In der Auseinandersetzung um die Verkürzung der Öffnungszeiten der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig findet am Dienstag, 26. Februar, um 11 Uhr eine Kundgebung vor der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig auf dem Deutschen Platz statt. Die Bürgerinitiative "Offene DNB", der PromovierendenRat und der Stura der Universität Leipzig rufen gemeinsam zur Teilnahme auf.

Die Kundgebung soll der Forderung nach einem Erhalt der bisherigen Öffnungszeiten im Leipziger Haus der DNB Nachdruck verleihen.

Die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig plant ab 1. März eine starke Einschränkung ihrer Öffnungszeiten. Die bisher 79 Wochenstunden Betriebszeit sollen um 11 Wochenstunden verringert werden, was eine Kürzung um rund 14 Prozent bedeutet. Die Kürzungen sind in den Morgenstunden geplant und treffen insbesondere NutzerInnen mit weiteren Verpflichtungen hart. Viele Eltern, WissenschaftlerInnen, LehrerInnen oder StudentInnen mit Nebenjobs können nicht auf andere Öffnungszeiten ausweichen.

Statt um 8 Uhr soll die Bibliothek ab 1. März erst um 10 Uhr öffnen. Hingegen würde man am Standort Frankfurt die Abendöffnungszeiten ausweiten, hatte die Bibliotheksleitung mitgeteilt. In ihrer jüngsten Mitteilung betonte sie auch noch, dass für die “alten” Leipziger Öffnungszeiten kein Personal zur Verfügung stünde.Die Bürgerinitiative “Offene DNB” setzt sich dagegen für nutzerfreundliche Öffnungszeiten der DNB ein.

Sie fordert die Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), Dr. Elisabeth Niggemann, weiterhin zu einer Offenlegung der den Kürzungsplänen angeblich zugrunde liegenden Messungen des Nutzungsverhaltens und Ermittlungen der Nutzerwünsche auf. Bereits am 19. Februar hatte sie dazu in einem offenen Brief an die Generaldirektorin eine Reihe von Fragen formuliert. Eine Reaktion der DNB steht jedoch bisher aus, teilt die Initiative mit. Dagegen griffen im Verlauf der vergangenen Woche mehrere Bundestagsabgeordnete aus Leipzig die Bitte der Initiative um Unterstützung ihres Anliegens auf und wandten sich ebenfalls an die Generaldirektorin.

Möglicherweise steckt hinter dem allen tatsächlich ein Problem mit einer gesunkenen Nutzung der Bibliothek. Noch 2004 hatte die Einrichtung, die damals noch Deutsche Bücherei hieß, 19.677 Nutzer. Die Zahl lag 2009 bei 12.650. Seitdem wird sie vom Amt für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig nicht mehr ausgewiesen. Die Zahl der Lesesaalbenutzer lag 2004 noch bei 158.717, sank bis 2009 auf 135.722 und stürzte dann 2010 geradezu ab auf nur noch 99.432. Das ist etwa im Vergleich zum Jahr 2001, als über 200.000 Menschen die Lesesäle nutzten, tatsächlich eine markante Entwicklung.

Nur gibt es bis heute keine Analyse dazu, wie es dazu kam. 2009 gab es zumindest zwei markante Ereignisse. Das erste war das Richtfest für den 4. Erweiterungsbau, der aber kaum Auswirkungen auf die Nutzerfrequenz gehabt haben dürfte. Aber 2009 wurde auch die Campusbibliothek der Uni Leipzig eröffnet, die für Studierende natürlich leichter zu erreichen und vor allem rund um die Uhr geöffnet ist. Die Zahl der eingeschriebenen Benutzer der Uni-Bibliothek stieg in diesem Jahr von 26.279 auf 29.565. Anderseits gibt es wieder keine Statistik der Lesesaalnutzer in der Universitätsbibliothek.

Manchmal hat man das Gefühl, da werden lieber unvergleichliche Zahlen produziert, als dass man mit den Nutzern über die Entwicklungen spricht und rechtzeitig Alternativen diskutiert. Die kalte Dusche, die die DNB jetzt für die Leipziger Nutzer produziert mit dem sehr seltsamen Verweis auf bessere Öffnungszeiten im fernen Frankfurt, zeugt zumindest von einem sehr hoheitlichen Verständnis von Kommunikation.

Da muss man dann eigentlich damit rechnen, dass ein paar wütende Leipziger vor der Tür stehen und laut rufen: “Wir sind das Volk!”

Informationen zu bisherigen Aktivitäten der Initiative: www.forschungsgruppe-soziales.de/?q=aufruf

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