Die Ortschaften, die in den 1990er Jahren zu Leipzig eingemeindet wurden, unterscheiden sich in ihrem Charakter stark. Einerseits gibt es Industriegemeinden, auf der anderen Seite haben sich Ortschaften ihren dörflichen Charakter bewahrt. Burghausen, welches an Böhlitz-Ehrenberg und Rückmarsdorf angrenzt, gehört zu den letzteren. Wir haben mit Ortsvorsteher Markus Heidrich, der dem – mit einer Ausnahme – aus erstmals gewählten Mitgliedern bestehenden Ortschaftsrat vorsteht, über Herausforderungen und Probleme gesprochen.
Hallo, Herr Heidrich! Sagen Sie uns etwas zu Ihrer Person und was Sie motiviert hat, sich zur Wahl zu stellen?
Markus Heidrich ist mein Name, ich bin verheiratet, habe ein Kind. Seit vielen Jahren bin ich in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv tätig, natürlich ehrenamtlich. Und weil ich immer noch so viel Freizeit habe, habe ich mich dann irgendwann mal breitschlagen lassen und habe gesagt: Ja, ich trete zur Wahl an. Weil es hieß, der altehrwürdige Ortschaftsrat tritt ab, auch der Ortsvorsteher. Und da Burghausen meine Heimat ist, seit 47 Jahren lebe und wohne ich hier.
Es ist mein Heimatort und für meinen Heimatort möchte ich jetzt auch gerne etwas bewirken. Natürlich liegen jetzt auch noch sehr viele Aufgaben vom vorhergehenden Ortschaftsrat auf den Tisch, die müssen abgehandelt werden. Und dann wollen wir mal gucken, dass wir Burghausen auch mal wieder ein bisschen nach vorne bringen, dass wir es aus dem Dornröschenschlaf wieder erwachen lassen können.
Es ist schon lange her, da war Burghausen noch mit der Eisenbahn über den Bahnhof Gundorf-Burghausen an der Strecke Leipzig-Merseburg erreichbar. Heute gibt es nur noch die Busverbindung, die Linie 62, von Grünau nach Böhlitz-Ehrenberg. Welche sind die dringendsten Verkehrsprobleme für Sie?
Beim Verkehr haben wir momentan ein heißes Eisen, das ist die Gundorfer Straße in ihrer Bausubstanz. Die ist ja völlig desaströs und die muss saniert werden. Nun ist da auch schon einiges innerhalb des Stadtrates und des Ortschaftsrates passiert in der Vorzeit.
Jetzt haben wir uns als neue Ortschaftsräte des gesamten Themas nochmal angenommen und sind jetzt dabei, wieder mehr Bewegung hereinzubringen. Angedacht ist, das für 2025 in die Planung im Haushalt mit aufzunehmen und die Sanierung der Gundorfer Straße 2028 durchzuführen.
Wenn wir jetzt mal perspektivisch nach vorne gucken, haben wir dann das nächste Problem auf dem Tisch. Das ist, dass die Sanierung der Gundorfer Straße zeitlich in den Brückenbau in Böhlitz-Ehrenberg hineinfällt. Wie jeder weiß, ist die Gundorfer Straße eine Durchfahrtsstraße. Der Hauptverkehr läuft hier durch, also viele Böhlitzer fahren hier durch und andersrum natürlich auch.
Und wenn jetzt die Brücken oben in Böhlitz-Ehrenberg gebaut werden, werden wir hier noch eine Mehrbelastung in Burghausen haben. Denn die Miltitzer Straße, die Gundorfer Straße und die Burghausener Straße führen ja dann über die Lützschenaer Straße durch den Wald, was momentan noch für den einen oder anderen die Individualstrecke ist, um überhaupt erstmal in die Innenstadt hereinzukommen.
Der alte Ortschaftsrat hat oft den fehlenden Geh- und Radweg an der Merseburger Straße vom Grünen Bogen bis zum Ochsenweg reklamiert. Gibt es da schon eine Lösung?
Das ist auch so ein Problem, für das es noch keine Lösung gibt. Nein, das ist alles Zukunftsmusik, was hier passieren soll. Da hatte ich mich aber auch schon mittlerweile mit reingelesen. Es soll mit hereingehen in die Verkehrsoffensive vom MTA (Mobilitäts- und Tiefbauamt, d. Red.). Ich gehe davon aus, dass in den 2030ern etwas in der Beziehung passieren wird.
Burghausen hat noch einen eher dörflichen Charakter und ist nicht von Industrie geprägt. Es wurden Eigenheime, Reihenhäuser und auch mehrgeschossige Wohnhäuser gebaut. Wie sieht es mit Arbeitsplätzen aus und sind weitere Baumaßnahmen geplant?
Genau im Hintergrund, da ist ein bisschen was gebaut. Das war so, glaube ich, der erste Planungsstep, der passiert ist. Und dann war wieder Ende. Im Großen und Ganzen sind ja die Flächen rings um Burghausen nicht als Bauland ausgeschrieben. Das hat ja damals noch der Gemeinderat Burghausen beschlossen.
Weil man Burghausen in seiner Struktur gerne so behalten möchte, wie es ist. Eben den ländlichen, dörflichen Charakter zu hegen und zu pflegen und natürlich auch die gesamte Landschaft und Flora zu schützen.
Ist Burghausen zur Schlafstadt geworden, oder gibt es noch ein funktionierendes Gemeindeleben?
Ich möchte das nicht über einen Kamm scheren. Burghausen an sich, wenn man da etwas macht, wird es entweder angenommen oder nicht. Das hält sich immer die Waage, das kann man nicht verallgemeinern. Es ist noch eine funktionierende Gemeinde, keine Schlafstadt, wo früh alle ausfliegen und abends wiederkommen. Wir haben ja auch viele Vereine, die hier noch was bewegen.
In der allerersten Sitzung, die wir gemacht haben als neuer Ortschaftsrat in der achten Legislatur, war ja das erste Ansinnen, dass wir hier alle Vereine, die in Burghausen ansässig sind, eingeladen haben. Damit sich alle vorstellen konnten und wir haben uns als neuer Ortschaftsrat vorgestellt, das soll auch im neuen Jahr weitergehen.
Wir werden wieder die gesamten Vereinspräsidenten und Vorsitzenden, also die gesamten Führungsgremien, wieder einladen, um dann zu sehen, dass wir hier vierteljährlich oder einmal im Quartal schauen, ob man einen Stammtisch für die Vereine aufbaut, damit die untereinander ins Gespräch kommen. Damit die mit ihren Problemen zu uns als Ansprechpartner kommen, wenn etwas ist, dass wir sie auch unterstützen können, in jeglicher Form, wie es uns möglich ist. Das ist nicht viel, aber wir können Anreize schaffen.
Es gibt mehrere Vereine in Burghausen_ die SG Bienitz, vier Gartenvereine, den Heimatverein, den Feuerwehrverein und andere. Wie ist die Altersstruktur und wie sieht es mit kulturellen Angeboten für Alt und Jung aus?
Wir haben gegenwärtig vier Gartenvereine, die im Ort ansässig sind. Wir haben die SG Leipzig Bienitz mit ihrem Sportplatz, den Feuerwehrverein und den Heimatverein. Also es ist schon Vereinsleben da. Ich würde mal sagen: Burghausen ist gut durchmischt, von den Generationen her. Es gab viel Zuzug in den letzten Jahren. Es gab ja mal die Zeit, da kannte jeder jeden, diese Zeit ist nun leider Gottes vorbei. Das war sehr schön damals, als man so den einen oder anderen noch gesehen hat.
Wie gesagt, die Mischung ist da. Viel Angebot haben wir definitiv nicht mehr. Der Jugendklub ist damals geschlossen worden und sonst ist ja alles weggebrochen. Der Sport funktioniert, die Gartenvereine funktionieren, der Feuerwehrverein funktioniert. Wir haben noch eine gut gehende Freiwillige Feuerwehr, die funktioniert. Da haben wir auch Personalmängel, wie überall.
So ist es auch beim Heimatverein, die suchen händeringend immer wieder Leute. Das Interesse, sich ehrenamtlich zu betätigen, ist überall ziemlich gesunken.
Der Heimatverein veranstaltet ü60-Kaffeekränzchen und das Adventsfest, der Feuerwehrverein das jährliche Osterfeuer und die SG Bienitz jährlich ein Sportfest. Das griechische Restaurant in der Ortsmitte ist geschlossen, dort sollen Eigenheime entstehen, an Gastronomie gibt es noch das Kurhaus Bienitz ansonsten die Angebote im Löwen Center.
Was würden Sie sich für die nächsten Jahre wünschen? Oder anders: Was sind aus Ihrer Sicht die dringendsten Aufgaben?
Das Schönste wäre, wenn es wirklich mal dazu kommt, dass ganz schnell die Gundorfer Straße eine Sanierung bekommt. Beziehungsweise eine provisorische Reparatur. Da wäre ja schon viel getan, wenn man dort mal eine anständige Schwarzdecke drüber zieht. Damit aus der Buckelpiste mal wieder eine gerade Strecke wird.
Ich weiß ja nicht, ob Sie Bus fahren. Das ist bestimmt sehr angenehm, wenn man dort entlangfährt über die Gundorfer Straße. Das ist für uns erstmal wirklich das Hauptaugenmerk.
Danke für das Gespräch!
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Die geplante Verlegung der Buslinie 62 über den Dorfplatz sieht Markus Heidrich kritisch. Seiner Meinung nach sollte man das in Zusammenarbeit mit der LVB nochmals überdenken.
Fazit: Alles in allem steht der neu gewählte Ortschaftsrat vor einigen Herausforderungen, man kann den Mitgliedern und dem Ortsvorsteher nur die Daumen drücken.
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