Da feiert Leipzig in diesem Jahr ganz groß 125 Jahre Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung (STIGA). Sie zog im Jahr 1897 um die 2,4 Millionen Besucher auf das Ausstellungsgelände, das heute zum Clara-Zetkin-Park gehört. Und in Kleinzschocher hat tatsächlich eins der damaligen Ausstellungsgebäude überlebt – und droht nun zu verfallen.

Was Lothar Kurth zu einer Einwohneranfrage veranlasste, die eigentlich ein ganz persönlicher Antrag an die Ratsversammlung war, sich der Gebäuderettung anzunehmen. Das Problem ist nur: Es gehört nicht der Stadt.

„Die Historie der Kleingärtnervereine (KGV) und ihrer Anlagen liegt mir dabei besonders am Herzen, zumal ich bei meiner Tätigkeit zuvor bei Umwelt Consult e. V. knapp 40 Chroniken über KGV des SLK sowie des Kreisverbandes Leipzig der Kleingärtner Westsachsen e. V. (KVL) verfasst habe“, schrieb Kurth in seiner Einwohneranfrage.

„Das Blockhaus, das in der Kleingartenanlage der gleichnamigen KGV ‚Blockhaus 1894‘ e. V. in Kleinzschocher an der Diezmannstraße zentral an der Vereinswiese liegt, befindet sich in einem schleichend desolaten Zustand. Die beigefügten, von mir angefertigten Aufnahmen zeigen das Blockhaus Ende März 2018. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Vorstand des Vereins die Räumlichkeiten im Obergeschoss für Sitzungen und Beratungen schon nicht mehr nutzen.“

Leider sei dieses Kleinod in den vergangenen Jahrzehnten seitens der Stadt Leipzig völlig aus dem Fokus geraten, bedauerte Kurth. „Schade, da es unwiederbringlich der letzte Zeitzeuge der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung (STIGA) in Leipzig ist, die vor 125 Jahren stattfand und an die gerade umfassend öffentlich erinnert wird.

Ich würde es begrüßen, wenn sich der Stadtrat dieses Themas annimmt und Möglichkeiten eruiert, eine Sanierung des historischen Gebäudes in einem möglichst kurzen Zeitraum in Auftrag zu geben. Der bauliche Zustand des Blockhauses erfordert dies. Es gibt bundesweit bereits Erfahrungen zur Realisierung vergleichbarer Vorhaben in einem ökonomisch vertretbaren Rahmen.“

Und als Mahnung schon er hinterher: „In diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass Leipzig als Hauptstadt des deutschen Kleingartenwesens gerühmt wird und ein Verlust dieses STIGA-Unikats höchst bedauerlich wäre. Ein historisch bedeutsames Bauwerk vor dem Verfall bzw. Abriss zu bewahren, ein vorzeigbares Kleinod für die Nachwelt zu erhalten, das auch Besuchern der Messestadt als Sehenswürdigkeit dargebracht werden kann, stünde der Stadt Leipzig gut zu Gesicht.“

Am Eigentumsrecht kommt Leipzig nicht vorbei

Am 15. Juni nutzte Kurth die Gelegenheit, sein Anliegen auch in der Ratsversammlung vorzutragen, auch wenn die Antwort der Verwaltung ihm schon vorlag.

„Die Anfrage betrifft das Vereinsgebäude der Kleingartenanlage ‚Blockhaus 1894‘ in der Diezmannstraße 4, 04207 Leipzig. Aufgrund der Bauweise im Schweizer Stil wird das Gebäude als Blockhaus bezeichnet und ist damit für die Kleingartenanlage und den ansässigen Kleingartenverein namensgebend“, hatte das Amt für Stadtgrün und Gewässer in seiner Antwort ausgeführt. „Das Gebäude befindet sich auf dem Flurstück 1511 der Gemarkung Kleinzschocher.“

Aber dann gehen die Probleme los. Denn: „Das Flurstück zählt nicht zum kommunalen Eigentum. Auch das Gebäude gehört aus Sicht der Stadt Leipzig nicht zu deren Eigentum. Durch jahrzehntelangen Leerstand – nur ein Teilbereich wurde vom Kleingartenverein zur Vorstands- und Vereinsarbeit genutzt – befindet sich das denkmalgeschützte Gebäude in einem baulich schlechten Zustand.“

Ein gewisses Interesse habe die Stadt ja:

„Wie in der Anfrage dargelegt, handelt es sich beim Blockhaus um eines der wenigen baulichen Originalzeugnisse der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 (STIGA) in Leipzig. Im Rahmen der Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr STIGA Leipzig 2022 – 125 Jahre Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung in Leipzig, ist dieser thematische Zusammenhang wieder ins Bewusstsein gerückt.

Gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) – die ein Projektpartner bei der Ausrichtung des STIGA-Jubiläums 2022 ist – wird daher nach Möglichkeiten zur Erhaltung des Gebäudes gesucht. Derzeit werden die Grundlagen für die Erstellung eines Nutzungskonzeptes für mögliche Interessenten zusammengetragen. Ausgangsgedanke ist dabei, dass durch eine mögliche Nutzung auch die Sanierung und der langfristige Erhalt des Gebäudes sichergestellt werden könnten.“

In der Ratsversammlung am 15. Juni bestätigte dann Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal, dass die unklaren Eigentumsverhältnisse der Stadt derzeit die Hände binden. Lösungen können nur mit den richtigen Eigentümern gefunden werden. Dazu wolle er Kontakt sowohl mit dem Stadtverband Leipzig der Kleingärter e. V. als auch dem dort ansässigen Kleingartenverein „Blockhaus 1894“ e. V. Kontakt aufnehmen.

Denn nur mit dem tatsächlichen Eigentümer können neue Nutzungskonzepte entwickelt und mögliche Sanierungsmaßnahmen abgestimmt werden. Von allein darf die Stadt gar nicht loslegen und investieren. Aber vielleicht kommt man ja noch im Jubiläumsjahr an einen Tisch. Mehr war auch für Lothar Kurth in der Ratsversammlung nicht zu erfahren.

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