Die westliche Teilfläche am Bahnhof Plagwitz soll anhand von acht Leitlinien weiterentwickelt werden. Diese sind das Ergebnis eines Beteiligungsverfahrens zum Bebauungsplan 380.2 „Grüner Bahnhof Plagwitz Nordteil / West“, das jetzt abgeschlossen wurde, meldete am Mittwoch, 29. Mai, das Stadtplanungsamt. Womit sich die Bürgerschaft Gehör verschaffte, die sich hier gegen eine dichtere Bebauung mit Wohnen und Gewerbe vehement gewehrt hatte. Die Stadt lenkte ein. Die Planungen werden deutlich grüner.

Baubürgermeister Thomas Dienberg sagte am Mittwoch: „Die zahlreichen Stellungnahmen zum Entwurf des Bebauungsplans hatten in Summe den gleichen Tenor: Sie haben sich für mehr Grün insbesondere entlang der Ladestraße West ausgesprochen. Doch die Entwicklung muss sich auch für die Eigentümer der Flächen wirtschaftlich darstellen lassen. Die gemeinsam erarbeiteten Leitlinien sind nun ein gelungener Kompromiss und eine deutliche Empfehlung für den Stadtrat.“

Zentrale Prämisse ist demnach, dass das Gebiet entlang der Ladestraße West zwischen der Naumburger Straße im Norden bis zum Wasserturmplatz bebaut werden kann, südlich davon soll der Freiraum jedoch erhalten bleiben. Wenn dem Investor dadurch Nachteile entstehen, soll die Stadt Leipzig für einen Ausgleich sorgen – durch Ankauf der Flächen oder durch einen Grundstückstausch. Festgehalten wurde auch, dass die Denkmäler im nördlichen Bereich sowie der Wasserturm durch die Eigentümerin saniert, der Westbahnhof hingegen an die Stadt übergeben wird. Insgesamt soll die historische Prägung des Areals gewürdigt werden.

Baufeld mit Grün, zum Teil abgerissene Gebäude im Hintergrund.
Das Gelände des Plagwitzer Bürgerbahnhofs. Foto: Birthe Kleemann

Eine weitere Leitlinie bezieht sich auf den angestrebten Nutzungsmix von Flächen für Gewerbe, Kreativwirtschaft, Gemein- und Sozialwesen sowie für Wohnen. 30 Prozent der entstehenden Wohnungen im Neubau sollen mietpreis- und belegungsgebunden sein. Das heißt, dass der weiße Wohnberechtigungsschein Voraussetzung für potenzielle Mieterinnen und Mieter ist. Nicht geförderter Wohnraum soll ebenfalls bezahlbar sein.

Weitere Informationen der Stadtverwaltung zum Beteiligungsverfahren „Grüner Bahnhof Plagwitz – Nordteil/West“ (Bebauungsplan Nr. 380.2) findet man hier.

Ein Leuchtturmprojekt der klimagerechten Stadtentwicklung

Ein zentraler Wunsch ist darüber hinaus, dass das Gebiet als Leuchtturmprojekt der klimagerechten Stadtentwicklung hohe ökologische Standards erfüllen soll. Öffentliche, attraktive Freiflächen, die die Biodiversität fördern, sind ebenso vorgesehen wie ein innovatives Mobilitätskonzept: Der frei zugängliche, oberirdische Raum zum Beispiel soll möglichst autofrei sein.

An dem Beteiligungsverfahren waren unter anderem die Verwaltung, Vertreter aller Stadtratsfraktionen, die Flächeneigentümerin, Naturschutzverbände, die Initiative Bürgerbahnhof Plagwitz erhalten, Nachbarn sowie geloste Bürgervertretungen beteiligt. Seit September 2023 haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in sieben Workshops beispielsweise ausführlich über die vorhandenen Pläne, fachliche Grundlagen, Bedarfe und Flächenkonkurrenzen diskutiert.

Das Ergebnispapier der Workshops und die acht Leitlinien sind eine kooperativ entwickelte Empfehlung an den Stadtrat und sollen als Grundlage für den Bebauungsplan dienen. Weitere Informationen gibt es auf der Projekthomepage unter www.leipzig.de/gruener-bahnhof-plagwitz.

Der Kampf um den Bürgerbahnhof

Die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses für die Entwicklung des Areals „Plagwitzer Bürgerbahnhof“ waren am Mittwochabend in der Aula der Schule am Grünen Gleis vorgestellt worden. Über Monate haben Mitglieder von Umweltverbänden, Stadtratsvertreter/-innen, Initiativen sowie Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Vertreter/-innen der Verwaltung sowie der Eigentümerin der Fläche über deren künftige Nutzung diskutiert und Ideen und Bedürfnisse abgewogen.

Mathias Weber, Sprecher für Wohnen der Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat und Stadtrat in Südwest, erklärt zu diesem durchaus die Gemüter beschäftigenden Prozess: „Wir freuen uns über die erfolgreiche Umsetzung des Dialogverfahrens. Das Ergebnis zeigt, wie viel Potenzial in Flächen liegt, um einen Ausgleich zwischen den Bedürfnissen der Öffentlichkeit und Eigentümern zu schaffen, der dennoch die wirtschaftliche Darstellung berücksichtigt.

Die Zukunft des Plagwitzer Bürgerbahnhofs beschäftigt viele Menschen vor Ort. Das zeigten schon die mehr als 900 Einwände, die vor zwei Jahren zum Bebauungsplan eingingen. Unsere Fraktion hatte sich 2022 mit einem Antrag zur Überarbeitung des B-Plans für den Nordteil des Areals durchgesetzt. Darin forderten wir unter anderem die Umsetzung doppelter Innenentwicklung, um sowohl die verfügbare Baufläche effizient zu nutzen und gleichzeitig Freiräume weiterzuentwickeln. Genau das ist hier geschehen.

Im Ergebnis des Beteiligungsprozesses wurden viele Wünsche der Bürger/-innen berücksichtigt. Beispielsweise wurde festgesetzt, dass allein die Fläche entlang der Ladestraße West zwischen der Naumburger Straße im Norden bis zum Wasserturmplatz bebaut werden kann. Hier wird ein Nutzungsmix für Gewerbe, Kreativwirtschaft, Gemein- und Sozialwesen sowie Wohnen angestrebt. Für uns als Linke sehr wichtig: 30 Prozent der entstehenden Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden.

Das Gebiet südlich der benannten Fläche – wie von vielen Bürger/-innen gewünscht – bleibt frei. Wenn dem Investor dadurch Nachteile entstehen, soll die Stadt durch einen Flächenankauf oder Grundstückstausch für einen Ausgleich sorgen. Diese Festlegung, gepaart mit der möglichst autoarmen Gestaltung des oberirdischen Raums, fördert Biodiversität und zeigt, wie klimagerechte Stadtentwicklung aussehen kann.

Das Dialogverfahren am Plagwitzer Bürgerbahnhof kann als beispielhaft für gute basisdemokratische Beteiligung angesehen werden und wird dazu beitragen, dass Anwohnende die Entwicklung der Fläche mittragen. Wir drängen nun auf die zügige Umsetzung der Pläne.“

Ein Freiraum für alle

Und auch die SPD hat sich mit ihrer Stadträtin Anja Feichtinger, Stadtbezirksbeirat Dr. Martin Grund und dem Vorsitzenden der SPD Leipzig-Südwest Dr. Benjamin Schulz am Verfahren beteiligt. Ausgehend von dem Wunsch „Am liebsten keine weitere Bebauung in dem Gebiet“, war ihnen insbesondere der Erhalt als gemeinschaftlicher Freiraum und möglichst viel Grün wichtig.

„Insofern eine Bebauung erfolgt, muss nach unserer Meinung unbedingt der Charakter des Bürger/-innenbahnhofs Plagwitz erhalten bleiben. Eine etwaige Bebauung muss dabei hohen ökologischen Ansprüchen folgen, damit es nicht zu einer weiteren Erhitzung unserer Stadt kommt”, sagt Stadtbezirksbeirat Dr. Martin Grund.

Und Stadträtin Anja Feichtinger betont: „Der entstehende Wohn- und Gewerberaum muss bezahlbar sein und der sozialen Durchmischung dienen. Ein Anteil von mindestens 30 Prozent Sozialwohnungen darf dabei nicht unterschritten werden.”

Der Konsens des Begleitgremiums beinhaltet, dass eine Bebauung nur im nördlichen Teil bis um den Wasserturmplatz erfolgen kann. Der südliche Teil (inklusive Westbahnhof) soll der Stadt geschenkt werden.

„Damit gewinnt Leipzig einen zusätzlichen öffentlichen Freiraum und eine Kulturstätte. Wir werden das Ergebnis im weiteren Verfahren unterstützen und uns dafür Einsetzen, dass die notwendigen Mittel für die Entwicklung des südlichen Teils und optionale Entschädigungszahlungen der Flächeneigentümerin zur Verfügung stehen, wenn im nördlichen Teil nicht 17.500 m2 Baugeschossfläche geschaffen werden können”, sagt Anja Feichtinger.

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@Ralf Julke Zitat: Der südliche Teil (inklusive Westbahnhof) soll der Stadt geschenkt werden.++++Dies wurde NICHT bestätigt! Oder habe ich etwas nicht mitbekommen.

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