Die Stadt Leipzig plant nun doch die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Jahrtausendfeld. Das gab die Verwaltungsspitze in der vergangenen Woche bekannt. Womit eine wesentliche Forderung des Ökolöwen sowie der Bürgerinitiative „Jahrtausendfeld retten!“ jetzt doch noch erfüllt wird. Doch die Vorlage der Verwaltungsspitze bleibt aus Sicht des Ökolöwen hinter den notwendigen Schritten zurück. Der Grund ist das indessen immer öfter angewandte Verfahren nach § 13 BauGB.

„Mit dem verkürzten Verfahren nach § 13 BauGB umgeht die Stadt eine Umweltprüfung und eine ernstzunehmende Bürgerbeteiligung“, kritisiert Ökolöwen-Sprecher Niclas Rosendahl.

Ein ganz zentraler Punkt dieses Paragraphen lautet: „Im vereinfachten Verfahren wird von der Umweltprüfung nach § 2 Absatz 4, von dem Umweltbericht nach § 2a, von der Angabe nach § 3 Absatz 2 Satz 4, welche Arten umweltbezogener Informationen verfügbar sind, sowie von der zusammenfassenden Erklärung nach § 6a Absatz 1 und § 10a Absatz 1 abgesehen; § 4c ist nicht anzuwenden. Bei der Beteiligung nach Absatz 2 Nummer 2 ist darauf hinzuweisen, dass von einer Umweltprüfung abgesehen wird.“

Dass ausgerechnet eine Umweltprüfung in diesem Verfahren derart unter die Räder kommt, sorgt auch in Leipzig immer öfter für Ärger. Die Stadt spricht zwar von einem neu zu schaffenden Park, der auf einem Teil des Jahrtausendfeldes entstehen soll. Aber der ist aus Sicht des Ökolöwen zu klein.

„Die geplante Baumasse ist nach wie vor überdimensioniert“, sagt Rosendahl. „Außerdem bleibt offen, wie groß der versprochene Park tatsächlich werden soll. Wir Ökolöwen fordern einen Stadtteilpark, der seinem Namen gerecht wird – keinen Alibi-Grünstreifen.“

Der Ökolöwe begrüßt zwar den ersten Schritt der Stadt zur Planungssicherheit auf dem Jahrtausendfeld, die mit dem Bebauungsplan hergestellt werden soll. Seine Forderungen an das Verfahren erhält er jedoch aufrecht.

Die Stadt müsse Umwelt- und Klimabelange ernst nehmen, betont der Ökolöwe und besteht auch weiterhin auf einer Umweltprüfung und einer ernstzunehmenden Bürgerbeteiligung wie z.B. beim Bürgerbahnhof Plagwitz. Das sogenannte Dialogverfahren zum Jahrtausendfeld wurde dem aus Sicht des Ökolöwen in keiner Weise gerecht.

Schwindende Grünflächen

Für den Ökolöwen ist der Kampf um das Jahrtausendfeld Teil des Ringens um den Erhalt wichtiger Grünflächen im Leipzig – etliche davon als Brachen entstanden, nachdem hier nach der „Wende“ die einstigen Industriebauten abgerissen wurden. Das betraf auch die Fabrikhallen des einstigen VEB Bodenbearbeitungsgeräte, Nachfolger der hier in Lindenau gegründeten Landmaschinenfabrik Rudolf Sack.

Die alten Bauten wurden 1998/1999 abgerissen, danach das Erdreich saniert. Und dann entwickelte die Schaubühne Lindenfels für das Jahr 2000 die Idee des Jahrtausendfeldes, also eines richtigen Getreidefeldes mirten in der Stadt, das ein paar Jahre lang tatsächlich als solches beackert wurde. Der Name hat sich erhalten, auch wenn das Kunstprojekt nicht weiter fortgeführt wurde und die Stadt stattdessen versuchte, hier endlich einen Schulstandort zu etablieren.

Mit dem Appell „Mehr Grün für Leipzig“ will der Ökolöwe erreichen, dass Leipzigs wichtige Frei- und Grünflächen wie das Jahrtausendfeld dauerhaft vor Bebauung gesichert werden.

Wobei das Stadtplanungsamt in seiner Vorlage zum Beschluss des Bebauungsplanes schon warnt: „Öffentlich nutzbare Grünflächen einschließlich der Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualitäten auf und neben dem Jahrtausendfeld entstehen auf der im privaten Eigentum befindlichen Fläche nicht.

Zudem sinkt die Chance, auf dem Jahrtausendfeld überhaupt stadträumlich wirksame Grünräume zu schaffen, da ohne Umsetzung zwingend notwendiger Maßnahmen, die insbesondere mit der Beseitigung der bestehenden Altlasten bzw. mit der Unterbrechung von Wirkungspfaden (Boden – Mensch und Boden – Grundwasser) im Zusammenhang stehen, nicht die erforderlichen Voraussetzungen für die Begrünung der Fläche geschaffen werden können. Die für den Ortsteil dringend eingeforderte Erhöhung öffentlicher Freiflächenanteile kann nicht erreicht werden.“

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Es gibt 14 Kommentare

Ich verbreite keinerlei News, lieber User “Matthias Malok”, ich habe lediglich zu bedenken gegeben, daß meines Wissens (m.W.) die TLG an Stadtbau AG verkauft hatte, und ich habe derlei nicht getippt, weil ich mich aufplustern wollte, sondern weil ich es aus glaubwürdigem Mund erst vor wenigen Wochen genau so erfuhr. Es liegt mir fern, den ebenfalls vernommenen Kaufpreis noch die seltsame Randbedingung der TLG an dieser Stelle zu verbreiten. An wen hat die TLG denn Ihrer Kenntnis nach verkauft gehabt?

@Urs:
Warum schreibt ihr nicht mit eurem Klarnamen?
Dieser hier wieder abgegebene Post zum Kauf von wem auch immer ist ein Fak News!

Welche Grundstücke sind denn noch durch die TLG bzw. die Stadt noch an Patrik Fahrenkamps Stadtbau AG verkauft worden?

Wir wissen hier nur noch vom Grundstück des DBD in Schleußig, das ein emsiger, hart arbeitender Patrik Fahrenkamp in jungen Jahren durch eigener Hände Arbeit erworben hat.

@Ralf Julke:
Es kommt mir vor als ob ihr berechtigter Hinweis von dem Umstand ablenken soll, das auf diesem gut per ÖPNV erreichbarem Standort die Verbesserung des schulischen Angebots in Leipzig behindert werden soll.

@Ralf Julke:
War ein leider ein Versehen, genau müsste es heißen:
“Der ursprünglich geplante Verkauf der Fläche durch den Eigentümer an die Stadt Leipzig zwecks Bau eines Schulzentrums ist nicht zustande gekommen.”

M.W. hat die TLG das Areal direkt an Patrik Fahrenkamps Stadtbau AG verkauft, lieber User “Matthias Malok”, lieber Autor, und zwar mit formalen Randbedingungen, die es der Stadt a priori verunmöglichten, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. Angesichts dessen konnte die Stadtbau AG gar nicht anders, als zum Schnäppchenpreis zuzuschlagen.

@Ralf Julke: Zitat: …Die Stadt spricht zwar von einem neu zu schaffenden Park…. Aber der ist aus Sicht des Ökolöwen zu klein.++ Bitte wie groß in qm ist diese aktuell, liebe Ökolöwen?

@ Ralf Julke – Wichtig ist zu bemerken, dass der jetzige Eigentümer nicht direkt von der Treuhand gekauft hat. Die Überlegung eine Schulcampus auf dieser Fläche zu errichten war schon immer auch der Wille der Stadt Leipzig. Im Abschlussbericht zum Dialogverfahren sind Bürgervorschläge enthalten, welche eine Steigerung der Biodiversität garantieren. Weiterhin gibt es bereits realisierte Waldgärten in Berlin und Kassel, welche nachweisbar eine Aufwertung der beanspruchten Flächen ermöglichen. +++https://www.hessenschau.de/tv-sendung/weitergedreht-urbane-wald-gaerten-in-hessen,video-183230.html++++ 15.000 Leipziger haben zum HH-Plan 23/24 einen Waldgarten mit dem Platz 6. votiert. Eine Umsetzung ist weiterhin im HH-Plan 25/26 enthalten.

#fra: Sie verbreiten schon wieder Fakenews. Die Stadt war nie im Besitz des Geländes. Das hat die Treuhand direkt an privat verkauft.

Versuchens wir mal der Reihe nach:
1. Stadt überlegt ein Schulcampus darauf zu errichten.
2. Stadt verkauft Grundstück
3. Inverstor will Schulcampus darauf errichten
4. Anwohner und Ökolöwen sind dagegen und wollen stattdessen ein Stadtteilpark
5. Stadt will jetzt auch Stadtteilpark und kleineren Campus
6. Ökolöwen ist das zu wenig Stadtteilpark
7. ….
Am Ende ziehen unsere Kinder das kürzeste Streichholz.

Eigentum oder Besitz? Städtisch oder privat? – Ich kennen jemandem mit drei Buchstaben, dem hier alles unklar ist.

Den ist schon klar das es sich nicht um städtisches Eigentum handelt und der Besitzer auch einen großen Zaun drum machen kann.

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