Am Ende hatte Leipzig ja sogar noch Glück, gab es Geld aus den vom Bund bereitgestellten Strukturmitteln zur Bewältigung des Kohleausstiegs im mitteldeutschen Revier, sodass der letzte Abschnitt des Elstermühlgrabens zwischen Elsterstraße und Lessingstraße jetzt endlich freigelegt werden kann. Den Auftakt dazu gab am Freitag, 15. Oktober, Fürst Józef Antoni Poniatowski.
Oder genauer: Sein Gedenkstein, der auf dem Poniatowskiplan seit den 1970er Jahren an den Tod des polnischen Generals und noch während der Völkerschlacht von Napoleon zum Marschall ernannten Fürsten in der Weißen Elster erinnert.
Tragischer Tod in der Flut
Denn hier nahebei starb der Befehlshaber der polnischen Truppen, die am 19. Oktober 1813 den Rückzug der französischen Truppen decken sollten und dann – nach der verfrühten Sprengung der Elsterbrücke – vom französischen Heer abgeschnitten waren. Schwer verwundet, versuchte Poniatowski noch, die Hochwasser führende Elster zu durchschwimmen, ertrank aber bei diesem Versuch.
Das Thema Hochwasser spielte an diesem Freitag auch eine Rolle, denn bei der Bewilligung der Fördergelder für dieses letzte Teilstück des zu öffnenden Elstermühlgrabens ging es auch um die Rolle der Mühlgräben für den innerstädtischen Hochwasserschutz.
Wie schnell Starkregen in Deutschland zu einer Hochwassersituation führen kann, habe man ja in Arhweiler und NRW in diesem Sommer erleben können, sagte an diesem Freitag OBM Burkhard Jung, der es sich nicht nehmen ließ, den Autokran selbst zu steuern, der die Teile des Poniatowski-Denkmals auf den Lkw hob. Denn das Denkmal kommt jetzt erst einmal ins Lager, soll auch noch einmal gründlich restauriert werden, bis es 2025 wieder seinen Platz neben dem dann geöffneten Elstermühlgraben findet.
Geschichte von Denkmal und Mühlgraben
Jung nannte zwar das Jahr 1971 als Ursprungsjahr für das Denkmal, das ja auch eine Rolle spielt in der Städtepartnerschaft Leipzig – Krakow. Im Krakower Wawel haben die sterblichen Überreste Poniatiowskis ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Aber der Kern des Denkmals stammt tatsächlich schon aus dem Jahr 1813, wie auch die Website der Stadt Leipzig dazu ausführt: „Ende der 1970er Jahre wurde er von polnischen Steinmetzen restauriert, auf einen Sockel gehoben, mit einem Porträt Poniatowskis, sowie mit einer Einfriedung ergänzt und in der angrenzenden Grünanlage aufgestellt. Zu dieser Zeit erhielt der Erinnerungsstein zusätzlich die Inschrift in deutscher Sprache.“
Dauerprojekt Mühlgraben
Während der Bauarbeiten für den letzten Abschnitt des Elstermühlgrabens freilich muss er vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Und der Mühlgraben ist ja selbst auch schon so ein Jahrzehnteprojekt. Die Öffnung des Elstermühlgrabens hat schon im Jahr 2004 begonnen, damals möglich geworden, weil im Rahmen der Vorbereitung auf die Fußball-WM 2006 der Komplettumbau des Ransträdter Steinwegs möglich geworden war, unter dem seit 40 Jahren der verrohrte Elstermühlgraben verlief.
Den wollte die Stadt aber nicht nur wieder ans Licht holen, sondern gleichzeitig aus dem stark befahrenen Ranstädter Steinweg herausholen. Deshalb erhielt er damals ein völlig neues Grabenbett südlich der Straße.
Dass die gesamte Öffnung des Grabens über 20 Jahre dauern würde, war damals nicht absehbar. Das lag natürlich vor allem am Geld.
OBM Jung: Wasser sorgt für Lebensqualität
Um den für Ende Oktober vorgesehenen konkreten Baustart zwischen Elsterstraße und Lessingstraße zu gewährleisten, wurde deshalb im Rahmen eines offiziellen Termins mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung am Freitag zunächst das Poniatowski-Denkmal abgebaut und gesichert.
„Wasser gehört ans Licht, nicht in den Kanal“, stellte Burkhard Jung bei der Gelegenheit fest. „Wasserwege in der Stadt haben ohne Zweifel einen touristischen Aspekt. Aber wichtiger ist: Wasser bringt Lebensqualität in die Stadt. Ein Wasserlauf ist ein Ruhepunkt im Stadtteil und zugleich Treffpunkt für die Menschen im Quartier. Eine Stadt ohne Wasser ist gar nicht denkbar.
Jahrzehntelang mussten Flussläufe dem autogerechten Umbau der europäischen Städte weichen. Wenn wir das Wasser jetzt wieder ans Licht holen, dann zeigen wir damit auch, wo künftig der Schwerpunkt in unserer Stadtentwicklung legen soll.“
Wobei er in sein er Rede daran erinnerte, dass die alten Leipziger Mühlgräben vor 60 Jahren nicht den Autos weichen mussten, sondern verrohrt wurden, weil sie aufgrund der eingeleiteten Industrieabwässer bestialisch stanken.
Was wird jetzt wann gebaut?
Zunächst wird die Elsterbrücke bis Dezember 2022 neu gebaut. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro. Unmittelbar danach beginnen die Arbeiten an der Poniatowskibrücke im Verlauf der Lessingstraße (ebenfalls 3,5 Millionen Euro). Diese werden bis circa März 2024 dauern. Daran schließen sich die Wasserbaumaßnahmen zwischen den beiden Brücken an (rund 8 Millionen Euro).
Außerdem wird auf dem gesamten Elstermühlgraben vom Stadthafen Leipzig bis zum Brückenbauwerk Ranstäder Steinweg die Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt, erklärt die Stadtverwaltung, das heißt, es werden strukturverbessernde Elemente ins Gewässer gebracht und Pflanzungen vorgenommen. Weiterhin erfolgt der Endausbau des Angerwehres am Ranstädter Steinweg und das Errichten von Stegen am Anger- und Schreberwehr. Die gesamten Arbeiten werden voraussichtlich bis zum zweiten Quartal 2025 abgeschlossen sein.
Leipzig erhält Fördergelder
Im Vorfeld des Baustarts erfolgten bereits umfangreiche Leitungsverlegungen durch die Medienträger als Voraussetzung für den nun beginnenden Neubau der Elsterbrücke. Aus verkehrsorganisatorischen Gründen im Wohngebiet kann nicht der gesamte Bauabschnitt zwischen Elster- und Lessingstraße gleichzeitig in Angriff genommen werden. Der Verkehrsfluss in der Elsterstraße oder in der Lessingstraße muss jeweils gewährleistet werden.
Nur mit maßgeblicher finanzieller Unterstützung des Freistaates Sachsen kann dieses auch für den Hochwasserschutz und die Klimaanpassung wichtige Vorhaben in Angriff genommen werden. Für den insgesamt rund 180 Meter langen Bauabschnitt zwischen Elster- und Lessingstraße sowie die ergänzenden Maßnahmen werden rund 16,8 Millionen Euro investiert.
Der Stadt Leipzig werden für diese Baumaßnahme Fördergelder in Höhe von insgesamt rund 12,6 Millionen Euro über Programme gemäß der Förderrichtlinie für Zuwendungen nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen (RL InvKG) und der Förderrichtlinie Gewässer-/Hochwasserschutz (FRGH) zur Verfügung gestellt.
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Ich habe in der Ecke mehr als 18 Jahre gewohnt, bis wir rausgentrifiziert wurden.
>Aus verkehrsorganisatorischen Gründen im Wohngebiet kann nicht der gesamte Bauabschnitt zwischen Elster- und Lessingstraße gleichzeitig in Angriff genommen werden. Der Verkehrsfluss in der Elsterstraße oder in der Lessingstraße muss jeweils gewährleistet werden.
Wenn ich das schon wieder lese… das Verkehrsamt muss ja unbedingt sein Auspuffrohr dazwischen halten.
Der Poniatowski-Plan, markiert durch das Aufeinandertreffen von Gottschedstraße, Elsterstraße und Carl-Maria-von-Weber-Straße, würde auf unfassbare Weise an Lebensqualität gewinnen, wenn er genau dort – ganz genau dort – zur Fußgängerzone gemacht und auch richtig abgepollert wird.
Die Autofahrer brauchen die nördliche Elsterstraße nicht. Verkehrsfluss in Wohngebieten ist nur ein Fetisch des Leipziger Verkehrsamts.
In professionell geführten Großstädten wäre dieses Quartier zwischen Kollwitzstraße und Jahnallee längst massiv verkehrsberuhigt.