Ordnung muss sein, meinte der Stadtbezirksbeirat Leipzig Alt-West und beantragte für den nächsten Haushalt: „Im Haushaltsjahr 2025 werden finanzielle Mittel i.H. von 50.000 EUR bereitstellt, um den alten roten markierten Radweg auf den Fußweg der Karl-Heine-Straße zwischen Felsenkellerstraße und König-Albert-Brücke zu entfernen.“ Klingt nicht nach viel. Und so billig bekommt man das auch nicht weg, bestätigt jetzt das Mobilitäts- und Tiefbauamt. Und lehnt den Antrag ab.

Denn vor drei Jahren hat die Stadt hier den Radverkehr konsequent vom Hochbord heruntergenommen und auf die Straße verlegt. Die meisten Radfahrer nutzen den Radstreifen auch.

„Seit dem Sommer 2021 gibt es einen benutzungspflichtigen Radweg auf der Fahrbahn in der Karl-Heine-Straße zwischen Felsenkellerstraße und König-Albert-Brücke“, schrieb der Stadtbezirksbeirat in seinem Antrag.

„Der alte, rot markierte Radstreifen auf dem Fußweg ist nun ausschließlich Fußgänger/-innen vorbehalten. Doch die Tatsache, dass der ehemalige Radweg aber noch immer rote Farbe trägt, führt immer wieder zu Verwirrungen und gefährlichen Situationen durch Radfahrer/-innen, die darin weiterhin einen gültigen Fahrstreifen sehen. Wiederholt hat der Stadtbezirksbeirat Alt-West eingefordert, die Markierungen zu entfernen, um so die aktuelle Regelung zu verdeutlichen. Dazu wird der Stadtverwaltung nun ein entsprechendes Budget zur Umsetzung in 2025 zur Verfügung gestellt.“

Warum der alte Radweg noch rote Farbe trägt

Doch ganz so einfach ist es nicht, stellt das Mobilitäts- und Tiefbauamt in seiner Stellungnahme fest. Und dort glaubt man auch nicht, dass die Leute, die trotzdem auf dem Bürgersteig fahren, den offiziellen Radweg nicht erkennen und sich durch das Rot täuschen lassen.

Dass der alte Radweg noch die rote Farbe trägt, hat einen ganz simplen finanziellen Grund, so das Mobilitäts- und Tiefbauamt: „Die Entfernung des alten Radweges auf der Karl-Heine-Straße bedarf eines umfangreichen baulichen Eingriffs. Die vorhandene beidseitige Rotbeschichtung (keine Farbmarkierung) müsste großflächig auf einer Gesamtlänge von ca. 1,2 km abgefräst und die dadurch entstehenden Vertiefungen so ausgeglichen werden, dass die Oberflächenentwässerung gewährleistet werden kann. Im Anschluss müsste eine Sanierung/Wiederherstellung der Oberfläche durch den Einbau einer neuen Asphaltbefestigung erfolgen.“

Das dürfte dann deutlich mehr als nur 50.000 Euro kosten. Aber schon jetzt ist für jeden aufmerksamen Radfahrer deutlich, dass er den Radstreifen auf der Straße benutzen muss.

Amt erkennt kein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis

Das Mobilitäts- und Tiefbauamt dazu: „Ein umfangreicher baulicher Umgriff steht auch nicht im Verhältnis zum erwartbaren Nutzen für die Sicherheit des Fußverkehrs. Bereits heute sind die Kreuzungsbereiche so gefasst, dass der alte Radweg durch Mosaikpflaster unterbrochen wurde. Am Felsenkeller wurde zusätzlich das Verkehrsgeländer versetzt, sodass ein unwissentliches Auffahren für den Radverkehr unterbunden wurde.

Es ist davon auszugehen, dass der Großteil des gegenwärtig stattfindenden illegalen Radverkehrs den Gehweg wissentlich nutzt und die Regelwidrigkeit billigend in Kauf nimmt. Unter Beachtung der aktuellen Haushaltssituation und der begrenzten Ressourcen wird der Umbau nicht priorisiert.“

Sodass dieser Haushaltsantrag ebenfalls abgelehnt wird.

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Da möchte man dem SBB Alt-West doch ans Herz legen, selbst zu Farbeimer und -rolle zu greifen, ein Mittelgrau anzurühren imstande zu sein wollen wir nicht anzweifeln. Es muß den Damen und Herren im SBB doch schon unbehaglich geblieben sein, daß der status quo ante leider weiterhin so ins Auge springt.

Was ich hiermit aber nochmals in Erinnerung rufen möchte: die Bordsteinkante auf Plagwitzer Seite wurde im Rahmen der 20 oder 25 Jahre zurückliegenden Generalrenovierung der Straße um ca. 2,5m von den Hauswänden wegversetzt (also die Fahrbahn verschmälert), gerade um dort den noch gut sichtbaren Radweg zu installieren und den eigentlichen Fußweg in seiner Breite zu belassen. Diesen Radweg aufzugeben, mit der aufgebauschten Eititei-Begründung, der Außenbewirtung von Gastwirtschaften gebräche es an Platz, ist falsch. Der einzige tatsächliche Problembereich war am Lindenfels entstanden, der dortige Radweg, der dem auf Lindenauer Seite damals nicht weiter verbreiterten Fußweg quasi weggenommen worden war, war an der Außentreppe dieses Kulturhauses zu schmal und zu knapp an der Treppe vorbeigeführt. Mehr Kritik konnte man nicht üben. Jetzt ein Budget aufrufen zu wollen, um die Spuren einer sturen und pendantischen Verkehrspolitik zu verwischen, ist schon kühn, finde ich.

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