Man kann auch in der Ratsversammlung eine Menge Zeit vertun, indem man Dinge, die längst beschlossen sind, noch einmal beschließen lässt. So geschah es der CDU-Fraktion am 23. Oktober mit dem Antrag „Rahmenplan Stadionumfeld mit qualifizierter Parkraumorganisation“. Dass das Thema wichtig ist, war ja nicht die Frage: Jede größere Arena-Veranstaltung, jedes Festwiesenkonzert, jedes RB-Spiel zeigt, dass es rund ums Stadion immer wieder zu Problemen mit parkenden Pkw kommt. Also was tun?

Warten, bis dann vielleicht mal bei der Aufstellung der künftigen Bebauungspläne die Zahl der benötigten Stellplätze ermittelt wird, ist natürlich Unfug. Das ginge schief. Weshalb an diesem Donnerstag CDU-Stadtrat Jens Lehmann eindringlich dafür warb, dass die Zahl der künftig benötigten Stellplätze schon bei der Aufstellung des Rahmenplans für das Stadionumfeld ermittelt wird. Denn nach dem Rahmenplan wird ja dann gebaut und müssen auch Stellflächen und Parkhäuser geplant werden.

Im Wortlaut des CDU-Antrags: „Mit dem Rahmenplan Stadionumfeld legt die Stadt Leipzig eine umfangreiche Konzeption für das Gebiet zwischen Cottaweg, Stadion und Arena vor, das den öffentlichen Raum und Entwicklung der angrenzenden Stadtteile neu ordnen und aufwerten soll. Die im bisherigen Entwurf eher zufällig platzierten Parkpaletten erscheinen als planerische Platzhalter.

In der weiteren Qualifizierung der stadtraumräumlichen Neuordnung des Stadionumfeldes mit zweiter Ballsporthalle, Sportmuseum u.a. sollten sich Bauten zur Parknutzung architektonisch und gestalterisch dem Standort angemessen einfügen.“

Nur war es eben nicht so, dass das in der Ratsversammlung noch nicht Thema war. Daran erinnerte FDP-Stadtrat Sven Morlok, denn genau das hatte die damalige Freibeuter-Fraktion so schon bei der Vorstellung des ersten Entwurfs zum Rahmenplan gefordert.

Stellplatzanalyse ist zugesagt

Und das Stadtplanungsamt bestätigte ja in seiner Stellungnahme zum CDU-Antrag, dass es daran tatsächlich auch arbeitet: „Bis zum Ende des 4. Quartals 2024 wird dem Stadtrat ein aktualisierter Stand der Rahmenplanung vorgelegt. Darin werden auch die auf der Rahmenplanebene zu tätigenden Kernaussagen (Standorte/Kapazitäten) zum ruhenden Verkehr enthalten sein.

Konkrete hochbauliche Planungen für ergänzende Sport- und Veranstaltungsbauten einschließlich der zugehörigen erforderlichen Anlagen für den ruhenden Verkehr werden aber erst im Zuge der Umsetzung entsprechender Planungs- und Baubeschlüsse des Stadtrates und nicht auf Rahmenplanebene entwickelt werden.“

Sodass auch Oberbürgermeister Burkhard Jung ins Mikro murmeln konnte „Es gibt keine Neuigkeit.“

Wobei die Grünen-Fraktionsvorsitzende Kristina Weyh noch um eine wichtige Ergänzung bat. Denn das wird in der Diskussion um Autostellplätze fast immer vergessen: Dass es auch eine Prognose für die benötigten Fahrradstellplätze gibt. Denn viele Stadionbesucher kommen auch mit dem Rad. Ein augenzwinkernder Hinweis für den ehemaligen Radweltmeister Jens Lehmann.

Stellplätze finden auf engem Raum

Und gleichzeitig betonte Weyh noch einmal, dass der Stadionvorplatz, der jetzt noch als Parkplatz genutzt wird, künftig stellplatzfrei werden soll. Was die Ansprüche zur Schaffung anderer Stellplätze auf dem durchaus engen Gelände des Sportforums noch anspruchsvoller macht.

Nicht thematisiert wurde bei diesem Beschlusspunkt die Tatsache, dass das Festgelände am Cottaweg tatsächlich künftig bei RB-Spielen als Parkplatz genutzt wird. Für die Kleinmesse ein echtes Drama, denn ein Ausweichgelände gibt es bislang noch nicht.

Was freilich einmal mehr deutlich macht, dass das Anliegen des CDU-Antrags durchaus berechtigt ist – nur halt nicht neu. Es wurde dann von der Ratsmehrheit mit 54:0 Stimmen auch angenommen. Nur elf Stadträt/-innen enthielten sich der Stimme. Da aber die Stadt, wie Burkhard Jung betonte, sowieso schon in den letzten Zügen bei der Fertigstellung des Rahmenplans ist, sollte mit dessen Vorstellung noch Ende 2024 auch eine nachvollziehbare Abschätzung für alle benötigten Stellplätze vorliegen – für Pkw genauso wie für Fahrräder oder Scooter.

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