„Die Stadtverwaltung wird beauftragt, auf der westlichen Straßenquerung der LVB-Haltestelle Goerdelerring eine getrennte Radfurt zu errichten“, beantragte im April der Stadtbezirksbeirat Mitte und verwies dabei auf einen ähnlich gelagerten Antrag des Jugendparlaments. Aber Leipzigs Verkehrsdezernat hat so seine eigenen Ansichten, wie Radfahrer/-innen an der LVB-Haltestelle Goerdelerring fahren sollen.

„Eine ausgewiesene Radfurt an dieser Stelle ist längst überfällig. Täglich überqueren sehr viele Radfahrende die Kreuzung Tröndlinring auf der genannten Fußgängerfurt, da die Wegebeziehungen es notwendig machen. Aufgrund mangelnder Trennung kommt es immer wieder zu gegenseitiger Behinderung mit dem Fußverkehr und entsprechendem Gefährdungspotential. Die Entflechtung von Fuß- und Radverkehr würde zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden beitragen“, stellte der Stadtbezirksbeirat fest.Aber das Verkehrs- und Tiefbauamt möchte hier eigentlich keine Radfahrerfurt und den Stadtrat gern von einer anderen Anordnung überzeugen, die sogar schon angelegt ist: „Der Stadtrat nimmt zur Kenntnis, dass die Radverkehrsführung am Goerdelerring derzeit umfassend untersucht wird. Dabei wird, anstelle einer Radfurt westlich der Haltestelle, eine direkte Führung des Radverkehrs in der Relation Süd–Nord im Knoteninnenbereich geprüft.“

Das heißt: Die Radfahrerfurt soll weiter westlich auf die Fahrbahn. Denn aus Sicht des VTA fahren Leipziger/-innen, die den Überweg von Nord nach Süd oder umgekehrt auf dem Rad benutzen, falsch. Sie sollten eigentlich absteigen und schieben.

„Derzeit kann der Radverkehr die Pfaffendorfer Straße aus Richtung Goerdelerring nur unter Nutzung der Fußgängerfurt über den Tröndlinring erreichen, wobei Radfahrende die Querung nur das Rad schiebend nutzen dürften. Um die Verbindung in Richtung Norden zu verbessern, wird die Anordnung einer Radfurt (…) direkt neben der Fußgängerfurt begehrt.“

Dass die ganze Riesenkreuzung gerade für Radfahrende voller Schikanen ist, ist im Verkehrs- und Tiefbauamt durchaus schon registriert worden: „Die Radverkehrsführung am Goerdelerring ist nicht optimal. Aus diesem Grund wird derzeit bereits die Führung des Radverkehrs umfassend untersucht. Neben der Führung in Richtung Norden wird dabei auch geprüft, wie Verbesserungen für den Radverkehr von West nach Ost erreicht werden. Auch diese Führung muss optimiert werden, da eine durchgängige Querung ohne Aufenthalt auf der Mittelinsel aufgrund der Komplexität der Lichtsignalsteuerung häufig nicht ermöglicht werden kann.“

Aber wie ist das nun mit der breiten und eigentlich sinnvollen Überführung an der Haltestelle?

„Die beantragte Führung in Richtung Norden, westlich der Haltestelle bzw. westlich der Fußgängerfurt, wurde geprüft. Im Ergebnis wird diese Führung nicht weiterverfolgt, da die Aufstellflächen für den Radverkehr zwischen den Gleisen nicht ausreichend sind und sich mehrere Einbauten in dem Bereich befinden. Ferner wären bauliche Anpassungen erforderlich (z. B. zusätzliche Bordabsenkungen, Umbau der Bereiche zwischen den Gleisen), um dem Radverkehr eine durchgängige Querung ohne Aufenthalt zwischen den Gleisen zu ermöglichen“, zählt das VTA lauter technische Bedenken auf.

„In Anbetracht der erst im letzten Jahr umgebauten Haltestelle und der damit verbundenen Fördermittelbindung, wurden diese umfangreichen Umbaumaßnahmen nicht weiter in Erwägung gezogen. Eine Verringerung der Breite der vorhandenen Fußgängerfurt zugunsten einer Radfurt wurde aufgrund des hohen Fußgängeraufkommens als nicht zielführend eingeschätzt. Unabhängig davon würde eine Radfurt westlich der Haltestelle bzw. westlich der Fußgängerfurt die angestrebte Querung der Fahrbahnen und Gleise in einem Zug u. a. aufgrund der hohen Anzahl von Straßenbahnen nicht ermöglichen.“

Trotzdem nutzen viele Radfahrer/-innen diesen Überweg, denn er bietet nun einmal derzeit die einzige Möglichkeit, hier den Tröndlinring direkt und ohne Umwege zu überqueren. Aus Sicht des VTA aber ist das wegen der Straßenbahnen zu gefährlich.

Die Verkehrsplaner haben sich eine andere Variante ausgedacht, die das Queren des Tröndlinrings in einem Zug ermöglichen soll. Dazu müssen freilich auch noch einige Ampelschaltungen verändert werden.

So können die Radfurten am Goerdelerring und am Tröndlinring künftig aussehen. Grafik: Stadt Leipzig
So könnten die Radfurten am Goerdelerring und am Tröndlinring künftig aussehen. Grafik: Stadt Leipzig

Das klingt dann so: „Daher werden sowohl für die Verbindung in Richtung Norden als auch in Richtung Osten Radfurten im Knoteninnenbereich untersucht. Diese Furtlagen ermöglichen eine Querung für den Radverkehr in einem Zug. Im Rahmen des Haltestellenumbaus wurde die Markierung im Knoteninnenbereich bereits so angeordnet, dass die nachträgliche Einordnung der Radfurten ohne größere Ummarkierungsarbeiten erfolgen kann.

Lediglich kleinere bauliche Anpassungen im südöstlichen und nordöstlichen Seitenraum des Knotenpunktes (außerhalb der Haltestelle) werden erforderlich, um den Radverkehr auf die Radfurt bzw. von der Radfurt auf den Geh- und Radweg zu führen. Nach dem Vorliegen der Prüfergebnisse hinsichtlich der Umsetzbarkeit kann mit der Überarbeitung der Lichtsignalsteuerung begonnen werden.“

Zumindest die kleinen Pfeile auf der Planskizze verraten, dass auf dieser Furt dann tatsächlich die Querung in beide Richtungen möglich sein soll. Auf der Südseite wird die Furt dann direkt auf den Richard-Wagner-Platz verschwenkt. Und parallel soll auch die Radfurt am Goerdelerring angelegt werden, die dann auch dort das Warten auf der viel zu kleinen Mittelinsel überflüssig machen soll. Und westlich mündet sie – erstaunlicherweise – auf einen noch nicht existierenden Radfahrstreifen auf dem Ranstädter Steinweg.

Aber mit der Umsetzung dauert es noch, kündigt da VTA an: „Fertigstellung der Untersuchung in 2021, Überarbeitung der Lichtsignalsteuerung in 2021/2022, Umsetzung frühestens 2022.“

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Es ist immer wieder das gleiche:
Schritt 1: es wird eine bauliche Maßnahme geplant (hier Umbau Haltestelle und Kreuzung Gördelerring)
Schritt 2: NGOs (ADFC, Ökolöwe) weisen darauf hin, dass man den Umbau doch dazu nutzen sollte, die Situation für den Fuß- und Radverkehr zu verbessern.
Schritt 3: VTA tut dies nicht (wähle aus: keine Kapazitäten, kein Bedarf ersichtlich, zu komplex um noch in die Planung zu integrieren, ein anderes Amt hat was dagegen, wir haben den Fördermittelantrag schon abgegeben)
Schritt 4: es wird wie zunächst geplant gebaut.
Schritt 5: wenig später, die Probleme für den Fuß- und Radverkehr sind nicht verschwunden, schönerweise erhalten diese aber mehr Gehör.
Schritt 6: Baulich darf das VTA nichts Großes mehr machen, wegen der Fördermittelbindung, das tut ihm auch ernsthaft leid, aber jetzt untersuchen das VTA mal, was man mit den gegebenen Zwängen tun kann.
Ergebnis: Statt von Beginn an alles gründlich zu machen, geht es in Tippelschritten voran. Das VTA schafft sich selbst Zwänge, um größere und günstigere Lösungen zugunsten des Rad- und Fußverkehrs zu verunmöglichen.

Andere Beispiele:
– Heuwegbrücken sind momentan in Schritt 4
– EÜ Karl-Heine-Straße ist zwischen Schritt 4 und 5 (die Brücke wurde zu niedrig gebaut um die Straßenbahn drunterführen zu können, wird relevant bei der Verlängerung der 14 Richtung Saalfelder Straße)

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