Die meisten interessiert es - vielleicht noch - nicht, was letztlich mit den Kröten geschieht, die sie, mit ihrer Arbeitskraft verdient, auf eine Bank überwiesen bekommen. Auf welche Bank das ist, eigentlich ebenso wenig. Wichtiger oft der Dispozins, die Bankgebühren, der Komfort von möglichst vielen Karten und Bankautomaten. Für viele Banken hingegen zählt nur der Profit nach Wunsch der Großanleger und Aktionäre. Und am profitabelsten sind dabei eben immer noch der Hunger, das Sterben und vor allem die Macht darüber.
Prominent stand und steht immer wieder die Deutsche Bank als größtes deutsches Geldhaus im Scheinwerferlicht. Mal druckten sie in Berlin Werbung für ihre Agriculturefonds ausgerechnet auf papierne Brottüten, dann gelobten sie, die Spekulationen mit Nahrungsmitteln zu prüfen. Das tun sie noch bis heute. Viele Institute sind längst dazu übergegangen mit ihren Großkunden gemeinsam ganze Landstriche aufzukaufen, so lässt sich Anbau und Bewirtschaftung von Nahrungsmittelflächen letztlich gleich an der Basis kontrollieren. Gewinne winken zudem für das scheue Kapital, welches immer nach Hause kommt, wenn es gerettet werden muss.
Die Finanzierung von Waffengeschäften, Atomkraftwerken weltweit und der eine oder andere Kauf von Staatsanleihen und die Weiterveräußerung bei Pleiten an den Steuerzahler sind bei nahezu allen Instituten die Begleitmelodie im vorgeblich systemrelevanten Gewerbe. Ebenso parken sie bis heute gern das Geld da, wo der Arm des Fiskus seltsame Kürze aufweist. Versprechen auf Besserung und zukünftig moralisches Handeln inklusive.
Doch wer nicht warten möchte, bis eben diese Versprechen eingelöst werden, kann etwas Einfaches tun. Nachfragen, was mit dem eigenen Geld geschieht oder im Zweifel gleich der Bank das Vertrauen und damit das eigene Geld entziehen. Und die Bank wechseln. Ohne Information weiß man jedoch nicht wohin. Also informiert passend zur Weltsparwoche Attac Leipzig ab heute wieder unter dem Motto “Bank wechseln- Politik verändern” darüber, wohin die Krötenreise gehen könnte.
Dazu finden erneut zahlreiche Veranstaltungen und überraschende Aktionen vom 29.10.-03.11.2012 in der Messestadt statt. L-IZ.de hat sich vorab mit Dr. Julian Bindewald, einem der lokalen Macher unterhalten. Denn eigentlich scheint es einfach und logisch, das eigene Ersparte für sinnvolle soziale und ökologische Projekte bei einer der Alternativbanken anzulegen. Auch wenn es den einen oder anderen Prozentpunkt weniger zu bringen scheint.
Krötenwanderung? Wo werden ab dem 29.10. die Tunnel in Leipzig aufgebaut?
Tunnel werden wir keine graben, aber Dienstag, Donnerstag und Freitag wird man vor den Großbanken Leipzigs immer wieder auf düstere Gestalten (Hungernde, Bürgerkriegssoldaten, Banker..) treffen, die Flyer zum Thema verteilen und über die Problematik der großen Banken informieren. Samstag wird dann ein kleines Straßentheater durch die Leipziger Innenstadt ziehen und aufmerksam machen.
“Rocken statt Zocken” ist auch so ein schöner Spruch im Rahmen der Bankenwechselwoche. Was hat das mit Bankwechseln zu tun?
Die Zockereien am Finanzmarkt haben die Steuerzahler_innen in den letzten Jahren viele Milliarden gekostet, was viele Menschen wütend gemacht hat. Wir wollen sie mit Musik bewegen, etwas zu tun, daher steht das Konzert mit der MUSE-Coverband “aMUSEment” am Dienstag im “Plan B – Kulturkaffee” unter diesem Motto.
Es werden hier die revolutionär-aufrüttelnden Texte von MUSE nicht gesungen – es ist eine Kammerrockband aus 5 Streichern und Klavier – aber sie lassen sich gut auf die Machenschaften der Großbanken beziehen. Zwischen den Liedern wird also informiert.
Nun also zu ernsten Teil – Die Menschen aufzurufen, einer Bank Ihr Vertrauen in Form von Geld zu entziehen und es woanders hinzutragen, schließt ein zu sagen wohin? Welche Banken also würdet Ihr eigentlich empfehlen und warum genau?
Es gibt 4 Banken in Deutschland, die soziale, ethische und ökologische Kriterien haben, nach denen sie ihre Investitionen tätigen, die GLS-Bank, Triodos Bank, Umweltbank und Ethikbank. Zu diesen zu wechseln heißt, sein Geld in gute Hände zu geben, denn sie investieren nicht in Rüstung oder Atomindustrie, Unternehmen mit schlechten Arbeitsbedingungen etc..
Natürlich ist das Kapitaleinkommen bei solchen Banken geringer – aber würde ich einem Mörder mein Geld geben, nur weil er mir eine hohe Rendite verspricht?
Weil den meisten das Hemd näher als die Hose ist? Warum sind andere Bankinstitute aus Sicht der Veranstalter der Macher der “Bankwechselwoche” keine gute Adresse mehr für unser Geld?
Wenn es nur ums Geld verdienen geht, bleiben ethische Grundsätze oft auf der Strecke: da wird in Streubomben- oder Uranmunition investiert, hungererzeugende Agrarfonds werden aufgelegt, durch “Landgrabbing” werden Bauern in der dritten Welt die Nahrungsgrundlagen entzogen, die Atomindustrie wird unterstützt – und dann werden Steuergelder durch Verlagerung der Geschäfte in sogenannte Steueroasen hinterzogen.
Letztendlich werden die Banken “systemrelevant” und werden für ihre Zockergeschäfte noch mit Steuergeldern entlohnt. Da ist übrigens auch die Deutsche Bank keine Ausnahme: sie hat mit ca. 14 Milliarden Euro an den Rettungen von Commerzbank und Hypo Real Estate indirekt verdient!
Was ist mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken – die werden doch bislang gern als Hort des Guten und Reinen im Geldgewerbe gesehen?
Auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken) sind eine Alternative, da man mit demokratischen Mitteln auf die Anlagestrategien Einfluss nehmen kann. Man muss bei diesen Banken aber genau hinschauen: es gibt sehr große Unterschiede, da manche in die Zockereien und vernichtenden Investmentgeschäfte mit eingestiegen sind.
Wie steht Ihr zu dem Satz: “Solange Geld Geld verdienen soll, wird reale Arbeit in der Wertschätzung leiden.”?
Prinzipiell sind die Schaffung von Mehrwert für das Kapital oder Zinseszinsgeschäfte schwer mit einer dem Gemeinwohl dienenden Wirtschaft zu vereinen. Unser Wohlstand wächst auf dem Rücken des Niedriglohnsektors und der Dritten Welt.
In der heutigen Zeit könnten einige Maßnahmen der Finanzmarkt-Regulierung oder eine veränderte Steuerpolitik schon viel an die arbeitende Bevölkerung zurückgeben (Verbot von Steueroasen, Einschränkung von Nahrungsmittelspekulationen, Finanztransaktionssteuer von mind. 0,5% Vermögenssteuer…). Bankgeschäfte sollten sich für die Bankangestellten im natürlichen Maß lohnen, aber nicht für Kapitaleigner und besonders nicht im heutigen Ausmaß.
Der Entertainmentteil am Schluss – Bankwechselparty am Samstag, 3. Novgember in der Alten Damenhandschuhfabrik – was wird geboten und kann man vor Ort gleich irgendwas unterschreiben?
Hier werden anfangs viele Informationen gegeben – ein kurzer Vortrag zur Einführung, dann ein “Wer wird Bankwechsler?”- Quiz, und bei einem leckeren Krötenwanderungscocktail á la “Dax on the Beach” kann man sich über gute Banken informieren.
Unterschreiben sollte man lieber zu Hause nach dem Rausch: denn später wirds dann mit mehreren DJs und Elektro mit Live-Geige ums Tanzen und Spaß haben gehen. Die Alte Damenhandschuhfabrik ist der ideale Ort und hoffentlich können wir zum Abschluss der Woche viele “Bankwechsler” oder “Wechselwillige” feiern.
Danke für die Zeit, die Antworten und vor allem viele Kröten, die sich durch Euch zum Wandern bewegen lassen. Die Leipziger Internet Zeitung wird nun auch für sich prüfen und diesen Wechsel ebenfalls vollziehen.
Zum Artikel vom 19. Januar 2014 auf L-IZ.de
Eigene Verantwortungen: Bankenumzug bei der Leipziger Internet Zeitung
Weiterführende Links
Bankwechsel jetzt
Attac Leipzig
Erlassjahr.de
Attac Deutschland
Bankwechsel Jetzt
Die Veranstaltungsorte in Leipzig
Die Alte Damenhandschuhfabrik
Schaubühne Lindenfels
Plan B Kulturkaffee
Die angesprochenen Banken
GLS-Bank
Triodos Bank
Umweltbank
Ethikbank
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