4,6 Millionen Euro werden allein die Planungen für den Neubau einer 2,5-zügigen Grundschule mit Sporthalle am Standort Hallesche Straße in Lützschena-Stahmeln kosten, einer Grundschule, über die der Stadtrat schon seit Jahren diskutierte, weil die Grundschule dringend gebraucht wird. Und eigentlich ist diese Grundschule seit 2020 im Leipziger Schulbauprogramm sogar priorisiert. Das beantragte damals die SPD-Fraktion. Aber hier wird auch deutlich, wie schwierig Planungen für neue Schulen sein können.

Wie schwierig die Situation derzeit für die Grundschüler in Lützschena-Stahmeln ist, beschreibt auch das Schuldezernat in seiner Vorlage, die am 19. September zur Beschlussfassung in den Stadtrat kam: „Die Schule Stahmeln, Grundschule der Stadt Leipzig und der dazugehörige Hort sind derzeit auf drei Standorte verteilt, die 3 km voneinander entfernt sind. Dies führt zu erheblichen logistischen Problemen und einer Trennung der Schülerschaft.

Die örtliche Trennung führt zu finanziellen Aufwendungen für die Schülerbeförderung. Darüber hinaus müssen für den Schulsport derzeit Vereinssporthallen in den jeweiligen Ortsteilen genutzt werden. Diese sind fußläufig in ca. 20 Minuten zu erreichen.

Der vorhandene Gebäudebestand lässt eine Zusammenlegung nicht zu, sodass ein Schul-/Hortneubau an einem eigenen Standort dringend erforderlich ist, um dem Raumbedarf und den Bedürfnissen der Schüler/innen angemessen gerecht zu werden. Dieser Schritt wurde bereits in früheren Schulnetzplänen als dringend notwendig erachtet.“

Und dann wurden auch die Einwohner von Lützschena-Stahmeln mit einbezogen. Das war vor vier Jahren: „Im Rahmen zweier Bürgerforen im 1. Quartal 2020 wurde im Ergebnis der Standort an der Halleschen Straße ausgewählt.“

Der Knotenpunkt muss ausgebaut werden

Bevor aber überhaupt gebaut werden kann, muss die verkehrliche Erschließung gesichert werden: „Im Ergebnis der Verkehrsuntersuchung zum B-Plan 462 ist für die äußere Erschließung des Schulstandortes der Ausbau des Knotenpunktes Hallesche Straße/Am Bahngraben, einschließlich Errichtung einer Knotenpunkt-LSA mit signaltechnischer Sicherung der Gleisüberfahrt notwendig. Dazu ist eine Vorzugsvariante der Knotenpunktgestaltung aus der Verkehrsuntersuchung, Stand 20.09.2022 entwickelt worden.“

Allein das kostet 1,8 Millionen Euro. Außerdem gibt es – obwohl das Grundstück denkbar knapp beschnitten ist – erhebliche Eingriffe in den Naturbestand, die dann nicht auf demselben Grundstück kompensiert werden können.

Eine Zwei-Feld-Sporthalle muss auch noch mit untergebracht werden, denn die vielen langen Laufwege der Kinder sollen ein Ende haben. Auch wenn die Kinder, die da einmal zur Schule gehen sollen, wohl noch gar nicht geboren sind, wie Linke-Stadtrat Marco Götze feststellte. Der dann doch mit Verweis auf die Fertigstellungsjahre 2030/2031 darauf hinwies, dass die Stadt vielleicht doch versuchen sollte, schneller zu bauen.

Modulare Bauweise eine Alternative?

Denn auch die jetzt schon kompakte Bauweise plant die Stadt mit fast 50 Millionen Euro. Das wäre eine Menge Geld, bestätigte Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus, die am 19. September zumindest schon einmal versprach, dass die Stadt versuchen würde, früher zu bauen. Das könnte mit einer modularen Bauweise möglich sein, das wolle sie noch prüfen lassen.

Der Standort selbst ist für die Planer zwar schwierig. Aber er hat die große Zustimmung der Einwohner von Lützschena-Stahmeln: „Die neue Schule wird im geographischen Mittelpunkt der Ortschaft entwickelt und sowohl aus Stahmeln als auch aus Lützschena gut erreichbar sein. Die Schule soll, insbesondere in Hinblick auf ihre Stadtrandlage, über die Rolle als Bildungseinrichtung hinaus potenziell weitere Funktionen für die Ortslagen wahrnehmen.

Da sie eine wichtige Funktion im Stadtteil einnimmt, sollte der künftige Standort von einem möglichst breiten Konsens zwischen Bewohnern und Akteuren im Stadtteil, sowie Vertretern der Politik und der Verwaltung getragen werden. Aus diesem Grund wurden im Rahmen zweier Bürgerforen im 1. Quartal 2020 mit allen Interessierten die infrage kommenden Flächen vor Ort diskutiert. Im Ergebnis wurde der Standort an der Halleschen Straße empfohlen.“

Unterschiedliche Meinungen über die Notwendigkeit dieses Schulbaus gab es in der Ratsversammlung am 19. September nicht. Diese stimmte der Vorlage zum Beginn der Planungen einstimmig zu.

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