Am 20. Januar zeigte ja der Leipziger Stadtrat, dass er auch online ordentlich was wegarbeiten kann. Natürlich nicht genug, um den riesigen Vorlagenberg abzuarbeiten. Aber irgendwann muss man auch in Leipzig begreifen, dass die Stadt eine Großstadt ist, in der Großstadtaufgaben abzuarbeiten sind. Selbst wenn es nur um die Bewältigung des Nutzungsdrucks in Park und Auwald geht.

Den Antrag dazu, der auch schon die nötigen einzustellenden Parkranger enthielt, die den Großstädtern den richtigen Umgang mit dem wertvollen Stadtgrün nahebringen sollen, hatte die Grünen-Fraktion eingereicht. Das Umweltdezernat hatte dazu eine positive Stellungnahme abgegeben, die das Ansinnen der Grünen fast vollumfänglich unterstützt.Und die Gelegenheit in der Online-Diskussion nutzte Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek, um sich gleich mal eine idyllische Berglandschaft als Hintergrundbild zu zaubern und Vogelgezwitscher einzuspielen, um auch so erlebbar zu machen, dass wir ohne eine intakte Natur eigentlich nicht leben können und möchten.

„Durch die wachsende Bevölkerung nimmt auch der Nutzungsdruck in den Grün-, Wald- und Parkflächen Leipzigs zu. Zum Teil mit deutlich negativen Folgen für die Natur. Vermehrt müssen illegale Lagerfeuerstellen, Trampelpfade im Naturschutzgebiet und zum Teil Mountainbikestrecken im Wald festgestellt werden. Hinzu kommt der zum Teil achtlose Umgang mit der Natur, der sich in wilden Überlagerungen manifestiert“, hatten die Grünen festgestellt.

Zu den Mountainbikestrecken haben sie bekanntlich einen Extra-Antrag geschrieben.

„Zugleich stellt die klimawandelbedingte anhaltende Trockenheit diese Flächen vor zunehmende Herausforderungen. Ein großer Teil der Grünflächen ist bereits zu einem frühen Zeitpunkt des Jahres ausgedörrt und kann dadurch seine klimatische Funktion nicht mehr wahrnehmen“, betonten die Grünen.

„Diese Entwicklungen gefährdet die Flora und Fauna. Um dem entgegenzuwirken, stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung. Zum einen können durch die Gestaltung von Grün-, Wald- und Parkflächen verschiedene Nutzungsbereiche festgelegt und differenziert entwickelt werden. In diesem Zusammenhang kann z. B. eine Veränderung des Mahdregimes nutzungslenkend wirken und positive Effekte für Stadtklima und Artenvielfalt entfalten (z. B. Kurzmahd nur für Teilbereiche mit Sport- und Spielfunktion, Langmahd und dauerhafte Ausbringung von Blühflächen und Biotope als Regelfall). Auch die Pflege und Erweiterung des Parkbaumbestands ist zu berücksichtigen. Eine entsprechende Differenzierung von Nutzungsbereichen und daraus abgeleitete Maßnahmen sollten im Masterplan Grün berücksichtigt werden.“

Und natürlich stand der hochgradig belastete Auwald im Zentrum ihres Antrags. Da braucht es eine viel bessere Beschilderung, um die Waldbesucher zu informieren. Aber auch richtige Parkranger, die die Aufklärungsarbeit vor Ort übernehmen.

Die Grünen: „Der Auwald weist sowohl im Hinblick auf Naturschutz und Gewässerökologie als auch seine Erholungsfunktion eine besondere Bedeutung auf. Um diese z. T. widersprüchlichen Anforderungen in eine Balance zu bringen, ist in Prozessen zu Auenentwicklungskonzept und WTNK ein entsprechender Rahmen zu entwickeln. Zum anderen können einem primär ordnungsrechtlichen Ansatz folgend Verbote und Gebote stärker kontrolliert werden oder einem umweltpädagogischen Ansatz folgend stärker auf die Einbindung der Bevölkerung gesetzt werden.

Und weiter: „Es ist sinnvoll, die Bevölkerung von Leipzig nicht durch Ge- und Verbote zu lenken, sondern durch stärkere Vermittlung von Aspekten der Umweltbildung in den Schutz der Umwelt und Natur mit einzubinden, ähnlich wie dies bereits im Konzept ,Unser Park‘ im Clara-Zetkin Park umgesetzt werden konnte. Dazu soll in Leipzig eine eigene Abteilung von Parkrangern geschaffen werden, die pro-aktiv die Bevölkerung anspricht, Hinweise erteilt und bei deutlichen Fehlentwicklungen auch intervenieren kann. Ein maßgeblicher Teil soll dabei die Vermittlung von Wissen zur heimischen Flora- und Fauna sein.“

Zu einer kleinen Diskussion kam es noch zur Zahl der möglichen Papierkörbe. Da war es ausgerechnet die AfD, die tatsächlich neben jeder Bank einen Papierkorb wünschte. Ein Wunsch, der ziemlich teuer werden könnte, so aber auch nicht beantragt wurde.

Wann kommen die Parkranger?

Und die Frage nach dem Einsatz der Parkranger stand noch. Aber verwaltungstechnisch würden sich diese Stellen erst 2023 realisieren lassen, betonte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. Der städtische Vorschlag lautet: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, im Rahmen des Auenentwicklungskonzepts und Auenkommunikationskonzepts für die Themen Umweltbildung, Waldpädagogik und Parkranger den erforderlichen Personalbedarf bis zum 4. Quartal 2021 aufzuzeigen, der im Stellenplan ab 2023 ff. zu berücksichtigen wäre.“

Die Grünen wünschen sich die Etablierung der Parkranger aber eigentlich schon ein Jahr früher. Dazu haben sie extra einen Änderungsantrag zum Haushaltsplan 2021/2022 gestellt, in dem es heißt:

„Ranger für den Auwald (Umweltbildung, Ordnungsaufgaben) (JK/KV-AK Klimaschutz)

Nach Fertigstellung des vom Stadtrat beschlossenen Parkranger-Konzeptes werden ab dem Jahr 2022 dauerhaft und zusätzlich 2 VZÄ für Umweltbildung Auwald und 3 VZÄ Auwald-Parkranger dem Stadtforst zur Verfügung gestellt.

Begründung: Aufgrund der zunehmenden Erholungsnutzung vor allem im Auwald ist eine Lenkung und Unterrichtung dringend erforderlich. Für die Umsetzung dieser Aufgaben ist die Einrichtung eines Ranger-Konzeptes geeignet. Ein entsprechender Antrag wurde im Stadtrat beschlossen und befindet sich bis Ende 2021 in Umsetzung. Um dieses anschließend wirksam werden zu lassen ist die beschriebene Personalausstattung notwendig.“

Dennoch übernahmen sie am 20. Januar den Vorschlag der Stadtverwaltung und ließen ihn abstimmen. Das Ergebnis war eindeutig: 51 Ja-Stimmen, keine Gegenstimme, 14 Enthaltungen.

Die Leipziger/-innen werden also in nächster Zeit einige Aktionen erleben, die sichtbar machen, wie wichtig eine „behutsame Nutzung des Auwalds“ ist, damit das kostbare Grün erhalten bleibt.

Die Debatte am 20. Januar 2021 im digitalen Stadtrat

 

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