Der östliche Deichweg am Elsterflutbett zwischen Schleußiger Weg und Brückenstraße ist zurzeit gesperrt. Zwar vermutet der Leipziger Ökolöwe hier einen Streit zwischen Stadt und Land um Zuständigkeiten. Aber nach Auskunft der Stadt gehören Deich und Weg nach wie vor der Landestalsperrenverwaltung. Und die wäre auch der Adressat für die jüngste Forderung des Ökolöwen: „Weg mit dem Deich!"
„Der Auwald stirbt, wenn Wasser und Wald getrennt bleiben! Aus dem schnurgeraden Kanal Elsterflutbett muss ein lebendiger Fluss werden“, sagt Jeremias Kempt, umweltpolitischer Sprecher der Ökolöwen. Aus Sicht der Ökolöwen ist das Ziel eine naturnahe Aue. Hierfür müsse ein Rettungsprojekt für die südliche Aue geplant und umgesetzt werden.Denn das eingedeichte Elsterflutbett lässt den südlichen Auwald vertrocknen. Die vergangenen Dürrejahre haben den Prozess stark beschleunigt, betont der Ökolöwe. Dabei geht es dem südlichen Auwald noch relativ gut, weil hier jedes Frühjahr das Projekt der Paußnitzflutung durchgeführt wird. Die Waldgebiete Nonne, Burgaue oder Teile des Rosentals sind deutlich stärker von Trockenheit betroffen.
„Die Verantwortlichen von Stadt und Land müssen jetzt endlich an einem Strang ziehen und ihren Streit um Zuständigkeiten begraben“, fordert Kempt. Der Ratsholzdeich wurde entwidmet und stellt keine Schutzanlage für Hochwasser mehr dar. Womit eigentlich der Weg frei ist, dem Bereich und Teile des Ratsholzer komplett Richtung Elsterflutbett zu öffnen, also nicht nur einzelne Auslässe zu öffnen, sondern den Deich an der Stelle komplett zu entfernen.
Sobald der Deich zum Wald hin zurückgebaut ist, kann hier laut Ökolöwen ein Naturweg am Fluss entlangführen.
„Auf dieser naturnahen Strecke mit Stegen und kleinen Brücken kann man die Natur genießen, joggen oder Rad fahren“, beschreibt Kempt das Mögliche. Bis es mit dem Deichrückbau so weit sei, müsse der Weg auf dem Deich aber nutzbar bleiben, da er eine wichtige Rad- und Fußwegverbindung sei.
Und gleichzeitig malt er ein Bild, wie das einst als schnurgerader Kanal angelegte Elsterflutbett zu einem naturnäheren Fluss mit Mäandern werden könnte. Was dann freilich wieder mit der Nutzung durch Leipzigs Sportkanuten kollidieren würde. Aber zumindest zeigt es, dass es höchste Zeit ist, über diesen Flussabschnitt anders nachzudenken und auch die Geht-nicht-Vorstellungen der Vergangenheit infrage zu stellen.
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Es gibt 3 Kommentare
Wozu hat man eigentlich dieses Ding für 550.000 Euro gebaut?
Ist ja dann sinnlos gewesen?
Also das Ratsholz soll schon gern revitalisiert werden – wie auch immer das geschehen wird! Ich finde es nur sehr interessant, was hier so passiert ist. Frei nach dem Motto, dann wird mal was gebaut und ein paar Monate später stellt man fest, dass man doch irgendwas anderes lieber plant… (siehe L-IZ-Artikel vom 18.06.21: „Ein Rückbau dieses Deichabschnitts mit der Maßgabe, dass in Wurzelräume von Altbäumen am Waldrand nicht eingegriffen wird, die Bewaldung der frei werdenden Flächen und eine damit einhergehende unmittelbare Korrespondenz zwischen Fluss und Auwald stellt im gegenständlichen Zusammenhang die seltene Gelegenheit dar, für den Auwald Flächen in großem Umfang direkt zurückzugewinnen und hier die für Auen typische Dynamik teilweise (Waldflutung über das Elsterflutbett aufgrund dessen Tieflage nur bei größeren Hochwässern möglich) wieder zuzulassen. Eine solche Maßnahme stellt eine klassische Form des naturschutzrechtlichen Ausgleichs dar“, erläutert das Amt für Umweltschutz.)
https://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Deichdurchlass-in-Leipzig-fertig-Joggerstrecke-wieder-offen
Also – das Amt für Umweltschutz zieht die Option in Betracht, den Deich auf dem Abschnitt ganz abzubauen, nachdem man dort einen Deichdurchlass für 550.000 € gebaut hat.
Sehr interessant.
Die Situation zwischen Elsterhochflutbett und Schleußiger Weg ist hochkomplex. Das Flutbett liegt sehr tief, so dass auch nach einem Abtrag des Deichs der Wald nur bei sehr starken Hochwässern geflutet würde, die ökologisch wenig bringen; denn für die Natur entscheidend sind die kleinen und mittleren Hochwässer (viel schneller kann Wasser über das Elsterhochflutbett in den Wald gelangen, da ist die eigentliche Stellschraube, zumindest derzeit). Der Wasserspiegel des Flutbetts müsste also erheblich aufgehöht werden. Da ist dann aber auch sehr schnell Bebauung, dahinter kommt das Elsterbecken, auch die Kanuten haben dort Interssen usw. usf. , sehr sehr kompliziert.
Da ist es etwas sehr simpel, einfach mal eine Skizze dahin zu werfen, mit einer schönen mäandrierenden Linie, eine Joggerin und ein Radfahrer dürfen in der Skizze ihrer Leidenschaft ebenfalls frönen, eine neue Brücke gibt es auch noch. Das schaut schon arg nach Trittbrettfahrerei und etwas billiger Mitgliederwerbung aus…
Aber ich denke beim Ökolöwen fehlt auch einfach das fachliche Knowhow. Beim Thema Wald habe ich das hier in der L-IZ schon hinlänglich oft dokumentieren müssen, beim Thema Wasser und Auenrevitalisierung scheint es aber genau so zu sein.
Sieht schön aus. Gefällt mir.
ABER.
Wer soll die Brücken bauen?
Wer soll diese Infrastruktur pflegen / in Schuss halten?
Wer wohl wird die Frage der Haftung übernehmen wollen?