Diese wilden Parkszenen werden dann wohl auch bald vorbei sein, wie sie hier auf dem noch zugeschütteten Elstermühlgraben zu sehen sind. Denn am Montag, dem 3. April, ist Auftakt für den nächsten Bauabschnitt am Elstermühlgraben. Dann beginnen die Arbeiten an der neuen Poniatowskibrücke im Zuge der Lessingstraße im Zentrum-West. Während des Brückenbaus muss die Lessingstraße voll gesperrt werden.
Dann kann auch niemand mehr auf dieses irreguläre Parkgelände, das sich hier in den letzten Monaten eingebürgert hat.
Der Ersatzbau der Poniatowskibrücke ist Teil der Öffnung des Elstermühlgrabens auf einem letzten Bauabschnitt: Anfang März konnte bereits die benachbarte Elsterbrücke für den Verkehr freigegeben werden. Wenn der Bereich zwischen den beiden Brücken fertiggestellt ist – voraussichtlich im Frühjahr 2026 – ist die Offenlegung des Elstermühlgrabens abgeschlossen. Die neue Straßenbrücke kostet rund 4,1 Millionen Euro und wird mit Mitteln des Investitionsgesetzes Kohleregionen gefördert, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt mit.
Der Elstermühlgraben kommt ans Licht
In den 1960er Jahre wurde der Elstermühlgraben unter die Erde verlegt und die vorhandene Brücke teilweise abgerissen. Die neue, 7,50 Meter weite Brücke wird auf Bohrpfähle gegründet. Neben einer 5,55 Meter breiten Fahrbahn werden beidseits Gehwege angeordnet. Großzügige Gehwegbereiche, Fahrradbügel und Sitzgelegenheiten werten künftig den öffentlichen Raum auf. Auch für gesicherte, behindertengerechte Querungen wird gesorgt.
Wie alle Brücken im Bereich des geöffneten Elstermühlgrabens bekommt sie ein ansprechend gestaltetes Geländer und an den Übergängen zum Graben geschlossene Geländerfelder, die mit Schriftzügen versehenen sind. Mittig werden Reliefs von Poniatowski eingebaut. Die Geländerfelder und die Brückenuntersicht werden beleuchtet. Die Gehwege sollen mit Granitborden, Granitplatten und Mosaikpflaster gestaltet werden. Im Zuge des Neubaus werden auch Trinkwasser-, Strom-, Telekommunikationsleitungen sowie die Stadtbeleuchtung erneuert und verbleibende Abwasserleitungen gesichert.
Während der Bauzeit, geplant bis in den November 2024, kommt es zu deutlichen Einschränkungen, warnt das VTA: Neben der Sperrung der Lessingstraße ist auch der Geh- und Radweg parallel zum Elstermühlgraben zwischen Thomasiusstraße und Lessingstraße nicht nutzbar. Fußgängerinnen und Fußgänger werden in beiden Richtungen über Thomasiusstraße, Gottschedstraße, Poniatowskiplan zur Lessingstraße umgeleitet.
Zwischen der Baugrube Lessingstraße und der Grundstücksgrenze der Lessingschule wird ein drei Meter breiter Behelfsgehweg errichtet. Der Zugang zur Schule erfolgt weiterhin über den Haupteingang Lessingstraße.
Erinnerung an einen polnischen Nationalhelden
Der polnische Nationalheld Fürst Józef Antoni Poniatowski (1763 bis 1813) kämpfte seit dem russischen Feldzug 1812 auf der Seite Napoleons. Er hoffte, einen eigenständigen polnischen Nationalstaat schaffen zu können. Allerdings wurde er in der Völkerschlacht zu Leipzig zunächst verwundet und ertrank dann, beim Abzug der Truppen, in der hochwasserführenden Elster.
Das Denkmal zu Ehren des Fürsten stand bis zu Beginn der Offenlegung des Elstermühlgrabens am Poniatowskiplan. Inzwischen ist es eingelagert und soll nach Abschluss der Bauarbeiten wieder vor Ort aufgestellt werden – mit direktem Blick auf den Fluss, in dem der Fürst einst starb.
Mit der Einschränkung: 1813 floss hier tatsächlich noch der Hauptarm der Weißen Elster, bevor 1854 einer ihrer Nebenarme begradigt und damit zum Hauptstrang der Weißen Elster wurde – die Alte Elster, ehe diese 1922 durch den Bau des Elsterbeckens ihre Funktion verlor und 1926 verfüllt wurde. Seitdem ist der komplette Flussverlauf ab dem Palmgartenwehr Richtung Innenstadt dem Elstermühlgraben zugeordnet, der dann 1963 bis 1965 wegen der schlechten Wasserqualität überwölbt wurde.
Seit 2007 wird der Elstermühlgraben Stück für Stück wieder freigelegt und soll nach Komplettfreilegung für Paddelboote in ganzer Länge bis ins Rosental befahrbar sein.
Es gibt 4 Kommentare
@Urs
Ein paar Tage späte standen an der Stelle allerdings wieder mehrere PKW. So ganz verflüchtigt hat sich das Problem also noch nicht.
@Sebastian:
“Waren diese Mittel nicht mal als Hilfen in der Transformationszeit der Kohleregionen gedacht?”
Das ist in der Tat etwas seltsam, mir erschließt sich nicht wie ein freigelegter Arm der Elster den Städten und Gemeinden, die Probleme mit Wegfall der Industriearbeitsplätze im Braunkohlenbergbau haben, helfen soll.
“Wild” und “illegal” sind hier ein bißchen die Alarmwörter geworden.
Nicht, dass ich etwas gegen die Brückensanierung hätte, im Gegenteil, gerade wo die Pläne so vielversprechend klingen. Aber etwas “wild”, vermutlich nur subjektiv “illegal” fand ich dann diese Nebeninfo schon:
“Die neue Straßenbrücke kostet rund 4,1 Millionen Euro und wird mit Mitteln des Investitionsgesetzes Kohleregionen gefördert, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt mit.”
Waren diese Mittel nicht mal als Hilfen in der Transformationszeit der Kohleregionen gedacht?
Die wilde Parkszene, lieber Autor, die Sie aus dem Photo von Petra Dobschütz herausgelesen haben, hat sich inzwischen vermutlich in den Wildpark verfügt. Gestrigen Abends stand dort nicht ein Auto.
War es nicht Napoleon, der die Brücken hinter sich hatte sprengen lassen, weswegen dann alle nach ihm die Elster nicht mehr trockenen Fußes überqueren konnten, so auch der Fürst? Insoweit ist eine Poniatowskibrücke als solche nicht ohne Ironie.