Bereits in der Ratsversammlung am 20. September hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Leipziger Stadtrat dafür gesorgt, dass das Fischsterben in der Neuen Luppe und Weißen Elster im Nordraum von Leipzig als Teil des Berichts des Oberbürgermeisters thematisiert wurde. Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal erklärte dort, welche Rolle Starkregenereignisse, dauerhaft hohe Temperaturen und Niedrigwasserstände in den Flüssen für das Fischsterben spielen.

Und es wird ja nicht besser. Denn mit zunehmenden Klimaextremen werden die Bedingungen für solche Fischsterben auch in Leipzig zunehmen. Und wirklich vorbereitet ist die Stadt darauf nicht.

Nach Informationen des Anglerverbandes wurden im Nachgang der Mischwassereinleitung im August 250 kg und durch die Einleitung im September abermals 80 kg Fischkadaver abgefischt, wobei es sich dabei nur um Fische handelt, die an der Oberfläche schwammen. Die ökologischen Gesamtauswirkungen sind umfassender und haben gravierende Folgen auf das Ökosystem. Entsprechend hat die Grünen-Fraktion jetzt einen weiteren Fragenkatalog dazu eingereicht.

Grüne geben sich nicht einfach zufrieden

„Nach Austausch mit Anglerverband und Naturschutzbund haben sich für uns weitere Fragen ergeben“, kommentiert das Jürgen Kasek, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion. „Jedes Jahr kommt es zur Einleitung von Mischwasser in das Leipziger Gewässersystem. Die Folgen auf das Ökosystem sind dabei auch abhängig von der Wassermenge in den Leipziger Gewässern, die auch dieses Jahr trotz des Regens knapp war, und von der Temperatur. In den nächsten Jahren ist mit einer Zunahme von Starkregenereignissen einerseits und der Zunahme von Temperatur und niedrigem Wasserstand andererseits zu rechnen, was dazu führt, dass es gravierende Auswirkungen auf die Fauna der Gewässer gibt.“

Eine Gemengelage, auf die auch Heiko Rosenthal in seiner Rede einging.

„Vor diesem Hintergrund haben wir erhebliche Zweifel, dass das Verbesserungsgebot der Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt werden kann und fragen daher gezielt nach dem Zustand der Fauna in den betroffenen Gewässern an. Im Ernstfall muss die Stadt zeitnah weitere Maßnahmen treffen, um die Fauna zu schützen und die Qualität zu verbessern“, so Kasek. „Diese und weitere Fragen müssen geklärt werden, um zeitnah die notwendigen Schritte einzuleiten und die Leipziger Gewässer besser zu schützen.“

In ihrer Anfrage weisen die Grünen noch deutlicher auf die Begleiteffekte hin: „Jenseits der Fische sind dadurch aber auch in der Weißen Elster lebende Schnecken und Krebse und andere Tiere betroffen, die wiederum als Nahrungsquelle für die Fische dienen. Neben der direkten Auswirkung auf die Gewässerökologie werden durch die Einleitung von Mischwasser auch Stoffe, die im Abwassersystem entsorgt werden, in die Gewässer gespült und das etwa in Hygieneartikeln und Kondomen enthaltene Plastik stellt eine weitere Umweltgefahr dar.“

Flüsse unter Dauerstress

Doch all das trifft auf sowieso schon gestresste Flüsse. Und auch die Neue Luppe, wo das jüngste Fischsterben registriert wurde, soll ja mittelfristig zu einem lebendigen Gewässerlauf mit hoher Artenvielfalt entwickelt werden. Was dann auch mit der von Leipzig zwingend umzusetzenden Gewässerrahmenrichtlinie zusammenhängt. Ein Vorhaben, das aber durch häufigere Mischwasserabgaben im Kern gefährdet ist.

Die Grünen wollen jetzt auch konkrete Zahlen, wie oft es in den vergangenen fünf Jahren zu solchen Mischwassereinleitungen gekommen ist. Und eine Frage erscheint dabei zentral: „Welche Maßnahmen ergreift die Stadt, um nach der Einleitung von Mischwasser in das Leipziger Gewässersystem den ökologischen Zustand wieder zu verbessern bzw. wiederherzustellen?“

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