Am 21. November wird in der Ratsversammlung der Beschluss zum Umbau der Prager Straße zwischen An der Tabaksmühle und Friedhofsgärtnerei behandelt. Kurz vor dieser wichtigen Hürde kochen viele Meinungen zu diesem Projekt wieder hoch. Eine Petition wurde gestartet, Verbündete für einen vierspurigen Fortbestand fordern eine „ergebnisoffene“ Prüfung. Der VCD setzt sich klar für die Umsetzung der fortgeschrittenen Planung aus und plädiert dafür, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Die Grundlage der Planungen für die Prager Straße ist die Anschaffung breiterer Straßenbahnen zur Erhöhung der Fahrgastkapazitäten. Diese strategische Entscheidung wird sowohl vom Stadtrat als auch von weiten Teilen der Stadtgesellschaft mitgetragen. Um die breiteren Wagen auf der wichtigen Linie 15 durchgängig einzusetzen, müssen die Engstellen auf der Prager Str. und auf der Zeppelinbrücke beseitigt werden.

„Betriebswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wahnsinn“

Sollte der Beschluss zum Baubeginn der Prager Straße jetzt auf den letzten Metern verhindert werden, bedeutet das, dass die mit Steuermitteln beschafften Straßenbahnwagen 2026 auf den Betriebshöfen der LVB erstmal herumstehen. „Das ist betriebswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wahnsinn!“, so Richard Emmermacher aus der VCD-Ortsgruppe.

Die VCD-Ortsgruppe hat sich beide Beschlüsse zur Vorplanung nochmal intensiv angeschaut. Mit der Variantenuntersuchung zur Vorplanung (VII-DS-07613) wurden vier Varianten entwickelt.

„Wie die Bürgerinitiative richtig formuliert, wurde damals keine Variante mit einer reinen vierspurigen Variante untersucht, aber zumindest eine dreispurige, die den Status Quo des Kfz-Verkehrs weitestgehend beibehalten hätte“, fasst Richard Emmermacher zusammen. Bei der dreispurigen Variante fällt eine komplette Bestandsbaumreihe und die Einordnung einer neuen Baumreihe mit regelkonformen Rad- und Fußverkehrsanlagen hätte Grunderwerb an allen Grundstücken zur Folge.

„Die Planer haben daher in der Vorplanung die dreispurige Variante verworfen, weil im Vergleich zum Nutzen die Eingriffe schlicht viel zu groß geworden wären“, so Richard Emmermacher.

Kritik an städtischer Kommunikation

Jetzt habe man mit der ausgeplanten Vorzugsvariante eine „minimalinvasive“ Baumaßnahme: „Die großen Baumreihen bleiben erhalten, die Fahrbahnen können weitestgehend wieder verwendet werden (nur Deckschichterneuerung), der ÖPNV bekommt ordentliche Haltestellen, der Radverkehr regelkonforme Verkehrsanlagen und die Barrierefreiheit wird im ganzen Umbaubereich erstmalig hergestellt.“

Nur der MIV muss sich in den Spitzenstunden auf einzelnen Verkehrsbeziehungen mit einer schlechten Verkehrsqualität an den Knoten zufriedengeben. „Wir sehen das als vertretbar an, denn an den 20 anderen Stunden des Tages wird der Verkehr gut durchkommen“, ist Richard Emmermacher überzeugt. Mit den im Beschluss veranschlagten Baukosten von ca. 12,6 Mio. € ist das objektiv ein sehr guter Kompromiss. „Die Maßnahme jetzt zu stoppen und die Planungen neu aufzurollen, wäre hingegen fatal!“

Dem VCD beklagt aber dennoch die Kommunikation der Stadt. „Ein engmaschiges Bürgerforum oder Beteiligungsformat wäre in Anbetracht der unterschiedlichen Gemengelage unbedingt notwendig gewesen“, findet Richard Emmermacher. Der VCD begrüßt, dass man auf Begehren der Anwohnenden schon jetzt Maßnahmen gegen den Schleichverkehr umsetzt.

„Wir hätten im Zuge der Planungen zur Prager Straße von der Stadt erwartet, dass man endlich eine klare Perspektive für die Straßenbahnverlängerung nach Liebertwolkwitz benennt und an einer besseren Bahnanbindung südöstlich von Leipzig arbeitet.“

Denn nur durch bessere Angebote kann der Verkehr wirksam verlagert werden. Hier sei definitiv noch Luft nach oben. Es braucht ein Gesamtkonzept für den Südraum, der die künftigen Verkehrsflüsse betrachtet und im Sinne der Mobilitätsstrategie 2030 lenkend wirkt. Für die Menschen, die im Umfeld der Prager Straße wohnen, arbeiten oder sie durchqueren.

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