Im September sorgte der Auensee einmal mehr für mediale Aufregung, als der Anglerverband dort über eine Tonne toter Fische aus dem Wasser holte. In der Ratsversammlung gab es dazu gleich zwei besorgte Anfragen – eine von Melanie Lorenz vom BUND Leipzig und eine von der Grünen-Fraktion. In der Ratsversammlung am 23. Oktober wurde dann eine mögliche Ursache für das Fischsterben zum Thema, die die Stadt so offen noch nicht kommuniziert hatte.

Melanie Lorenz hatte das Problem i ihrer Anfrage schon angesprochen: „Der Auensee war zuletzt erneut negativ in den Schlagzeilen. Ursprünglich entstand das Gewässer für den Kiesabbau für den Bau des Hauptbahnhofes. Es weist allerdings die Problematik auf, dass es an einer Frischwasserzufuhr und Altwasserablauf mangelt. Daher kam es auch in der Vergangenheit zu regelmäßigen Fischsterben (2008, 2010), bedingt durch Sauerstoffarmut und Blaualgenbefall.

Weiterhin sind Altlasten durch die ehemalige Spezial Chemie Schönert und durch Alte Färberei über das Grundwasser eingetragen worden. Seit 2012 sorgen drei Tiefenwasserbelüfter für Belüftung der unteren Schichten. Ziel war es, einen Auensee zu bekommen, der artenreich und naturnah ist. Das aktuelle Sterben ist offenbar durch eine Verwirbelung der Wasserschichten entstanden.“

In der Antwort an Melanie Lorenz ging das Amt für Stadtgrün und Gewässer auf die Frage gar nicht weiter ein.

In der Replik für die Grünen wurde es dann aber ins Feld geführt: „Beim Auensee handelt es sich um einen thermisch stabil geschichteten See, der einer Frühjahrs- und Herbstzirkulation unterliegt. So kommt es in der Regel im Frühjahr und Herbst zur langsamen Durchmischung des Wasserkörpers. Im Zeitraum vom 08.09. bis 11.09.2024 kam es durch den starken Rückgang der Lufttemperatur und das Auffrischen des Windes zur rasanten Abkühlung des oberflächennahen Wassers, was zu einer schnellen Durchmischung der Wasserschichten führte, die in dieser Ausprägung nicht durch die Tiefenwasserbelüftungsanlagen gepuffert werden konntne.

Dadurch gelang sauerstofffreies und sulfidreiches Wasser in die durch Fische besiedelte Bereiche (Epilimnion). Dies führte zu fischtoxischen Bedingungen und schlussendlich zum umfänglichen Fischsterben.“

Das „sulfidreiche Weisser“ bezieht sich natürlich auf die ganzen Einträge der einst in Auensee-Nähe ansässigen Fabriken, Reinigungen und Färbereien.

Die Sanierungen haben nicht geholfen

Aber wirklich konkret wurde Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal am 23. Oktober erst, als ein guter alter Bekannter namens Jürgen Kasek am Mikrofon auftauchte, der diesmal nicht mehr als Stadtrat agierte, sondern als fragender Einwohner. Und er insistierte mehrfach auf die Verseuchung der Bodenschichten am Auensee durch die einstigen industriellen Abwässer.

Und Heiko Rosenthal wurde endlich einmal deutlich und bestätigte, dass alle bisherigen Sanierungen dieser Bodenverseuchungen fehlgeschlagen sind. Oder einfach nicht dazu geführt haben, dass keine belasteten Wasser mehr Richtung Auensee fließen.

Der Ex-Stadtrat Jürgen Kasek stellt eine Bürgeranfrage im Leipziger Stadtrat am 23.10.24. Foto: Jan Kaefer
Ex-Stadtrat Jürgen Kasek stellt eine Bürgeranfrage im Leipziger Stadtrat am 23.10.24. Foto: Jan Kaefer

Und dort gelangen sie in tiefere Wasserschichten und sorgen dann – wenn es zu starken Seeverwirbelungen kommt – für eine Vergiftung der Fische. SPD-Stadtrat Andreas Geisler fand zwar recht drastische Worte für diesen Giftcocktail und fragte natürlich auch, warum man das Problem nicht so löst wie die Talsperrenverwaltung, welche das Elsterbecken immer wieder mit gewaltigen Schläuchen von Sedimenten befreit.

Aber genau das, so Rosenthal, würde am Auensee nichts bringen. Denn es sind ja die wasserführenden Bodenschichten oberhalb des Sees, die nach wie vor mit einstigen Industriechemikalien verseucht sind. Und das zu bereinigen würde wahrscheinlich Geldsummen kosten, die die Stadt Leipzig gar nicht aufbringen kann .

Ist die Nordwestaue in Gefahr?

Jürgen Kasek zeigte sich noch besorgt, dass das verunreinigte Wasser aus dem Auensee künftig in die sanierte Nordwestaue laufen und alle Bemühungen im Auenentwickungskonzept zunichtemachen könnten. Aber auch da konnte Rosenthal nur darauf verweisen, dass man das mögliche Problem kenne, aber keine wirkliche Lösung habe. Vielleicht auch erst genauer untersuchen müsse, ob das Problem tatsächlich so drastisch ist.

Was er am Ende bestätigte, war, dass die Stadt vorerst keine weiteren Investitionen plane, um die Wasserqualität des Auensees zu verbessern. Nur die Tiefenbelüftung bliebe natürlich in Betrieb. Die ja auch dazu führt, dass der See wenigstens als Angelgewässer funktioniert – außer an den Tagen, an denen die Wasserschichten – bedingt durch Wettereinflüsse – mal wieder kippen.

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