sich.
Die Thesen von 1994 liegen übrigens auch dem Masterplan des Umweltministeriums für das FFH Gebiet Leipziger Auenwald zugrunde. Dort ist eindeutig zu lesen:
„Hydrologische Maßnahmen: zeitweilige Ausuferungen der Weißen Elster sind mindestens im jetzigen Umfang auch künftig zu gewährleisten; auf eine erhöhte Intensität und Regelmäßigkeit (jährlich) sowie auf eine örtliche Ausdehnung der Ausuferungsereignisse ist hinzuwirken …“
Das schafft man aber mit dem korsettierten Projekt „Lebendige Luppe“ nicht. Das schafft man nur mit einem Gesamtkonzept zur Revitalisierung des gesamten Auensystems, das klare Zielvorgaben definiert.
Die könnten zum Beispiel lauten:
Welche Teile des Leipziger Auensystems können und sollen wieder für ein natürliches Überschwemmungsregime und damit für die Regenerierung des Auenwaldes geöffnet werden?
Welche Bauten sollen dafür aus der Aue entfernt, welche Gewässer wieder freigelegt werden?
Übrigens ein Thema, das schon mit dem Start des Projekts „Lebendige Luppe“ auf der Tagesordnung stand, doch die zuständigen Ämter haben sich dem völlig verweigert. Denn mittlerweile musste das Einzugsgebiet für die ganz und gar nicht mehr „Lebendige Luppe“ ja gekappt werden, weil man die künstlichen Hindernisse – allen voran die Eisenbahnbrücken und den Damm durch die Elsteraue – nicht öffnen wollte. Oder anders formuliert – denn die Deutsche Bahn hat den Hochwasserfall in der Elsteraue durchaus mit bedacht: Man hat die Bahn sogar daran gehindert, ein hochwasserdurchlässiges Bauwerk zu errichten und stattdessen die viel zu niedrigen Brücken unter Denkmalschutz gestellt.
Das ist das Problem, wenn man das Thema Auenwald viel zu niedrig ansetzt.
Es ist eher erstaunlich, dass sich all die gezähmten Umweltverbände sogar noch damit zufrieden geben, mit dem Förster an einem Tisch zu sitzen, wo die wichtigsten Entscheidungen entweder im Amt für Stadtgrün und Gewässer, beim Umweltbürgermeister oder ganz oben im Stadtrat passieren sollten. Aber der Stadtrat bekommt nur Forstwirtschaftspläne zu sehen, kein Regenerierungskonzept für die Auenlandschaft.
Die überfällig ist: Egal, ob an Rhein, Havel oder Lippe – aus gutem Grund arbeiten Kommunen und Landesregierungen wieder daran, die kanalisierten Flüsse wieder zu renaturieren und den lädierten Lebensgemeinschaften dort wieder Raum zu geben, um sich erholen zu können.
Nur noch ein paar Zahlen zum Schluss: 94 Prozent des Leipziger Auenwaldes stehen heute trocken. Und zwar so ziemlich genau seit 100 Jahren, seit sie abgedeicht wurden. Nur 6 Prozent gelten noch als Feuchtgebiet. Was der Förster gar nicht mag. Denn dass sich bei Gundorf durch „erhöhte Grundwasserstände“ wieder Feuchtbiotope entwickelt haben, ist aus forstwirtschaftlicher Sicht nicht so toll.
Der NuKLA e. V. hat also allen Grund, so viel Tamtam zu machen. Das Problem ist ein zuständiges Dezernat bzw. Amt, das seit über 20 Jahren seine wichtigste Hausaufgabe nicht gemacht hat, den Leipzigern zwar gern erzählen, wie toll und schön der Auwald ist. Dass er in großen Teilen hochgradig gefährdet ist und am Verschwinden, das wird dann weniger gern erzählt.
Besonders gefährdet sind laut Sächsischem Umweltministerium sowohl die wenigen Restbestände der Weichholzaue („Weichholzauen-Wälder sind im Gebiet insgesamt jedoch infolge der sehr starken Einschränkung flussdynamischer Prozesse vom Verschwinden bedroht. So wurden für alle Flächen erhebliche Beeinträchtigungen infolge von Flussregulierungsmaßnahmen konstatiert.“) als auch der mit 720 Hektar noch dominierenden Hartholzaue, zu der es im Masterplan des Ministeriums heißt: „Mehr als zwei Drittel der kartierten Bestände von Hartholz-Auenwäldern (bezogen auf die Fläche) weisen einen noch guten EHZ (Erhaltungszustand, d. Red.) auf. Flächen in hervorragendem Zustand existieren nicht, vor allem aufgrund der erheblichen Beeinträchtigungen durch fehlende Überflutungsereignisse infolge Flussregulierung. Bei den Beständen mit aktuell unzureichendem EHZ (ca. 30 % der Gesamtfläche) handelt es sich ausschließlich um strukturarme Jungbestände ohne LR-typische Anteile von starkem Totholz und Biotopbäumen bzw. mit fehlender Reifephase. Der LRT ist im SAC vom Aussterben bedroht, sofern die widrigen Umstände des Gesamtwasserhaushaltes dauerhaft Bestand haben.“
LRT ist der Landschaftsraumtyp. Und die Warnung (die von 2011 stammt) ist überdeutlich: Der wichtigste Waldtyp im Landschaftsschutzgebiet ist „vom Aussterben bedroht“, wenn er nicht bald Wasser und regelmäßige Überschwemmungen bekommt.
Das ist das Thema, um das der NuKLA so enerviert kämpft und ab und zu auch mal Unterstützung aus den anderen Umweltverbänden bekommt. Oder bekam. Aus der Stadtverwaltung bekommt er in der Regel nur karge Belehrungen oder großes Schweigen.
Denn unübersehbar steht der Elefant im Raum, über den so überhaupt nicht gesprochen werden soll: Eine belastbare Strategie zur Regenerierung des Leipziger Auenwaldes.
Das geht nicht nur die Umweltverbände an. Da müssen auch noch ein paar andere Leute endlich aufwachen. 23 Jahre Tiefschlaf sind eigentlich genug.
Und für alle, die unsere Quellenverweise immer nicht finden: Einige der wichtigen amtlichen Papiere haben wir unterm Text verlinkt.
Kurzfassung des Masterplans für das Schutzgebiet Leipziger Auensystem.
Die LEIPZIGER ZEITUNG ist da: Seit 15. September überall zu kaufen, wo es gute Zeitungen gibt
Es gibt 8 Kommentare
Zu dem Kommentar von Karl am 29. September 2017: Ich denke, hier bestehen u.a. nicht nur Meinungsverschiedenheiten, sondern auch Missverständnisse.
Zum Thema Grundwasser und Überschwemmungen: Wenn ein Auwald eine Gruppe von Pflanzengesellschaften umfasst, die von Überschwemmungen und hohen Grundwasserständen geprägt sind, ist es nicht genug, wenn lediglich hohe Grundwasserstände an manchen Stellen eingestellt werden.
Es ist doch die Dynamik eines frei fließenden Flusses, die den Dreh- und Angelpunkt einer Aue bildet. Die vielfältigen unterschiedlichen Lebensräume, die durch periodische Flutungen im Auenwald entstehen sowie die Altarme, Tümpel, Sandbänke kommen allein durch einen stellenweise hohen Grundwasserstand nicht zustande.
Was wird aus einem Auwald, der von den Flüssen getrennt so langsam infolge zu hohen Grundwasserstandes an einigen Ecken versumpft oder in anderen Gebieten durch zu niedrige Wasserstände austrocknet – wie es infolge der drainierenden Neuen Luppe und andere Kanäle seit Jahren geschieht? Ist das dann überhaupt noch ein Auwald? Waren die Flüsse einst überhaupt derart tief eingegraben in dem Lehm? Hatten sie wirklich so selten Hochwasser? Historische Berichte aus Zeiten vor dem 19. Jahrhundert lassen anderes vermuten. Die Frankfurter Wiesen bspw. waren dafür bekannt, bei Hochwasser oftmals komplett überflutet worden zu sein (durch Alte Elster und Coburger Wasser). Es ist sogar von jährlichen Hochwassern die Rede in den ersten Planungen des Elsterflutbeckens um das Jahr 1850!
Gern werde ich noch weiter recherchieren! Ich meine, auch Ähnliches über das Areal der Käthe-Kollwitz-Straße gelesen zu haben (man hat riesige Mengen Erde aufgeschüttet, um diese Straße – ebenso wie das Waldstraßenviertel – überhaupt anlegen und bebauen zu können!), ebenso zum Schleußiger Weg und anderen Orten im Leipziger Auwald. Nein: ich wäre vorsichtig, hier von „tief in dem Lehm eingegrabenen Flüssen“ zu reden, die „nur ab und zu“ Hochwasser gehabt haben sollen.
Zum Thema Urwald oder Nutzwald: auch ich sehe den Auwald als einen von Menschen beeinflussten Raum, aber selbst NuKLA hat nicht die Meinung vertreten, dass nun gar nichts mehr forstlich im Auwald getan werden sollte, im Gegenteil! Es gab selbst bei NUKLA oft Streit über das wie, aber gegen eine naturnahe Bewirtschaftung des Auwaldes ist doch im Prinzip gar nichts zu sagen.
Ich persönlich finde auch die Vorsichtsmaßnahmen wegen des Eschentriebsterbens entlang viel genutzter Rad- und Spazierwege absolut angemessen. Auch die positiven Effekte von Femellöchern sind mir bewusst, aber: müssen die Femellöcher in dieser Größe sein? Müssen Eschen auch entlang von Wegen gefällt werden, die nicht mal so stark frequentiert sind? Es ist doch auch denkbar, in der forstlichen Bewirtschaftung auf eine natürliche Eichenverjüngung zu setzen! Ich denke, es gibt gute Möglichkeiten zwischen einer absoluten Nichtnutzung oder diesem aktuellen starken Holzeinschlag mit diesen gigantischen Femellöchern. Ich bin der Überzeugung, gegen kleinere Femellöcher hätte niemand so schnell etwas gesagt, die meisten hätten die vielleicht nicht mal bemerkt und es wären viele hundertjährige Eschen erhalten geblieben, hätten sich vielleicht erholt und die resistenten hätten sich fortgepflanzt und so den Eschen der Zukunft die genetische Disposition mitgegeben, auch mit dem Eschentriebsterben weiter zu leben. Übrigens gibt es auch bei NuKLA Stimmen, die gerade den Einsatz von großen Herbivoren auch im Auwald für eine gute Lösung halten, wieder ein Ansatz, der nicht weiter verfolgt wird in Leipzig. Es geht mir nicht um ideologischen Fundamentalismus. Ich selbst sehe es so: jede Esche, die nicht zwingend wegen der Wegesicherung gefällt werden muss, sollte stehen bleiben, um ihr die Chance zu geben, diese Krankheit zu überleben und eine Resistenz zu entwickeln. Was ist gegen diese Forderung von NuKLA zu sagen? Und ich selbst habe auch nichts gegen Femellöcher, kritisiere aber die Größe und denke, es gäbe hier auch andere Lösungen zur Eichenverjüngung, die manche in Leipzig aber einfach nicht sehen wollen, weil man denkt, man hätte die absolute Lösung gefunden. Und das ist schade!
Wenn zwei sich “streiten”… dann ist das entweder ein fachlicher Austausch unterschiedlicher Ansichten, gern ergebnisoffen. Was nichts schlimmes wäre, lieber Mathias. Oder es ist das, worüber dritte sich freuen dürfen: polemischer Schlagabtausch zur Verwirrung der Menschen und unter der Gürtellinie. Ich hörte, dass, während die “langfristig arbeitenden Naturschutzvereine” (die Steuergelder, z.B. von der Stadt Leipzig, bekommen), die seit 2007 wieder aktivierten forstwirtschaftlichen Maßnahmen (rein zufällig parallel zum Anstieg der Preise für Holz) unbedenklich finden, andere jedoch anderer Meinung sind: Was wollen denn die Bürger?? Dass die alten Bäume alle geschlagen und verscherbelt werden? Vielleicht sagen wir mal was, die unseren Auwald zur Erholung nutzen wollen, der uns die jenseits aller Grenzwerte katastrophal verdreckte Leipziger Luft nur ein bisschen sauberer machen kann, wenn wir ihm die großen Bäume lassen! Und: ist Forst-Wirtschaft im ökologisch so bedeutsamen Schutzgebiet überhaupt zulässig? Warum regt sich keiner auf??
Irgendwie nicht sehr erhellend: Die anderen sind keine richtigen Naturschützer, denn die rennen mit der Axt… Und deshalb ist es kein Streit unter Naturschützern?
Dieses: ‘Wir sind die Guten, die anderen die Bösen’ meinte ich.
Der Eindruck täuscht.
Die Naturschützer raufen sich zusammen und streiten sich nicht öffentlich. Etwas anderes wäre angesichts des Themas unverantwortlich.
Naturschützer stürzen auch nicht mit der Axt durch den Wald.
Oder mit den Waldboden und die Waldwege zerstörenden Großfahrzeugen.
Etwas komplizierter ist es durchaus mit denjenigen, die sich von der öffentlichen Hand abhängig gemacht haben. Bei denen fragt sich schon, was die schützen wollen.
Na prima: Naturschützer in Sachsen streiten sich. Kommt mir irgendwie bekannt vor, aber nicht sehr sinnvoll.
Ja nee Karl, is klar.
Nachdem Du den “Sprung” in ein städtisches Arbeitsverhältnis “geschafft” hast, solltest Du den Ball ein bißchen flach halten. Die Stadt hat genug eigene “Spezialisten”.
Und steig vom Schoß des Stadtförsters herunter ….
Die Verbände, zu deren Fürsprecher Du Dich ungefragt machst, haben beispielsweise das Projekt Lebendige Luppe als das bezeichnet, was es ist – Öködisneyland, Verschwendung von Steuergeld und vertane Chance. Verbunden mit dem Hinweis und der Forderung, daß “LL” Nukleus eines länderübergreifenden Auenprojektes (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt) entlang von Elster und Pleiße sein kann. Eine Forderung die Nukla schon seit 2012 stellt. Das Projekt nennt sich “AULA 2030”.
Die Beurteilung der wirtschaftlichen Verwertung, genau das ist ein Forst”wirtschafts”plan, des Auwaldes mit den großflächigen Baumfällungen insbesondere gesunder Bäume (die Fällung kranker Bäume wird inzwischen ebenfalls (selbst)-kritisch gesehen) wird inzwischen auch anders gesehen.
Gutte, Engelmann & Co. verweigern sich einer Diskussion. Vermitteln eher der Eindruck der Verletzung persönlicher Befindlichkeiten. So, wie inzwischen einige Mitarbeiter im Rathaus den Auwaldes zu “ihrem” Projekt gemacht haben. Ziel unbekannt.
So, wie das Rathaus sich ingesamt zu “Leipzig” gemacht hat. Leipzig sind aber seine Bürger. Die Verwaltung ist deren Dienstleister.
Noch ein Satz zu Nukla: Nukla arbeitet im Gegensatz zu allen anderen ausschließlich ehrenamtlich. Dort gibt es keine finanziellen Interessen. Im Gegenteil wird dort viel privates Kapital ganz altruistisch “verbrannt”.
Das ist kein Argument für “ordentliche” Arbeit. Genauso wenig, wie die Bezahlung in Auftrag gegebener Gutachten ein Argument für deren Richtigkeit ist.
Aber ein Hinweis auf Unabhängigkeit.
Was ist eigentlich los mit der L-IZ. Wieso verletzt sie jede journalistische Sorgfaltspflicht und macht sich völlig einseitig zum Sprachrohr alternativer Fakten?! Leider fehlt mir die Zeit mich umfänglich mit dieser Aneinanderreihung von Halbwahrheiten und falschen Zusammenhängen gründlich genug auseinander zu setzen. Aber wenn Wissenschaftler der Universität Leipzig, des Leipziger Helmholzzentrums für Umweltforschung, Naturschutzbehörden und alle langfristig in Leipzig agierenden Umweltverbände (NABU, Ökolöwe, BUND und Landesverein Sächsischer Heimatschutz) gemeinsam eine andere Meinung vertreten als NuKlA, dann die Meinung von NuKLA als alleinige Wahrheit zu präsentieren, ist mehr als gewagt. Könnte sich der von mir sehr geschätzte Kollege Prof. Müller noch selber äußern (leider schwer an Demenz erkrankt), dann würde er diesen Fehlinterpretationen seiner Aussagen aber gehörig Einhalt gebieten.
Doch nun zu einigen wesentlichen Fakten:
1. Wie die Publikationen von Prof. Eissmann und anderer renommierten Leipziger Geologen aufzeigen, hat sich das Leipziger Binnendelta nach der Eiszeit mit einer besonders mächtigen Lehmauflage (im Zentrum 4-5 Meter) entwickelt. Dabei verliefen die Flüsse tief in den Lehm eingegraben auf den darunter liegenden nacheiszeitlichen Kiesen und Sandern und kamen nur bei Sehr hohen Wasserständen dynamisch nach oben. Durch den Bau von Wehren und Stauanlagen hat der Mensch in der jüngeren Vergangenheit den Wasserspiegel der Flüsse und damit auch den Grundwasserspiegel ganzjährig deutlich angehoben und die natürliche Wasser- und Grundwasserdynamik erheblich eingeschränkt. Deshalb haben die Flächen im Leipziger Auenökosystem heute in weiten Teilen des Jahres einen zu hohen Grundwasserstand. Die Aussage, der Auwald wäre zu trocken ist somit falsch. Richtig ist nur, dass die sehr seltenen Hochwasserereignisse den Auwald nicht mehr erreichen.
2. Im Gegensatz zu allen anderen Wäldern Sachsens war der Leipziger Auwald nach den Forschungsergebnissen des leider verstorbenen Prof. Werner Hempel: “Die Pflanzenwelt Sachsens von der Späteiszeit bis zur Gegenwart” nie ein Urwald, sondern ein mehr oder weniger stark vom Menschen geprägter Nutzwald. Diese seit Jahrtausenden stattfindende menschliche Nutzung, die im Mitelalter mit vielen Gras- und Weiderechten (diese galten bis etwa 1850) viel intensiver war als heute, haben mit zur Herausbildung der besonders großen Artenvielfalt im Leipziger Auwald geführt. Genau diese naturschutzfachlichen Grundlagen berücksichtigen alle Planungen zur forstlichen Bewirtschaftung des Leipziger Auwaldes. Würden wir diese Nutzung, wie von NuKLA gefordert, einstellen, würden wir vielen hier heimischen und besonders zu schützenden Arten die Lebensgrundlage entziehen!
3. Richtig ist, dass das Land Sachsen lange Zeit nicht die Bemühungen von Professor Müller (hat immer eng mit der Leipziger Stadtverwaltung, insbesondere mit dem Leipziger Stadtforst zusammengearbeitet und wer dies nicht glauben will, frage seinen langjährigen Kollegen und Weggefährten Dr. Peter Gutte) und der Stadt Leipzig für eine ganzheitliche Planung berücksichtigt und unterstützt hat. Selbst die Chance der Erarbeitung der FFH-Managementpläne hat man hierfür ungenutzt verstreichen lassen. Erst in den letzten Jahren hat das LfULG mit der Erarbeitung einer ganzheitlichen Konzeption begonnen. Denn die Fließgewässer 1. Ordnung befinden sich allein in Landeshoheit.
4. Dessen ungeachtet haben sowohl die Naturschutzbehörden (früher auf Landesebene, jetzt auf Kreisebene) in ihren Fachplanungen immer auch Studien in Auftrag gegeben, die eine ganzheitliche Betrachtung des Ökosystems der Auenlandschaft zu Grunde hatten. Diese Studien sind z.B. Bestandteil der Schutzwürdigkeitsgutachten bei der Neuausweisung der Leipziger NSG im Auwald gewesen und somit automatisch auch in die langfristige Konzeption zur Bewirtschaftung des Leipziger Auwaldes eingeflossen, die im Gegensatz zur Forsteinrichtungsplanung keine Pflichtaufgabe der Stadt gewesen wäre.
5. Auf Grund der hohen naturschutzfachlichen Wertigkeit des Leipziger Auenökosystems unterliegen alle Planungen zur Bewirtschaftung des Leipziger Auwaldes den besonderen naturschutzfachlichen Erfordernissen, die den Schutz gefährdeter Arten, den Schutz einer Vielzahl von im Auensystem vorkommenden Biotopen, dem Landschaftsschutz und eine Reihe weiterer Schutzziele beinhalten. Dass diese auch eingehalten werden, dafür setzen sich die meisten Leipziger Naturschutzverbände und ehrenamtlich im Naturschutz aktiven Menschen sehr konstruktiv ein. Einzig NuKLA isoliert sich hier mit ideologischem Fundamentalismus.
Danke für den Artikel, auch wenn er frustriert zurück lässt.