Wie löst man die Parkplatzprobleme in Anger-Crottendorf? Das ist ein Thema, mit dem sich die Stadt nun schon seit einigen Jahren beschäftigt. Angefangen hatte es mit der Feststellung, dass in ganzen Straßenzügen chaotische Parkverhältnisse herrschten und die Stadt die Parkplatzsituation untersuchte. Was zuletzt in die Idee mündete, einen Quartiers-Hub einzurichen. Aber manche Anwohner wünschen sich doch eher so etwas wie ein stabiles Parkdeck. Petra Blume zum Beispiel, die extra eine Petition schrieb.
Sie bezog sich dabei auf ein Bürgerforum am 10. Juli in der Ostwache, bei dem es auch zu einer Abstimmung kam: „Die Stadt wird hiermit gebeten, zu beschließen – den Aufbau eines ‚mobilen‘ Parkdecks in Anger-Crottendorf, wie es schon auf dem Leuschnerplatz gestanden hat, wie es in Mockau an der Kreuzung Ecke Kieler Str. (gegenüber der Post) gestanden hat, um die Parkplatzprobleme vorübergehend zu entschärfen (oder eine andere Objektlösung; Vorschläge dazu wurden von den MA der Ostwache aufgeschrieben).“
Das Thema war schon in der Ratsversammlung im August aufgeploppt, als die CDU-Fraktion den Bau einer Quartiersgarage ins Spiel brachte. Im September war es dann ein ganz ähnlicher Antrag der SPD-Fraktion.
Beides hatte keinen Erfolg – aus dem simplen Grund, dass die Stadt weder in der Verantwortung steht, Parkhäuser zu bauen, noch das Geld dafür hat. Und jeder Vorstoß in der Vergangenheit zeigte, dass sich der Betrieb solcher Parkhäuser in Wohngebieten nicht rechnet und auch private Investoren von solchen teuren Projekten lieber Abstand nehmen.
Interimsstellplatz in der Hanns-Eisler-Straße
Und aus Sicht der Leipziger Verkehrsplaner sieht es in Anger-Crottendorf nicht viel anders aus: „Die Themen und Verbesserungsvorschläge sind bekannt und werden wiederholt von verschiedenen Seiten an die Verwaltung herangetragen. Aufgrund der o.g. Anträge gibt es bereits ein Verwaltungshandeln, das verschiedene Ansätze zur Verbesserung der Stellplatzsituation in Anger-Crottendorf verfolgt, auch wenn die Versorgung mit Stellplätzen nicht Teil der Daseinsvorsorge und somit keine Aufgabe der Stadt ist. Es wird ein Interimsstellplatz in der Hanns-Eisler-Straße geprüft. Hierzu soll im 4. Quartal 2024 eine Mietinteresse-Abfrage durchgeführt werden. Die Stadtverwaltung prüft außerdem die Herstellung eines Quartiers-Hub in Verbindung mit der Errichtung der Feuerwache Ost am Polygraphplatz und befindet sich hierzu im Austausch mit einem möglichen Investor.“
Und so übernahm es auch der Petitionsausschuss in seinen Beschlussvorschlag: „Die Errichtung eines Quartiers-Hub und die Prüfung eines Interimsstellplatzes in der Hanns-Eisler-Straße in Anger-Crottendorf haben Vorrang gegenüber der Errichtung eines mobilen Parkdecks im Sinne der eingereichten Petition.“
Da kann man gespannt sein, wie stark tatsächlich die Nachfrage nach einem Interims-Parkplatz an der Hanns-Eisler-Straße ist.
Warum nicht auf Alternativen umsteigen?
Auch den von der Stadt vorgeschlagenen Quartiers-Hub darf man nicht mit einem Parkhaus verwechseln. Da geht es eher um alternative Angebote, die die Bewohner des Quartiers zum Umsteigen animieren und damit den Parkdruck vermindern sollen – etwa mit sicheren Abstellplätzen für Fahrräder, Sharing-Angeboten, Paketstationen „sowie weiteren Nutzungen (Einkaufsmöglichkeiten, Büroräume, Freizeit-Nutzungen)“.
Und während die Petition darauf verweist, dass die Parkraumanalyse schon vor zwei Jahren stattfand und – möglicherweise – nicht mehr aktuell sein könnte, weist das Mobilitäts- und Tiefbauamt der Stadt darauf hin, dass es eben doch seine Zeit braucht, bis aus einer Parkraumanalyse dann auch ein sinnvolles Langfristkonzept Ruhender Verkehr für Anger-Crottendorf wird. Das will die Stadt Anfang 2025 vorstellen. Und das könnte auch bedeuten, dass es in Teilen von Anger-Crottendorf künftig eine Parkraumbewirtschaftung gibt.
Da die Stadtratsmehrheit den Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses einstimmig annahm, werden jetzt zwei Termine verbindlich: Noch in diesem Jahr fragt die Stadt im Ortsteil das Mietinteresse für einen Stellplatz in der Hanns-Eisler-Straße ab. Wie gesagt: Da kann man gespannt sein. Denn das Interesse sinkt ja bekanntlich schon dann, wenn der Stellplatz auf einmal Geld kostet.
Und auch das Zwischenergebnis zur Prüfung eines Quartiers-Hubs am Polygraphplatz soll noch in diesem Jahr im Stadtbezirksbeirat Ost vorgestellt werden.
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Petra Blume ist gar keine Anwohnerin. Sie war im Wahlkampf Gesandte der Linken aus Paunsdorf, hatte keine Ahnung vom Stadtteil (wie die teilnehmenden Anwohner beim Thementisch der Ostwache übrigens auch) und wollte was fürs Elektorat tun. Sie schrieb die Petition zusammen. Völlig unnütz und doppelte Arbeit für die Verwaltung. Aber auch die SPD hatte ja ihre Schaufensteranträge zum Thema.