Es ist eine langwierige und zähe Geschichte, den endgültigen Plan für die Gestaltung des Stadionumfelds im Sportforum zum Beschluss zu bringen. Zu viele Interessen ballen sich hier und zu viele alte Träume aus der Vergangenheit. In der Dienstberatung des Oberbürgermeisters wurde jetzt praktisch der Masterplan 3.0 abgesegnet. Aber für die Kleinmesse bietet er immer noch keine Lösung. Die Stadt hält daran fest, irgendwo anders ein neues Festgelände zu suchen, damit Platz für RB Leipzig geschaffen wird.
Seit einem Jahr köchelt das Thema vor sich hin. Und während der am Montag, dem 9. Dezember, vorgestellte Plan weiter an einer Verlegung der Kleinmesse an einen noch ungenannten Ort festhält, hatte das Marktamt im November als mögliche Lösung den Bau eines Parkhauses am Cottaweg in die Diskussion geworfen. Ein Vorschlag, der im neuen Masterplan aber noch keinen endgültigen Niederschlag fand.
Dort heißt es dazu nun: „Am Cottaweg ist es Ziel, die Fläche des derzeitigen Festplatzes perspektivisch als Trainingsstandort für RB Leipzig weiterzuentwickeln. Die Bereitstellung eines gut geeigneten neuen städtischen Festplatzes (ca. 2,5 ha) im Stadtgebiet als Standort für die Kleinmesse und andere Veranstaltungsformate ist dabei Voraussetzung und bildet die Grundlage für die perspektivische Umnutzung.
Der Prozess von Standortsuche, –sicherung und Ausbau eines neuen Festplatzes soll in den kommenden Jahren in enger Abstimmung von Stadt Leipzig, RB Leipzig und Kleinmesse vorangetrieben werden. RB erklärte sich bereit, sich am Prozess der Standortsuche und Umsetzung zu beteiligen.
Je nach Planungs- und Mobilitätskonzept für Stadion und Arena soll für die nächsten Jahre die Möglichkeit offengehalten werden, den bauordnungsrechtlich erforderlichen ruhenden MIV teilweise auch am Cottaweg in einer Parkpallette (sic!) nachzuweisen.“
Aus Sicht der Stadt steht fest, dass sich auf dem Festplatz am Cottaweg langfristig RB Leipzig weiterentwickeln können soll. Um die Kleinmesse übergangsweise bis 2032/2035 abzusichern, ist aus städtischer Sicht in Abstimmung mit RBL ein Kompromiss denkbar, der der Kleinmesse bis dahin die Weiternutzung als Festplatz ermöglicht.
Abschied von der Alten Elster?
Vom Tisch sind dafür für die nächsten Jahre die Pläne, die Alte Elster zu öffnen. Der neue Plan trägt deshalb auch den Titel „Rahmenplan Stadionumfeld ohne Alte Elster“. Er plädiert an deren Stelle für eine durchgängige, dauerhafte Baumreihe: „Der neue Stadiongrünzug soll das Rückgrat des Stadionumfeldes bilden. Zu seinen wesentlichen Elementen gehören baumbestandene Wiesenflächen, beschattete Plätze und eine doppelreihige Allee.
Diese bilden ein grünes Band im Verlauf der ehemaligen Alten Elster vom Elstermühlgraben am Auwald bis zur Jahnallee im Süden. Aufenthalts- und Bewegungsangebote werden vor allem im Stadiongrünzug eingeordnet. Ein prägendes Element des Grünzuges ist die bestehende Lindenreihe an der Friedrich-Ebert-Straße. Ergänzt werden soll diese Allee mit einem lockeren Kronendach im Bereich des Stadionvorplatzes.“
Ein lockeres Kronendach im Bereich des Stadionvorplatzes sowie weitere baumbestandene Wiesenflächen ergänzen diese Allee, Regenwasser soll künftig direkt vor Ort versickern. Vorgesehen ist zudem, Plätze und Freiflächen insgesamt aufzuwerten, etwa an der Festwiese mit Sport- und Spielangeboten.
In den Lageplänen aber ist die Alte Elster weiterhin eingemalt, obwohl es für dieses Freilegungsprojekt nicht einmal ansatzweise eine entsprechende Finanzierungsaussicht in Höhe eines mindestens zweistelligen Millionenbetrages gibt.
Offene Fragen zur Ballsporthalle
Zwei wesentliche Zubau-Projekte stehen mittlerweile fest. Auch wenn zum Beispiel für den Bau der gewünschten neuen Ballsporthalle noch Untersuchungen notwendig sind, wie die Stadt feststellt: Im Vergleich zum Entwurf aus dem vergangenen Jahr wurde insbesondere bei den Flächen rund um die Arena nachgeschärft. Nachdem im August mit dem Freistaat ein sogenannter Letter of Intent unterzeichnet wurde, sollen hier eine Großsporthalle, eine weitere Halle für den Ballsport sowie ein Parkhaus entstehen.
Bis zum Ende des kommenden Jahres soll eine Machbarkeitsstudie unter anderem aufzeigen, inwiefern die Quarterback Immobilien Arena sinnvoll erweitert werden kann. Davon ist der Standort der Parkpalette und der Ballsporthalle abhängig.
Auf diesen Flächen, Arena I und II, soll dann auch endlich das Sportmuseum gebaut werden. Die hier zunächst vorgesehene Grundschule mit Sporthalle hingegen wird nunmehr auf der bisherigen Werferwiese der Nordanlage angeordnet.
Zu den Kapazitäten heißt es in der Vorlage: „Die Quarterback Immobilien Arena soll saniert und für eine Kapazität von ca. 12.000 Sitzplätzen erweitert werden. Die Ergänzung einer zusätzlichen Ballsporthalle mit ca. 5 Tausend Sitzplätzen soll ebenfalls untersucht werden.“
Allein dieser Baustein um Arena I und Arena II wird mit bis zu 220 Millionen Euro kalkuliert, auch wenn jetzt erst einmal eine Machbarkeitsstudie erstellt werden soll, wie das umzusetzen ist. Die soll dann 2025 vorliegen.
Im Hintergrund dieser Maßnahmen steht – so die Stadt – eine mögliche Bewerbung Deutschlands um die Olympischen Spiele. Eine wilde Idee, mit der seit einiger Zeit diverse Lobbyisten durch die Republik tingeln und auch schon in Leipzig vorgesprochen haben, obwohl es dazu nicht einmal belastbare Bewerbungspläne durch den DOSB gibt.
Oberbürgermeister Burkhard Jung sagte am Montag dazu: „Wir stellen die Weichen für die bauliche Entwicklung dieses innerstädtischen Areals, das Leipzig mit Sportstadion und Arena bereits jetzt ein Alleinstellungsmerkmal verschafft. Doch wir wollen auch künftig für hochkarätige Sport- und Kulturgroßereignisse wie etwa Olympische Spiele gewappnet sein.
Dafür müssen wir viele Interessen, öffentliche wie private, miteinander in Einklang bringen. Von der Kleinmesse, über den Fußball, bis hin zum Ort für Kultur, Stadtgrün und Erholung reicht die Wunschliste. Mit dem Rahmenplan ist uns hier ein zukunftsfähiges Konzept gelungen.“
Eine nicht ganz billige Brücke
Im Plan weiterhin enthalten ist eine Fußgängerbrücke über das Elsterbecken. Die freilich gut begründet werden muss, denn hier wird nun einmal mitten im Schutzgebiet geplant. Mit den Worten aus der Vorlage: „Weitere Zielstellung im Rahmenplan ist die Stärkung der Querverbindung zwischen dem Waldstraßenviertel und Lindenau für Fußgänger und Radfahrer. Hierzu gehört neben den neuen direkten Wegen über die Nordanlage und die Festwiese eine zentrale Brückenverbindung zwischen Stadion und Cottaweg.
Auch die Erhöhung der Aufenthaltsqualität für die Öffentlichkeit soll das Stadionumfeld zu einem lebenswerten, grünen und lebendigen Stadtraum machen. Grundsätzlich und insbesondere bei der Errichtung neuer Infrastruktur wie einer Fußgänger- und Fahrradbrücke ist zu beachten, dass das Elsterbecken und seine Uferrandbereiche Bestandteil des FFH- und SPA-Gebietes ‚Leipziger Auwald‘ und daraus resultierend diversen besonderen Schutzkulissen nach dem Bundesnaturschutzgesetz unterliegen.“
Und ganz billig wird diese Brücke auch nicht. Bei der Kostenschätzung geht man hier von 45 Millionen Euro aus, was allein schon durch die Ausmaße der Brücke bedingt ist.
Erst nach Abschluss der Machbarkeitsstudie zu Arena I und Arena II, so die Stadt, können die Pläne für den Stadionvorplatz, den Robert-Koch-Platz und die Grünachse konkretisiert werden, was voraussichtlich 2026 der Fall sein wird. Die Informationen der Stadt zum Sportforum findet man hier.
Es gibt 4 Kommentare
Die Stadt ging 2022 noch davon aus, dass der Ersatzneubau Zeppelinbrücke ca. 30 Mio. Euro (+ Steuern) gekostet hätte https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2022/07/sanieren-statt-neubau-instandsetzung-soll-zeppelinbruecke-fuer-50-jahre-wider-fit-machen-463230
Wenn Leipzig Olympia 2012 ausgetragen hätte, wäre die Brücke längst da. Interessant ist, dass die Brücke deutlich teurer werden soll als der mögliche Neubau der Zeppelinbrücke gekostet hätte. Sicherlich wird eine Brücke mit 160m Länge nicht für 1 Mio. zu haben sein. Aber 45 Mio. Euro sind doch etwas sehr viel. Da fehlt sicherlich das Kommata.
Wo jetzt noch das völlig aus der Zeit gefallene Motodrom ist, wäre Platz für ein Parkhaus (mit Kreisel?). Für “Olympische Spiele gewappnet”? – da war wohl mancher hart wie Kruppstahl und die Birne weech wie Hennigsdorfer. Sport frei.
Das Asphaltieren wider besseres Wissen im Landschaftsschutzgebiet ging auch ruck-zuck.
Da sehe ich für die Brücke keine Probleme.