Seit dem Frühjahr kämpft die Ortsgruppe des BUND Leipzig um eine wirksame Verkehrsberuhigung am Dorfanger von Probstheida. Mitte Oktober setzte die Stadt erste Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung um. Die Stadt Leipzig kam damit den Forderungen der BUND Ortsgruppe Südost und zahlreicher Anwohner/-innen zur Verkehrsberuhigung am Dorfanger in Probstheida nach und sperrte am 16. Oktober die Augustinerstraße.

Der Durchgangs- und Ausweichverkehr zur Prager Straße durch das Wohngebiet ist nun unterbunden. Aber irgendwie klemmt es in der Information der Verkehrsteilnehmer.

Seit März kämpft die Ortsgruppe Südost in Zusammenarbeit mit dem ADFC und dem Bürgerverein Stötteritz für eine Verkehrsberuhigung und die Einhaltung und Befolgung des rechtskräftigen Bebauungsplans (Nr. 98.1 Dorfanger Probstheida, Stand 16.12.2008).

Nach einem Schreiben an die Stadt und Ämter vom 15. März, einer Versammlung vor Ort am 22. März und mehreren Anfragen im Stadtbezirksbeirat reichte die Ortsgruppe Südost des BUND Leipzig eine Petition bei der Stadt ein, die bei Mitzeichnungsende am 11. September 421 Unterschriften zählte. Die nun durchgeführte Sperrung der Augustinerstraße zwischen Russenstraße und Wertstoffhof für den Kfz-Durchgangsverkehr war einer der geforderten Punkte der Petition. Die Straße bleibt aus nördlicher Richtung in beide Richtungen befahrbar und der Wertstoffhof somit weiterhin erreichbar.

Diese und andere Maßnahmen, die eine signifikante Reduktion des motorisierten Individualverkehrs am Dorfanger und in den anliegenden Straßen sowie eine Entschleunigung des Verkehrs bewirken werden, präsentierte das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) am 10. September im Stadtbezirksbeirat Südost. Sie entsprechen auch dem Änderungsantrag des Stadtbezirksbeirats Südost von 2022.

Die Straßensperrung stellt einen Test dar und wird durch Verkehrszählungen vor und während der Sperrung begleitet, um die tatsächliche Reduktion des motorisierten Individualverkehrs vor Ort zu messen.

Die Kritik des BUND Leipzig

Doch wie die Maßnahme dann vor Ort umgesetzt wurde, ist aus Sicht des BUND Leipzig deutlich verbesserungswürdig. Die Kritik des BUND Leipzig im Einzelnen:

„Es war nicht möglich, der provisorischen Straßenbeschilderung eine Ankündigung für die konkrete Verkehrsumlenkung zu entnehmen, sodass es zu massiven Irritationen im morgendlichen Berufs- und Schulverkehr kam. Vor allem am Montag nach den Ferien (21.10.24) verirrten sich zahlreiche Autofahrende in der neuen Sackgasse und reagierten empört auf die unvorhergesehene Situation.

Weder im Kreisverkehr zwischen Bock- und Nieritzstraße noch auf den umliegenden Straßen wurde über die konkrete Veränderung der Verkehrsführung informiert. Stattdessen wurde lediglich auf die Erreichbarkeit des Wertstoffhofes über die Naunhofer Straße hingewiesen. Die eigentliche Zielgruppe der Maßnahme, also Pendel- und Schleichverkehr, wurde auf die Sperrung nicht vorbereitet oder hingewiesen. Von dieser erfuhren Verkehrsteilnehmende erst in der Straße selbst und mussten aufwendig wenden, wurden also unnötig frustriert.

Noch verwirrender wurde die Beschilderungssituation vor Ort, als ein Hinweis auf die Sperrung der Augustinerstraße für den Marathon am 13.10.24 bis zum 22.10.24 stehen blieb und damit eine erneute Öffnung der Straße nach dem 13.10.24 suggerierte.

Des Weiteren fand die während der Sperrung vorgesehene Verkehrszählung bereits am 22.10.24 (zweiter Schultag nach den Ferien) statt. Zahlreiche Autofahrende waren noch nicht an die Veränderung gewöhnt, fuhren weiterhin ihren gewohnten Weg und wurden dabei von der Verkehrszählung erfasst. Da sie wenden müssen, gehen sie sogar doppelt in die Zählung ein und die eigentliche Reduktion des Verkehrs wird damit verfälscht.“

BUND Leipzig fordert realistische Zahlen

Die Ortsgruppe Südost des BUND äußert nun ihr Bedauern darüber, dass die Ankündigungen und Beschilderungen durch die Verwaltung so irreführend, unzureichend und unvorhersehbar gestaltet wurden. Negative Reaktionen, fehlende Einsicht und Annahme der Maßnahme seien damit absehbare Antworten der Verkehrsteilnehmenden, welche hätten verhindert werden können. Zudem war die Ortsgruppe von einer späteren Zählung ausgegangen, wenn die Verkehrsführung etabliert ist, damit realistische Zahlen den Effekt der Maßnahme darstellen.

„Nach dem Erfolg der Petition und den daraufhin von der Stadt durchgeführten Maßnahmen ist die anfängliche Euphorie bei uns etwas der Ernüchterung hinsichtlich einer Mobilitätswende in Leipzig Südost gewichen“, so Martin Hilbrecht, Vorsitzender des BUND Leipzig.

„Allerdings wissen wir auf der anderen Seite auch von zahlreichen Anwohner/-innen, die glücklich über die erfolgte Sperrung und den spürbaren Effekt der Verkehrsreduktion sind. Uns erreichen Berichte von Grundschulkindern, die sicher die Straße überqueren und Anwohner/-innen, die den Wohngebietscharakter wieder mehr wahrnehmen können.

Unabhängig von den aktuell durchgeführten Maßnahmen werden wir uns weiterhin für die Mobilitätswende in Leipzig einsetzen: Konsequent zu Ende gedacht bedeutet das über kurz oder lang auch Einschränkungen für den motorisierten Individualverkehr.“

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