So meinen jedenfalls Helmut Büschke, ADAC Sachsen (Vorstand für Verkehr und Technik) und Andreas Tappert von der LVZ. Es geht selbstverständlich um das, bei den letzten zwei Heimspielen von RB, getestete neue Verkehrskonzept. Der ADAC-Sachsen ist nicht begeistert und Andreas Tappert auch nicht, wen wundert es? Es werden also wieder mal mehr Stellplätze und ein Parkhaus gefordert. Ich bin, ehrlich gesagt, auch nicht begeistert. Dazu aber am Ende.
Kritikpunkte, sind die berechtigt? – Der erste Kritikpunkt ist, dass die Sperrungen der Jahnallee und Friedrich-Ebert-Straße unnötig waren, es hätte keine Behinderung der Straßenbahn gegeben und der Suchverkehr (der Gäste) hätte sich erhöht.
Kann man so sehen. Allerdings wurde die Straßenbahn, gerade in der Jahnallee zwischen Goerdelerring und Stadion, nicht behindert, weil die Sperrung bestand. So sagt es auch die Stadtverwaltung. Zum Suchverkehr von Gästen, nach einem Parkplatz, muss man sagen, die sollten ja eben nicht dorthin.
Die Stadt blockiert Ausweichparkplätze und den Bau von Parkplätzen, sind die Kritikpunkte 2 und 3. Hier steht das generelle Problem im Fokus, welches lautet: „Wie viele Parkplätze wollen wir am Stadion?“
Wenn es nach der Stadtrats-Mehrheit geht, soll es keine zusätzlichen Parkplätze geben.
Der Vergleich mit anderen Städten
Es ist etwas dran, wenn im Kommentar dazu steht: „Viele auswärtige Fans verzweifeln, wenn sie im Auto zum Sportforum rollen.“ Ehrlich gesagt, sie sollen ja nicht mit dem Auto zum Stadion rollen.
Dass „die meisten anderen Städte ihnen den Weg zum Stadion so leicht wie möglich machen“, liegt vielleicht auch an der Lage dieser. Die Allianz-Arena in München z.B. liegt am Rande der Stadt, neben einem Autobahnkreuz.
Wenn dagegen Werder Bremen zu Hause spielt, in einem Stadion in Nähe der Innenstadt, wird weiträumig auf der Seite zur Innenstadt abgesperrt.
In Paris, am Stadion von Paris St. Germain, gibt es keine Besucherparkplätze, es wird auf öffentliche Parkhäuser hingewiesen. Das ist aber ein Glücksspiel, die sind eventuell schon belegt. Die Parkhäuser werden ja auch genutzt, wenn keine Spiele stattfinden. Der Vergleich mit anderen Städten hinkt also, unser Stadion liegt eben mitten in der Stadt. Stadien in vergleichbarer Lage haben ebenfalls das Problem des Parkens und verschiedene Lösungen.
Wie könnte man das Parkproblem lösen?
Ohne neue Parkplätze braucht es zwei Dinge.
1. Einen zentralen Park&Ride-Parkplatz mit guter Autobahn-Anbindung und
2. eine ÖPNV-Verbindung an Spieltagen von diesem zum Stadion.
Es wäre beispielhaft möglich, die Parkplätze (nicht nur den P&R) an der Leipziger Messe zu nutzen. Für den Transfer sollte man einen Bus-Shuttle zur Straßenbahnhaltestelle „Messegelände“ und von dort eine Sonderlinie zur „Feuerbachschleife“, die ja genau dafür gebaut wurde, einrichten. Über den Zeitrahmen an Spieltagen und die Taktung wäre zu reden, aber die Sonderfahrten zur Buchmesse klappen ja auch.
Die Fahrzeit der Sonderbahnen sollte bei Samstags- und Sonntagsspielen, bei gesperrter Jahnallee, ca. 40 Minuten dauern. Bei entsprechender Taktung käme es auch nicht ständig zu überbelegten Bahnen.
Wenn das Ticket für den Parkplatz und die Straßenbahn im Kartenpreis enthalten ist, findet es gewiss auch Akzeptanz.
Fangen wir an über Varianten zur Lösung nachzudenken und bleiben nicht im Schema „neue Parkplätze“ verhaftet.
Es gibt 7 Kommentare
Zunächst: Von der Messe zum Stadion dauert auch mit der Straßenbahn keine 30 Minuten. Allerdings weiß man nie, ob an Spieltagen nicht auch mit Störungen zu rechnen ist.
Die Grundüberlegung ist eigentlich nicht hilfreich: Die Leute sollen bereits (möglichst nah) an ihrem Wohnort in den Zug steigen. Wer in Grimma oder Delitzsch wohnt, soll doch nicht erst mit dem Auto nach Leipzig fahren und dann in die Straßenbahn. Die P&R-Plätze in Leipzig sind also nur ein Notnagel und nicht der Idealfall.
Neueste Entwicklung ist übrigens, dass man mit dem Auto zum Hauptbahnhof fährt und dort im Parkhaus parkt. In der Konsequenz gibt es an Spieltagen ca. 2 Stunden vor Spielbeginn Stau vom Parkhaus West bis zum Listplatz.
P+R sind sehr wichtig als Umstieg, aber die sind in Leipzig maximal unattraktiv angebunden. 40 Minuten mit der Bimmel von der Messe? Das bewegt keinen zum Umstieg. Agra wäre gut gelegen, aber Fahrzeit auch zu lang. Grünau passt, ist auch gut ausgelastet. Es müsste mehr auf die Parkhäuser HBF West und eventuell noch Alte Messe verwiesen werden. Die sind akzeptabel weit weg, aber dann hakts halt wieder am Shuttle.
PS: Das Ticket für den ÖPNV ist immer beim Stadionticket dabei.
Die letzten 2 Zeilen meines vorigen Kommentars sind natürlich reingerutscht und sollten entfernt werden. Schade, dass es keine Bearbeitungsfunktion für Kommentare hier gibt.
Ein sehr gut recherchierter, mit interessanten Informationen gespickter Artikel, der nicht einfach blind nur eine der Positionen verteidigt. Ja, in anderen Städten sind die Gegebenheiten auch so, und es wird kein Riesengeschrei gemacht. Auf dem Routenplaner habe ich mir das Beispiel Bremen einmal genauer angeschaut. Interessanterweise sind z.B. dort, in direkter Nachbarschaft zum Stadion, sehr viele Parkplätze, jedoch steht auf der Stadionswebseite
“Die Parkplätze 1 bis 6 am wohninvest WESERSTADION sind an den Spieltagen gesperrt. Ausnahme: Inhaber besonderer Parkberechtigungen.”
Was jetzt der genaue Grund für die Sperrung ist (Parkplätze im Privatbesitz oder Entlastung der Innenstadt vom Anreiseverkehr) ist mir nicht ganz klar. Aber in Leipzig würde eine solche Verfahrensweise vermutlich Aufruhr verursachen – Parkplätze direkt am Stadion und diese werden explizit am Spieltag gesperrt.
Außerdem interessiert mich, wie ausgelastet das Parkhaus am Zoo während der Spielzeiten ist? Für die Samstagsspiele um 15.30 sicherlich keine Alternative, da der Zoo dann auch regen Besucherverkehr hat. Doch Abendspiele, wenn der Zoo eh geschlossen ist, dürften doch zu relativ viel Parkmöglichkeiten dort führen. Das Parkhaus hat immerhin eine Kapazität von 1375 Stellplätzen. Oder täusche ich mich da und es stehen abends zuwenig Parkplätze dort zur Verfügung. Die 2,5 km zu Fuß sind, mit Verlaub, wirklich jedem zumutbar, falls die Bahn überfüllt sein sollte.
Kleine Geschichte am Rande: Mein Schwager, der ein wirklich beeindruckendes massives Übergewicht pflegt, hat meiner Frau – voller Stolz! – erzählt, dass er zum letzten Spiel tatsächlich mit dem Rad gekommen ist. Dafür, dass er wahrlich nicht für Sportlichkeit bekannt ist und sonst jeden Meter mit dem Auto fährt, ist dies durchaus beachtlich – von Mockau zum Stadion sind es für ihn eine Strecke von 8 km mit dem Rad 😉
Nun denn, sogar Parkflächensperrung direkt am Stadion findet statt.
Nicht auszudenken, was so etwas in Leipzig an Aufruhr hervorrufen würde, wenn
…und auch diese beispielhafte (?) Herangehensweise ist kaum attraktiv, um vom PKW auf das im Vergleich umständlichere Konzept mit Umstieg auf den ÖPNV zu motivieren:
“Die Fahrzeit der Sonderbahnen sollte […] ca. 40 Minuten dauern.”
Das kann doch nicht DAS sein, was unter Optimalumständen (gesperrte Straßen) anzustreben wäre! Allein 40 Minuten für die letzte Meile, plus Umstiegszeit? Unter dem weiträumigen Unbrauchbarmachen der Straßen in großflächigen Maßstäben, auch für Nicht-Fußballfans, jedes Mal wenn das Stadion genutzt wird?
Man hätte dann unattraktive Wege und Alternativen für anreisende Besucher und weiträumige Unannehmlichkeiten für Anwohner der Stadt in einer Lösung vereint.
@Uwe, deshalb schrieb ich je “beispielhaft” bei der Nutzung der Parkplätze Neue Messe.
Autofahrer sind ja keine Menschen, die mit ihrem Auto verwachsen sind. Von daher wird niemand “ausgegrenzt”, nur weil keine Parkplätze für Autos zur Verfügung stehen…
Man müsste sehr klar kommunizieren, dass es sinnlos ist, mit dem Auto zum Stadion fahren zu wollen, und ggfs. auch durch Verkehrsleiteinrichtungen an den Einfallstraßen die dennoch mit dem Auto Anreisenden zu den P+R-Plätzen leiten.
Ein zentraler P+R-Platz an der Neuen Messe ist allerdings z. B. für Auto-Anreisende aus dem Süden von Leipzig extrem unattraktiv und würde zumindest von diesen wohl nicht angenommen werden…