Als die IG Fortuna 2020 den Zuschlag für das Kino der Jugend in der Eisenbahnstraße bekam, klang das so, als würde der Leipziger Osten sehr bald einen neuen, attraktiven Kulturtreffpunkt bekommen. Doch seither ist ziemliche Ruhe eingekehrt. Als wäre das ganze Projekt eingeschlafen. Weshalb die Linke-Stadträtin Mandy Gehrt mit einem langen Fragenkatalog bei der Stadt nachfragte, woran diese doch verstörende Verzögerung eigentlich liegt.

„Das Konzeptverfahren zum ehemaligen Kino der Jugend mit Haupt- und Nebengebäude startete im Juli 2020, Ende 2020 votierte eine Fachjury einstimmig für das Konzept der IG Fortuna | Kino der Jugend und im März 2021 fand eine symbolische Schlüsselübergabe statt. Ende 2021 sollte das Verfahren abgeschlossen sein.

Der Abschluss scheiterte nicht an mangelnden Zuarbeiten der Interessengemeinschaft, sondern wesentlich an der Verschiebung der Freilenkung des Nebengebäudes, das vom VTA, der Stadtbeleuchtung, noch als Lager genutzt wird“, stellte Mandy Gehrt in ihrer Anfrage fest.

Und dieses (fehlende) Gebäude blockiert den ganzen Prozess seitdem. „Das ist insofern nachteilig, da das Konzept der IG die frühestmögliche Nutzung des Nebengebäudes vorsah, um Bauen und Nutzen am Standort zu verbinden. Ohne das Nebengebäude kann die IG Fortuna die Bau- und Sanierungsplanungen nicht abschließen, die baurechtliche Machbarkeit sowie die Finanzierungsabsicherung nicht nachweisen und seit nunmehr drei Jahren keine Fördermittel einwerben. Nach langer Unsicherheit wurde der IG FORTUNA nun der Abschluss des Verfahrens zu Beginn 2026 zugesagt.“

Die Dachsanierung übernimmt noch die Stadt

Mit der Konzeptvergabe und der Realisierung des „Kino der Jugend“ als Stadtteilzentrum wollte die Stadt positiv in die Stadtentwicklung eingreifen. Aber nun stockt das Ganze. Aber nicht ganz, wie das Liegenschaftsamt in seiner Antwort betont, auch wenn es trotzdem noch zwei Jahre dauern wird, bevor die IG Fortuna hier wirklich in den Erbbauvertrag einsteigen kann.

Denn es scheint doch ein ziemlich schwieriges Unterfangen zu sein, der Leipziger Stadtbeleuchtung anderweitig ein neues Lager zu beschaffen: „Die Planung zur Räumung der belegten Flächen des Nebengebäudes respektive die Errichtung eines Ersatzbaus wurde aufgenommen. Nach derzeitigem Stand wird davon ausgegangen, dass der Gebäudeteil ab 2026 für den Verein nutzbar wäre. Die notwendige Finanzierung wurde für die Haushaltsplanung 2025/26 angemeldet.“

Die zukünftige Unterbringung der Abteilung Verkehrsmanagement und Beleuchtung werde geprüft, so das Liegenschaftsamt. Augenscheinlich soll es dafür einen Neubau geben, der bis 2026 fertig sein muss, damit der Zeitplan gehalten werden kann. Und das Dilemma für die IG Fortuna: Ohne Erbbauvertrag kann sie keine Fördermittel einwerben. Aber erste Maßnahmen sind dringend, damit das einstige Kino nicht weiter verfällt.

Das Dilemma sieht auch die Stadt: „Die Verwendung von Fördermitteln sowohl für die Dachsanierung als auch für denkmalpflegerische Mehraufwendungen stehen einer Eigentumsübertragung vor der Realisierung der Maßnahmen entgegen.“

Die IG Fortuna konnte also keine Fördermittel einwerben. Das tat für die dringendsten Maßnahmen deshalb die Stadt selber, wie das Liegenschaftsamt erklärt: „Innerhalb eines engen Zeitfensters konnten Zuschüsse aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm XI (DS XI) des Bundes eingeworben werden, ohne dass der Verein dafür Finanzierungsanteile tragen muss (gesamt rund 480 T€, davon rund 240 T€ DS Bund, rund 145 T€ DS Land, 45 T€ Städtebaufördermittel und 50 T€ Eigenanteil der Stadt Leipzig).

Die Fördermittel können nicht mit Übergang der Liegenschaft an den Fortuna – Kino der Jugend e.V. übertragen werden, da diese per Zuwendungsbescheid an die Kommune gebunden sind. Der Einsatz der Mittel erfolgt für denkmalpflegerische Mehraufwendungen an denkmalprägenden Elementen.“

Erst nach der Dachsanierung gibt’s den Vertrag

Diese Mittel aber können nicht einfach an die IG Fortuna übertragen werden. Solange die Stadt die Gelder also nicht eingesetzt hat, kann es auch keine Übertragung der Immobilie an die IG Fortuna geben.

Aber wann will die Stadt nun das Dach instandsetzen?

„Die dringend erforderliche Instandsetzung des Daches Denkmalschutzes soll mit Städtebaufördermitteln für den Leipziger Osten (Bund-Länder-Programm ‘Sozialer Zusammenhalt’ (SZP)) bis spätestens III. Quartal 2026 erfolgen. Die Gesamtkosten für die Dachsanierung betragen 1.800.000 €.“

Erst wenn das passiert und abgerechnet ist, kann der Pachtvertrag mit der IG Fortuna abgeschlossen werden, so das Liegenschaftsamt: „Das denkmalgeschützte Gebäude wird durch diese Maßnahmen in seiner Substanz erhalten und der Fortuna – Kino der Jugend e.V. kann sich nach Abschluss des Erbbaurechtsvertrages auf die weitere umfänglich notwendige Instandsetzung und Modernisierung der Gebäude konzentrieren. Auch hier werden noch Investitionen in sechsstelliger Höhe notwendig werden. Das Finanzierungskonzept des Vereins wird durch die Maßnahmen nur positiv beeinflusst, da sich die aufzuwendenden Investitionskosten damit verringern.“

Wenn das alles so passiert, kann die IG Fortuna wohl Ende 2026 dann den alten Kinobau übernehmen, bei dem zumindest das Dach schon mal dicht ist.

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… falls das Dach bis Ende 2026 nicht längst eingebrochen ist. Was für eine Farce! Gute Absichten verspricht die Stadt seit Jahren, passiert ist bislang nichts – außer das die IG Fortuna fleißig Pläne erarbeitet, Veranstaltungen organisiert, das Projekt am Leben gehalten hat. Und dass das gesamte Bauvorhaben nun viel mehr kosten wird, als vor einigen Jahren, liegt auch auf der Hand. Ein Schelm, der Böses vermutet…

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