Im Grunde gibt es vor allem zwei ungelöste Probleme beim geplanten Umbau der Prager Straße in Höhe Völkerschlachtdenkmal. Das eine ist die Angst vieler Autofahrer, dass diese Stelle bei der täglichen Fahrt in die Stadt zum echten Engpass wird und sich der Verkehr dann stadteinwärts staut. Das andere ist die ungelöste Frage für einen sicheren und StVO-gerechten Radweg stadtauswärts. Zwei Änderungsanträge versuchen nun, einen Kompromiss zu finden.

Den ersten schrieb die SPD-Fraktion. Mit neun Punkten ist er sehr umfangreich. Auch aus Sicht der SPD ist das mögliche Stauproblem an diesem Knotenpunkt nicht zu unterschätzen: „Auf der Prager Straße kommt es stadteinwärts besonders in den Morgenstunden zu einem hohen Verkehrsaufkommen. Ohne ein ausreichendes P+R-Angebot ist davon auszugehen, dass die Nutzung neben Fußgänger/-innen, Radfahrer/-innen und dem ÖPNV auch weiterhin von vielen PKW und Wirtschaftsverkehr genutzt werden wird.“

Was sich im Änderungsantrag der SPD dann in diesen Beschlussvorschlägen niederschlägt: „Stadteinwärts verbleibt es bei der gemeinsamen Nutzung von Geh- und Radweg auf der bisherigen Verkehrsführung.“ Und: „Stadteinwärts verbleibt es bei einer zweispurigen Fahrbahnnutzung für Kfz.“

Das dürfte freilich auch die Verkehrsplaner ins Grübeln bringen, denn stadteinwärts gibt es jetzt schon einen eigenständigen Radfahrstreifen. Daneben fächert sich der Kfz-Verkehr übrigens auf drei Spuren auf: Zu den beiden Geradeaus-Spuren gibt es noch eine Linksabbiegerspur.

Aber bestimmt wird die SPD-Fraktion in der Ratsversammlung noch genauer erklären, wie sie das meint.

Der Radverkehr braucht eine eigene Spur – auch stadtauswärts

Deutlich ist aus Sicht der SPD-Fraktion freilich, dass man – anders, als es die CDU-Fraktion will – auf der stadtauswärtigen Seite nicht weiterhin Fußgänger und Radfahrer auf einen schmalen Fußweg verbannen kann. Weshalb es aus SPD-Sicht kein Problem ist, die Zahl der Fahrspuren stadtauswärts tatsächlich  zu verringern und den Radweg auf die frei werdende Fahrbahn zu legen: „Stadtauswärts streckt sich die Verkehrsbelastung über deutlich mehr Stunden. Außerdem sind weder Rad- noch Fußweg ausreichend gut vorhanden.“

Und um Radfahrer zu animieren, auf eine Parallelstraße auszuweichen, beantragt die SPD-Fraktion noch: „Die Naunhofer Straße wird als Fahrradstraße entsprechend dem Radverkehrsentwicklungsplan entwickelt. Eine Umwidmung in eine Fahrradstraße erfolgt in 2025.“

Weitere Vorschläge beschäftigen sich mit der Verkehrsberuhigung im Wohngebiet, einer Öffnung der Ludolf-Colditz-Straße und dem nötigen Ausbau von Park-and-Ride-Angeboten.

So betrachtet dürfte der SPD-Vorschlag tatsächlich einen möglichen Kompromiss aufzeigen, der einen Bau- und Finanzierungsbeschluss am heutigen Donnerstag möglich macht, ohne das Gesamtprojekt zu gefährden.

Sven Morlok versucht den CDU-Antrag zu retten

Anders als der CDU-Vorschlag, der den Status quo praktisch auf Jahre hinaus festzuschreiben versucht. Da hilft dann auch der Änderungsvorschlag von FDP-Stadtrat Sven Morlok zum Änderungsvorschlag der CDU-Fraktion nicht mehr, der eine Verbreiterung des schmalen Fußweges am Wall des Völkerschlachtdenkmals vorschlägt, um hier doch noch irgendwie Fuß- und Radweg mit schmalen Abmaßen unterzubringen: „Der Geh-/Radweg stadtauswärts wird entsprechend der gesetzlichen Mindestbreite ausgebaut. Zu diesem Zweck werden die Mauer am Friedhof und die Hecke am Völkerschlachtdenkmal versetzt. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, mit der Denkmalschutzbehörde entsprechende Gespräche zu führen und dem Stadtrat über das Ergebnis zu berichten.“

Da dürften die Leipziger Denkmalschützer jetzt schon alle ihre Köpfe schütteln. Und gerade dieser doch sehr heikle Versuch, den CDU-Änderungsantrag zu retten, macht eigentlich deutlich, dass der SPD-Vorschlag der eindeutig durchdachtere ist.

Man darf auf die Diskussion gespannt sein.

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