Es mag eine Weile her sein, dass der Sächsische Integrationspreis 2013 nach Leipzig gegangen ist. Dennoch ist das Ereignis mehr als eine Erwähnung wert. Am 29. November 2013 hatten die Projektleiterinnen Stefanie Ackermann und Franziska El-Makhloufi neben vier weiteren Preisträgern den Sächsischen Integrationspreis 2013 für das Projekt "Interkulturelles Familienzentrum: "Familien stärken - Vielfalt erleben - gemeinsam wachsen" des Mütterzentrums e.V. Leipzig entgegengenommen.

Mit 1.500 Euro dotiert ist der Preis wie für so viele gute Projekte, die sich für soziale Belange einsetzen, zwar bescheiden, dennoch freut man sich im Mütterzentrum e.V. Leipzig in der Walter-Heinze-Straße 22 über die Anerkennung natürlich sehr. Schließlich ist es eine Würdigung für viel ehrenamtliches Engagement.

Die Jury begründete ihre Wahl wie folgt: “Dem Familienzentrum gelingt es, die Familien unterschiedlichster Herkunft in ihren Stärken zu fördern und ihnen ihre Gemeinsamkeiten zu zeigen, wodurch Verständigung und Verständnis möglich werden. Gleichzeitig bekommen die binationalen oder zugewanderten Familien den Raum, ihre jeweilige kulturelle Unterschiedlichkeit als Kompetenz zu erleben und einzubringen. Diese wertschätzende Haltung ist ‘Empowerment’ für die Familien und gleichzeitig ein wesentlicher Baustein der interkulturellen Öffnung der Organisation. Sie sorgt auf besondere Weise für Nachhaltigkeit – denn Familienarbeit ist immer auch Arbeit mit Kindern, die lernen, dass Vielfalt eine Stärke ist.”
Na ja, gestelzt, aber es trifft im Kern, worum es den engagierten Leuten des Mütterzentrums geht: Nämlich um das treffende Motto, dass sich der Verein mit Sitz in Plagwitz gegeben hat: “Wir leben Familie!” Und das betrifft wirklich alle. Ob alleinerziehende Elternteile, werdende Eltern, binationale Eltern und natürlich deren Kinder, das Mütterzentrum ist Anlaufstation für sie. Und das auch interkultureller Basis, die gutsituierte Eltern verschiedene Nationalitäten genauso willkommen heißt, wie Flüchtlinge, die der Anonymität der Großstadt entfliehen wollen.

Antje Al Abbadi, die im Mütterzentrum für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, spricht von einem großen Zulauf und davon, dass man sogar noch mehr Platz bräuchte, als gegenwärtig im dreistöckigen Gebäude vorhanden ist: “Wir erfahren hier wirklich große Resonanz auf unser Projekt. Die offene Willkommensatmosphäre wird sehr gut angenommen. Hier können sich Eltern verschiedenster kultureller Herkunft zwanglos kennenlernen und den Familienalltag miteinander leben. Es bleibt Zeit für Gespräche unter Erwachsenen während die Kinder miteinander spielen.”
Dem stimmt eine der beiden Projektleiterinnen zu. Franziska El Makhloufi: “Eltern wissen die Wertschätzung zu würdigen, die wir ihnen und ihren Kindern entgegenbringen. Unser Zentrum will Möglichkeiten bieten. Jeder kann sich hier mit seinen Ideen und Stärken einbringen. So schaffen wir hier unter den Familien ein einer Großfamilie ähnliches Netz, das im Alltag und in schwierigen Zeiten tragen kann.”

Während die beiden Frauen im Interview sitzen, bestätigt der Alltag im Mütterzentrum das, was sie gerade gesagt haben. Im Hintergrund backen Kinder verschiedenster Nationalitäten und kultureller Hintergründe unter Anleitung Plätzchen, während sich Mütter und Väter im wohnzimmerähnlichen Gemeinschaftsraum bei Kaffee, Tee und einem Stück Kuchen entspannt enthalten, sich gegenseitig Erziehungstipps geben oder ganz einfach mal vom Familienstress ausspannen.
Franziska El Makhloufi: “Wir wollen entlasten und unterstützen zugleich. Allein zu erfahren, dass auch andere sich in vergleichbaren Situationen befinden, kann helfen und entlasten. Das gegenseitige Zuhören und der Austausch darüber, wie man mit schwierigen Familien- oder Erziehungssituationen umgehen kann, wirken unterstützend. Aber vielen Eltern fehlen in ihren familiären Umfeld oder im Freundeskreis Menschen, die gerade in derselben Lebensphase sind oder Zeit und Möglichkeiten zur Unterstützung haben.”

Hinzu kommt, dass Elternzeit auch isolieren kann. Die Projektleiterin weiter: “Dem wirken wir vorbeugend entgegen, indem Eltern hier Gesellschaft und Kommunikation finden, wir bestärken und unterstützen sie individuell.” Gestärkt werden soll auch der soziale Zusammenhalt der Generationen, der keineswegs mehr selbstverständlich ist.

Antje Al Abbadi: “Das Familienzentrum bietet Gelegenheit eines ungezwungenen Miteinanders und die Möglichkeit, sich über Generationsgrenzen hinweg zu unterstützen. Senioren nutzen unsere Räume für ihre Treffen, können jungen Familien ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben, bei der Kinderbetreuung helfen.”

Familien mit Migrationshintergrund haben es oft schwer, Kontakte zu anderen Eltern zu knüpfen und sich im deutschen Behörden- und Vorschriftendschungel zurech zu finden. Abbadi weiter: “Spezielle Angebote erleichtern als erster Türöffner die Inklusion und unterstützen beim Ankommen in der deutschen Gesellschaft.” Zum Mütterzentrum zählen noch zwei Kindergärten in eigener Trägerschaft.

Der Sächsische Integrationspreis wurde bereits zum fünften Mal vom Sächsischen Ausländerbeauftragten und dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler verliehen und stand dieses Jahr unter dem Motto “Willkommensgesellschaft Sachsen – Chancen durch Vielfalt”.

www.mütterzentrum-leipzig.de

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