Nicht nur aus Sicht dreier Stadtratsfraktionen sah es wie ein Akt der Willkรผr aus, als OBM Burkhard Jung die Plรคne รถffentlich machte, am Wilhelm-Leuschner-Platz einen Bildungscampus mit Volkshochschule und Musikschule zu schaffen, sodass beide Einrichtungen neue Rรคume bekommen. Und das ausgerechnet auf dem Baufeld, auf dem die Markthalle entstehen sollte. Doch genau die stellte die Verwaltungsvorlage wieder infrage.
Jetzt hat das Dezernat Kultur die inzwischen 4. Neufassung ihrer Vorlage zum Bildungscampus freigegeben. Die nimmt schon mehrere der im Juli in der Ratsversammlung geรคuรerten Kritikpunkte aus dem Stadtrat auf.
Aber wirklich zufrieden sind die Fraktionen von Fraktion Bรผndnis 90/Die Grรผnen, CDU und Freibeutern damit trotzdem noch nicht. Denn wรคhrend die Verwaltung von den Ratsfraktionen geradezu ein Bekenntnis zum 157 Millionen Euro teuren Bildungscampus abfordert, bleiben die Ausfรผhrungen zur Markthalle recht unkonkret.
Obwohl alle Visionen zur kรผnftigen Gestaltung der Flรคchen am Wilhelm-Leuschner-Platz immer die Markthalle als Ankerpunkt hatten. Doch genau hier will die Verwaltung sich einfach nicht festlegen.
Markthalle ist Grundbedingung
โBereits drei Mal hat der Stadtrat in mehreren Wahlperioden mit stets deutlicher Mehrheit der Verwaltung einen Auftrag zur Realisierung einer Markthalle am Standort der alten Markthalle erteiltโ, kritisieren deshalb die drei Fraktionen, die den รnderungsantrag gemeinsam tragen.
โHierzu formuliert der Antrag klare Umsetzungsauftrรคge. Demzufolge sind Realisierungsvarianten fรผr den Bau einer Markthalle zu entwickeln. Hierbei ist a) eine Kombination mit einem mรถglichen Bildungscampus, b) eine Kombination mit Volkshochschule oder Musikschule, c) ohne diese Elemente und in jedem Fall mit weiterer Nutzung gemรคร den Festsetzungen des B-Plans zu entwickeln.โ
Dabei gestehen sie durchaus zu, dass die Idee eines Bildungscampus in Kopplung mit der Markthalle keine dumme Idee ist: โDie Kombination mit einem Bildungscampus birgt vielversprechende Synergien, wie sie derzeit auch bei anderen Projekten wie dem Haus des Wissens ins Bochum entwickelt werden. Gleichwohl ist zu prรผfen, welche wirtschaftlichen Fragestellungen sich fรผr die Stadt, insbesondere vor dem Hintergrund mรถglicher Nachnutzungen der infrage gestellten Standorte der VHS und der Musikschule ergeben.
Ebenso sind mรถgliche unterschiedliche Trรคgerschaften bei Bau und Betrieb von Markthalle und anderen Nutzungen zu beachten. Dabei besteht zum einen die grundsรคtzliche Fragestellung, wie und mit welchen Nutzungen ein wirtschaftlicher Betrieb der Markthalle in unterschiedlichen mรถglichen Modellen kommunaler, privater oder รถffentlich-privater Trรคgerschaft erfolgen kann.
Viele Fragen sind zu klรคren
Zum anderen ist im Hinblick auf einen mรถglichen Bildungscampus zu klรคren, wie sich dessen Betrieb mit einer Markthalle fรผr die Stadt in unterschiedlichen vertraglichen Konstellationen (z.B. Anmietung oder Erwerb des Bildungscampus als Teileigentum oder Vermietung der Markthallenflรคche) darstellt.โ
Und noch ein Punkt kommt hinzu: Wie lรคsst sich das Ganze am besten betreiben?
Weshalb der รnderungsantrag auch betont: โAuch mit Blick auf den Fachkrรคftemangel in der Stadtverwaltung und die zahlreichen parallellaufenden Bauprojekte ist es angezeigt, gleichfalls die Errichtung der Markthalle bzw. des Komplexes von Markthalle und Bildungscampus durch Dritte zu prรผfen. Wobei der Bildungscampus dann in das Eigentum der Stadt gelangen sollte. Eine Klรคrung dieser Fragestellungen ist Voraussetzung fรผr die Erteilung eines Planungsbeschlusses fรผr das mittlere Baufeld des Leuschnerplatzes.โ
Klare Vorschlรคge bis Frรผhjahr 2023
Bis zum Ende des II. Quartals 2023 fordern die drei Fraktionen jetzt die mรถglichen Realisierungsvarianten zur Entscheidung in der Ratsversammlung. Und dabei wollen sie auch endlich konkrete Vorstellungen zum Betrieb der Markthalle haben: โDie Ratsversammlung beauftragt den Oberbรผrgermeister, mรถgliche wirtschaftliche Betreibermodelle der Markthalle am Standort zu entwickeln und dem Stadtrat bis zum Ende des II. Quartals 2023 zur Entscheidung vorzulegen.โ
Das ist dann zwar nur ein halbes Jahr. Aber es ist dieselbe Frist, die die Verwaltung selbst vorgeschlagen hat, um ihren ersten Entwurf โfรผr die Nutzungen Markthalle, Bildungscampus Volkshochschule/Musikschule sowie Wohnen auf dem Baufeld Mitteโ vorzulegen.
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