Nicht nur Grundschulen im Norden fehlt es an Platz und Schallschutz. Im Leipziger Osten sieht es nicht anders aus. Lernen in Leipziger Schulen wird immer mehr zu einem Improvisieren. Die Schulräume sind oft genug reineweg rustikal. Im Fall der Wilhelm-Wander-Grundschule betrifft es die hastig eingerichteten Klassenräume für die DAZ-Klassen. Jetzt werben Studierende der Hochschule Merseburg um freiwillige Helfer, die Räume tatsächlich für guten Unterricht herzurichten.

Den aktuellen Zustand beschreiben sie so: „Den Kindern, welche die DAZ-Klassen in der Wilhelm-Wander-Grundschule in Leipzig besuchen, ist es bis jetzt nicht möglich, in einem angemessenen Umfeld zu lernen. Die Räume sind leider nur sehr zweckmäßig eingerichtet, die Wände benötigen einen neuen Anstrich und aufgrund der schlechten Akustik fehlt sowohl Lehrern als auch Kindern Ruhe im Unterricht. Wir sind Studierende der Hochschule Merseburg und haben es uns zur Aufgabe gemacht, mit unserem Projekt ‚Wir machen DAZ bunt!‘ diesen Zustand zu ändern und mit Eurer Hilfe eine angenehme Lernatmosphäre zu schaff­en, in der sich die Kinder wohlfühlen können.“

Alles können die jungen Leute natürlich nicht aus eigener Kraft stemmen. Ganz so einfach ist so ein Projekt ja nicht umzusetzen, was ja auch in jüngster Zeit die regelmäßigen Berichte des Sozialdezernats zu den in Leipzig eingerichteten DAZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) belegen.

Im August meldete das Sozialdezernat zum Beispiel: „Eine Bedarfsbestimmung über die notwendige DaZ-Angebotsentwicklung kann aufgrund der Einflussfaktoren (Asyl/Migration) nicht genau getroffen werden. Die Prognosen zur weiteren Entwicklung der Bedarfszahlen sind mit Unsicherheiten behaftet. Durch ein Anwachsen der Schülerzahlen in vergleichbaren Größenordnungen wie im vergangenen Schulhalbjahr würde Ende 2016 ein Bedarf von ca. 2.000 VKA-Plätzen im Grund- und Oberschulbereich zu erwarten sein. Zugleich stiege auch der Bedarf an Schulplätzen für die Phase 3 – Vollintegration – in den Regelschulklassen.“

VKA-Plätze sind ebenfalls DAZ-Plätze, im Grunde sogar das, was man als Erstes darunter versteht. In der Erläuterung des Sozialdezernats: „In Vorbereitung auf die schrittweise Integration in die Regelklassen erfolgt durch eine ausschließliche Beschulung in eigenen Vorklassen für Ausländer (VKA-Klassen) die erste Etappe. Dieser Etappe schließt sich die Teilintegration in die bestehenden Regelschulklassen an.“

„Ausschließliche Beschulung“ aber heißt: Man braucht extra Klassenräume, die sich in den meisten Schulen so nicht mehr finden lassen. Deswegen hat die Stadt auch schon ein aufwendiges Container-Programm gestartet, um neben den schon bis zum Rand gefüllten Schulen den Platz für eigene DaZ-Klassen zu schaffen.

„Diese Größenordnungen sind mit den gegenwärtig bestehenden räumlichen Ressourcen nicht abbildbar“, hat das Sozialdezernat festgestellt. „Gebäude, die in der Vergangenheit vom Schulnetz der Stadt Leipzig genommen wurden, sind bereits reaktiviert worden. Dabei wurden auch wachsende DaZ-Bedarfe berücksichtigt.“

Aber das reicht trotzdem nicht. Lernten 2013/2014 noch 226 Kinder in den VKA-Klassen, waren es 2014/2015 schon 436 und mit Beginn des Schuljahrs 2015/2016 schnellte die Zahl auf 683 hoch. Wobei das Sozialdezernat betont, dass das nur Stichtags-Zahlen sind, die überhaupt nicht abbilden, wie es dann gegen Schuljahresende aussah: „Die vorliegende Aufstellung kann die Dynamik der Entwicklung der zweiten Jahreshälfte 2015 nur unvollkommen widerspiegeln. Werden in der Statistik für das Schuljahr 2015/16 mit dem Stichtag 18.09.2015 noch 683 Plätze VKA ausgewiesen, werden mit Stand vom Februar 2016 bereits 1.120 Schüler in VKA-Klassen erfasst. Diese verteilen sich auf 17 Grundschulstandorte sowie 18 Oberschulstandorte. Damit sind fast doppelt so viele Plätze vorzuhalten, als das noch zum Schuljahresbeginn der Fall war.“

Man ahnt schon, wie das in vielen dieser Schulen auf Provisorien und teilweise völlig ungenügende Lernbedingungen hinausläuft. Auch in der Wilhelm-Wander-Schule in Neustadt-Neuschönefeld, wo einige aus Leipzig stammende Studierende der Hochschule Merseburg sich jetzt ein Herz gefasst haben und Mitstreiter suchen, um die DAZ-Bedingungen dort zu verbessern. Sie haben sich dabei mit dem Mühlstraße 14 e.V. zusammengetan, wo der Anlaufpunkt für Helfer und Unterstützer sein soll.

Und wie man helfen kann, haben sie auch kurz zusammengefasst:

„Wir suchen helfende Hände beim Ein- und Ausräumen, beim Streichen der Wände und um Helfer_innen zu verpflegen.

Darüber hinaus suchen wir Spenden in Form von Material oder Geld, auch Kontakte zu potentiellen weiteren Spender_innen (z.B. Handwerksbetriebe) zur Unterstützung. Am 28./29.10.2016 soll die Umgestaltung der Räumlichkeiten stattfinden. Eine Kinderbetreuung ist geplant.

Wir freuen uns über jeden Helfer und jede Helferin! Bist Du dabei?

Das ehrenamtliche Projekt „Wir machen DaZ bunt!“ findet in Zusammenarbeit mit der Ehrenamts-Koordinierungsstelle „Unterwegs und angekommen – Ein Netzwerkprojekt für gute Nachbarschaften“, welche vom Freistaat Sachsen gefördert wird, statt.

Bei Interesse und Fragen mailt an DAZ.bunt@web.de oder wendet Euch an den Mühlstraße 14 e.V., Email: integration@mühlstrasse.de oder Tel. (0176) 43824912.“

Die Information der Stadtverwaltung zu DAZ-Klassen per August 2016.

In eigener Sache – Wir knacken gemeinsam die 250 & kaufen den „Melder“ frei

https://www.l-iz.de/bildung/medien/2016/10/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108

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