Am Mittwoch, dem 10. Juli, hat das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) der Stadt die sogenannte Fahrradweiche in der südlichen Zufahrt des Wilhelm-Leuschner-Platzes von einer Fachfirma neu markieren und dabei rot einfärben lassen. Hier war in der vergangenen Woche eine Radfahrerin tödlich verunglückt, wahrscheinlich, weil eine Lkw-Fahrerin sie beim Wechsel auf die rechte Spur im toten Winkel übersehen hat. Auch wenn der abschließende Unfallbericht noch nicht vorliegt, soll mit der Rotmarkierung die Aufmerksamkeit stärker auf Radfahrerinnen und Radfahrer in diesem Bereich gelenkt werden.

Die Arbeiten erfolgen bei laufendem Verkehr und sollen noch in dieser Woche abgeschlossen werden. Voraussetzung ist jeweils eine trockene Witterung.

Bei einer Fahrradweiche fahren Radfahrerinnen und Radfahrer in Mittellage, also zwischen der Geradeausspur und der Rechtsabbiegespur. Ein Teilabschnitt dieser Fahrradspur kann von rechtsabbiegenden Autos überquert werden. Die Verkehrsanlage am Wilhelm-Leuschner-Platz wurde mit dem Ausbau der Karl-Liebknecht-Straße und des Peterssteinwegs im Jahr 2015 eingerichtet, geht das VTA auf die Entstehungsgeschichte ein.

Vorher gab es keine Radfahrstreifen in dem Bereich. Aus dem Süden kommend wurden Radfahrerinnen und Radfahrer im Mischverkehr geführt, ab der Windmühlenstraße dann über einen gemeinsamen Geh- und Radweg.

Ein möglicher Grund für den Unfall war auch, dass die neun Jahre alten Markierungen für die Fahrradweiche gerade in dem Bereich, in dem der Unfall passiert ist, schon fast bis zur Unkenntlichkeit abgefahren waren.
Erst wenn der Unfallbericht und die Verkehrssituation an der südlichen Zufahrt des Wilhelm-Leuschner-Platzes genauer analysiert sind, können weitere mögliche Änderungen vorgenommen werden – etwa, dass die Ampelsteuerung angepasst oder der Radverkehr baulich abgetrennt wird, betont das VTA.

Die jetzt rot eingefärbte Fahrradweiche am Wilhelm-Leuschner-Platz mit einem der beiden „Geisterfahrräder“, die an den Unfall erinnern. Foto: Lucas Böhme
Die jetzt rot eingefärbte Fahrradweiche am Wilhelm-Leuschner-Platz mit einem der beiden „Geisterfahrräder“, die an den Unfall erinnern. Foto: Lucas Böhme

Parallel zu den derzeitigen Markierungsarbeiten wird das Verkehrs- und Tiefbauamt in Absprache mit der Polizeidirektion in den kommenden Wochen und Monaten alle Fahrradweichen in Leipzig analysieren und prüfen, ob hier ein ähnliches Vorgehen geboten ist. Eine mögliche Rotfärbung könne gegebenenfalls kurzfristig angeordnet werden.

Derzeit wird an 25 Stellen im Stadtgebiet der Radverkehr in Mittellage geführt – so etwa in der östlichen Zufahrt am Chausseehaus, an der Kreuzung Essener Straße/Maximilianallee oder in der östlichen Zufahrt der Kreuzung Wurzener Straße/Breite Straße. Das Unfallgeschehen an diesen Verkehrsanlagen wird derzeit als unauffällig wahrgenommen, merkt das VTA an. Aktuell sei nicht vorgesehen, an weiteren Stellen im Stadtgebiet Fahrradweichen anzuordnen.

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Es gibt 12 Kommentare

Die LKW müssen ja über die KarLi oder Karl-Tauchnitz ausweichen, da ein einzelner Anwalt die Harkortstraße auf 3,5t beschränken ließ, damit er es vor seinem Fenster etwas ruhiger hat.
Das nun die LKW gezwungenermaßen auf den Haupt-Radrouten unterwegs sind wurde vom Verwaltungsgericht damals ausgeblendet.

@Rudi
Das die ganze Kreuzung vom Auto her gedacht wurde ist unbestritten. Eines der Probleme stammt aber aus der letzten Zeit. Als man die Kreuzung Harkortstraße und Martin-Luther-Ring in ihrer Durchlassfähigkeit verringert hat, dachte man das sich der Fahrzeugverkehr abschwächt. Das ist aber leider nicht so. Die LKW weichen auf die Karli aus und der Autoverkehr über die Riemann in den Petersteinweg und dann auf der Kreuzung dann nach links. Das ist das Problem wenn man einzelne Bereiche plant. Zusätzlich ist eine Verschiebung des Verkehrs in Richtung mehr Rad sehr löblich, funktioniert aber nur in kleinen Schritten, da die meisten Autofahrer älter sind und nicht mehr auf das Rad zu bekommen sind. Das sehe ich doch auch in meiner Firma, die Jungen kommen mit dem Rad oder ÖPNV, die älteren mit PKW. Das ich auf Arbeit laufe hat damit zu tun das ich in den Bergen groß geworden bin.

@fra
So ganz Unrecht hat Cisc mit der Einschätzung nicht, dass es vom Auto her gedacht wurde. Als man den Knoten 2011/12 neu beplante, hat man die Anzahl der Fahrspuren beibehalten mit der Begründung, dass es dafür auch auf lange Sicht einen Bedarf gibt. Die KarLi hatte damals noch gut 15.000 Kfz/Tag, heute sind es keine 10.000 mehr. Entsprechend würde man heute problemlos mit 1 Linksabbiegespur hinkommen. Wenn man sich das damals auch schon getraut hätte, wäre der Knoten auch deutlich kleiner/übersichtlicher und du müsstest keinen Zwischenstopp einlegen.

An die LKW Fahrerin denkt niemand. Wie es ihr geht. Als ob sie es mit Absicht getan hätte. Wird teilweise als Mörderin dargestellt. Einfach nur unfassbar.

Meckerrentner unter sich…
Und ich betreibe Vorverurteilung, weil ich Vorverurteilungen entgegentrete.
Und lasst mich raten:
das letzte Wort müsst eh immer ihr haben.

Ich bin raus aus dem Gespräch!

@Cisk
Was Sie betreiben ist klare Vorverurteilung, da ich annehme das Sie nicht dabei waren.

Wenn Sie meinen Beitrag richtig gelesen hätten, wäre Ihnen aufgefallen das ich an der Ampel zwischen den Richtungsfahrbahnen (Ring) immer warten muss und ich von Anzahl sprach und nicht eingenommener Fläche. Oder war es nur ein Versuch mir die Fähigkeit des Zählens abzusprechen?

Man-mensch-jemand wundert sich mit einigem zeitlichen, und emotionalen, Abstand manchmal schon, welchen Ausgang felsenfeste Vorstellungen von Täter und Opfer nehmen können. Bei dem schweren Unfall in Berlin (10/2022), medial-politisch leider dann sehr abgelenkt durch die Frage, welche Rolle Klimademonstranten dabei hatten, ging es am Ende auch ganz anders aus als meist unterstellt. Ich fand es schon damals komisch, dass das Rad nicht auf dem Radweg oder in dessen Nähe lag, sondern mitten auf den Fahrbahnen. Solche Gedanken habe ich damals in keinem einzigen Artikel gelesen.
Hier der Bericht:
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-tod-von-radfahrerin-keine-anklage-gegen-betonmischer-fahrer-a-35867a58-9882-4275-a442-d00024ba2ba5
“Die Radfahrerin hat den Betonmischer rechts überholt, dann kurz den linken Arm ausgestreckt – und ist dabei im Kreuzungsbereich Bundesallee/Nachodstraße aus dem Fahrradweg direkt auf die Straße vor den Laster ausgeschert. Dabei sei sie mit dem Wagen in Kontakt gekommen, sei dadurch gestürzt und überrollt worden.”
Der Fahrer war damals nicht nur verbal und in den Kommentarspalten aufs Heftigste angegriffen worden. Und hier im Leipziger Fall von letzter Woche wurde sofort von Mord gesprochen und trotz auf der Hand liegendem Quatsch auch nicht zurück genommen.

Leute, lasst uns doch erst mal den Bericht abwarten. Offenbar ist das aktuell im Trend liegende “Verkehrsgrün” gerade alle, denn jetzt gibts wieder normales Rot. Ich fahre an der Stelle jetzt noch vorsichtiger, und denke auch wie Cisk, dass der Autoverkehr an der Stelle keine zwei Linksabbiegerspuren braucht. Andererseits überquert sich ein breiter Radstreifen auch bloß nicht besser mit einem LKW, insofern sähe ich aus der Sicht des Radfahrers diesen Weg viel eher dort, wo er auf dem breiten Fußweg auch Platz hat. Dann noch eine gescheite Führung über die Gleise und den Platz um den S-Bahn-Zugang, und das Ganze ist sicher.

@fra
Was soll der Bericht am Ende beinhalten?
Radfahrerein fuhr ohne Spurwechsel geradeaus – klare Vorfahrt- LKW-Fahrerin kreuzte die Spur – muss in jedem Falle Vorfahrt gewähren.

Ansonsten ist nirgendwo irgendwas von Kopfhörern oder sonstigem Fehlverhalten zu lesen – es ist einfach nur unterstellt, weil es bei bestimmten Leuten einen gewissen Reflex gibt, den in der Hackordnung unten Stehenden sowieso schon mal gleich die Schuld zuzuweisen.
Und das ist wirklich unterstes Niveau!

Was die Kapazität der Autospur dort betrifft:
Ich bleibe dabei – jeder AUtofahrer kommt in einem Ritt über die Kreuzung.
Da staut sich nix.
Ein unglaublicher Komfort – während die Ecke für Radfahrer wirklich gefährlich ist.
W.z.b.w.

Natürlich ERSCHEINT der Autoverkehr immer viel dominanter, weil ein Autofahrer ungefähr die Fläche von 5 Radlern einnimmt…

@Cisk/Urs:
Bevor wir hier entscheiden wer Opfer und wer Täter ist, würde ich erstmal den offiziellen Unfallbericht abwarten.
@Cisk:
“Die Autospuren sind eher leer – auf dem schmalen Radstreifen quetscht sich derweil alles.”
Das ist interessant, da wenn ich zu Fuß diese Stelle Mittags Richtung Innenstadt (in 2 Ampelphasen, da man die Kreuzung als Fußgänger nicht innerhalb einer schafft) passiere gibt es immer mehr Fahrzeuge die Links abbiegen als Fahrradfahrende die in die Innenstadt wollen.

@urs
Punkt 1:
die zwei Linksabbiegerspuren für die Autofahrer.
Der Gedanke kam den Verkehrsplanern gar nicht erst, dass man die Fläche für den Autoverkehr entsprechend des heutigen Bedarfs neu überdenken sollte.
Die Autospuren sind eher leer – auf dem schmalen Radstreifen quetscht sich derweil alles.
Und das ist für mich eine mentale Blockade bei den Verkehrsplandern, die eben immer noch vom Auto her denken.

So meinte ich das.

Punkt 2:
ich empfinde es als extrem respektlos, der Dame, die dort überfahren wurde, die Schuld zuzuschieben.
Das Gerede von “Köpfhörern” und irgendeinem Fiatfahrer, er in den Gegenverkehr fuhr, soll jetzt WAS bedeuten?
Wer geradeaus fährt in einer Stadt, soll ständig auf der Hut sein (fährt in den toten Winkel HINEIN?), weil andere Verkehrsteilnehmer, die abbiegen, überholen oder die Spur wechseln, von allen Sorgfaltspflichten ausgenommen sind?
Also bitte!
Täter – Opfer-Umkehr der übelsten Art!

Wem wollen Sie, werter User “Cisk” denn den Pauschalvorwurf, daß “vom Auto her gedacht” worden sei oder werden würde, eigentlich konkret entgegenschmettern? Mir bitte nicht. Es ist allenfalls ein blasentauglicher Vorwurf.

Nicht unwesentlich hinsichtlich der Gefahren im Straßenverkehr ist eine Grundvorsicht. Wissen wir, ob das Todesopfer aktiv in den toten Winkel hineingefahren ist? Waren Kopfhörer im Spiel?

Am selben Tag 4.7. starb ein guter Bekannter von mir in Süditalien in einem kleinen Fiat, als er auf einer Regionalstraße in den Gegenverkehr geriet. Es war Raserei.

Einfach die eine Linksabbiegerspur dem Radverkehr zuschlagen, und schon wird die ganze Sache sicherer,
Denn diese Spur/ “Weiche” ist einfach unglaublich schmal und dazu der Autoverkehr von links UND rechts – absoluter Angstraum.

Der Autoverkehr wiederum benötigt hier absolut keine zwei Spuren zum Linksabbiegen.
Es ist einfach nur ein weiteres Beisdpiel für Stadtverkehr vom Auto her gedacht.

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