Ärger um die zugeparkten engen Straßen in der Krochsiedlung in Gohlis-Nord gab es schon länger. Denn dafür waren diese Straßen ursprünglich nicht gebaut. Im Gegenteil: Die Siedlung war sogar so gebaut, dass in den ruhigen Innenbereichen überhaupt keine Autos fahren sollten. Doch in den letzten Jahren zogen immer mehr Familien hin, die auf das Auto nicht verzichten wollen. Ergebnis: ein selbst für Rettungsfahrzeuge völlig verstopftes Stadtquartier.

Das formulierte im Juli in einem offenen Anschreiben an das Ordnungsamt und die Ratsfraktionen der ADFC-Aktivist Alexander John. Denn zuallererst leiden unter so einem Zustand natürlich Radfahrer und Fußgänger, von Kindern, mobilitätseingeschränkten Personen und Senioren ganz zu schweigen, die in so einer unübersichtlichen Straßensituation hochgradig gefährdet sind und zwischen parkenden Autos nur noch schwer ihren Weg finden.

Ein schönes Beispiel für falsche Toleranz gegenüber Falschparkern sei deshalb die Kochsiedlung in Gohlis, schrieb Alexander John an das Ordnungsamt: „Diese Wohnstadt der klassischen Moderne ist nicht für so viele Kfz geplant, wie dort heute rumstehen. Vor gut 10 Jahren gab es vereinzelt Falschparker die hälftig auf Fahrbahn und Gehweg standen. Es wurde längs geparkt und man kam noch einigermaßen gut zu Fuß und mit dem Rad durch. Vor ca. 5 Jahren begann das Schrägparken und auch hier war es so, dass es zwar vereinzelt zu deutlichen Behinderungen kam, aber es war noch einigermaßen erträglich.

Mittlerweile sieht es flächendeckend so aus, wie auf den Fotos. Selbst mit Fahrrad und Anhänger ist es also nicht so einfach regelkonform durch den Norderneyer Weg zu fahren. Faktisch dürfte im Norderneyer Weg nur am ausgewiesenen Parkplatz geparkt werden, denn der Weg ist zu schmal für regelkonformes Parken.

Da ich nicht davon ausgehe, dass nun die Einhaltung der StVO in der Krochsiedlung durchgesetzt wird (Ihnen ist die Situation sicherlich längst bekannt), nehmen Sie es als Hinweis, dass falsche Toleranz zu mehr Problemen führt und das Miteinander in der Stadt gefährdet und nicht alle Menschen es akzeptieren, wenn Falschparken geduldet wird.“

Querparker in der Krochsiedlung. Foto: Alexander John
Querparker in der Krochsiedlung. Foto: Alexander John

Der Brief ging im Ordnungsamt nicht verloren.

Auch weil es – wie das Ordnungsamt jetzt erklärt – „massive Bürgerbeschwerden zur unzureichenden Entsorgungs- und Rettungswegesituation in der Krochsiedlung in Leipzig-Gohlis“ gibt.

Weshalb man jetzt am Donnerstagabend, 22. Oktober, eine sogenannte Sicherheitsbefahrung des Ordnungsamtes und der Branddirektion plant.

„Die gemeinsame Maßnahme ist die erste ihrer Art und soll Sicherheitsdefizite aufzeigen. Das zuständige Revier Nord der Polizeidirektion Leipzig wird ebenfalls zugegen sein. Zudem wurde der Bürgerverein Gohlis eingeladen“, betont das Ordnungsamt, das damit auch deutlich macht, dass tatsächlich erst Gefahr im Verzug sein muss, bevor die Stadtordnungsbehörde eine Möglichkeit sieht einzuschreiten.

Ob das dann tatsächlich ein kontrolliertes Parkregime zur Folge hat, ist noch offen.

Denn das Ordnungsamt steckt unübersehbar in einem sehr seltsamen Zwiespalt: „Als gewachsenes Bestandswohngebiet verfügt die Krochsiedlung in Leipzig-Gohlis über schmale Straßen und wenig legale Parkmöglichkeiten. Zunehmend werden daher alle möglichen Freiflächen, Gehwege und Grünanlagen zum Parken genutzt. Dieser Zustand führt nicht nur zu Beschädigungen am Grün und an den Gehwegen, sondern stellt insbesondere häufig eine Behinderung der schwächeren Verkehrsteilnehmer sowie eine Beeinträchtigung des fließenden Verkehrs dar. Andere Anlieger wünschen eine Tolerierung angesichts des defizitären Stellplatzangebotes.“

Das muss man mit Logik nicht mehr verstehen. Woher kommt dieses Denken, dass man illegales Parken tolerieren muss, bloß weil „andere Anlieger“ sich das wünschen?

Die Großaktion am heutigen Abend jedenfalls ist nicht darauf angelegt, das Wildparken grundsätzlich zu beenden. Denn das Ordnungsamt erklärt dazu: „Die Partner versprechen sich hiervon eine Sensibilisierung der Autofahrerinnen und Autofahrer sowie eigene Erkenntnisse über Handlungsoptionen bei den Verkehrsüberwachungsmaßnahmen.“

Freibeuter-Antrag hat Erfolg: Leipzig muss endlich härter gegen Falschparker im fließenden Verkehr vorgehen

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Es gibt 3 Kommentare

“Anlieger wünschen eine Tolerierung angesichts des defizitären Stellplatzangebotes”
Was soll das für eine Begründung sein? Das trifft doch auf so ziemlich jeden zu, der einen Verstoß gegen geltendes Recht begeht. Dann wünscht man, daß dieses Verhalten nicht sanktioniert, sondern toleriert würde. Dann soll nun dieses Wunschdenken Maßstab sein, statt rechtsstaatlich angemessener Sanktionen? Warum gilt das dann nicht auch z. B. für Schwarzfahrer in der Bahn, oder irgendein beliebiges anderes Delikt. Nicht, daß ich Schwarzfahren in irgendeiner Form in Ordnung finden würde, aber ich sehe keinen Unterschied.

In der Krochsiedlung ist flaschparken allererste Anwohnendenpflicht und alles was es dafür gab, war dieser lausige Zettel.

Verkehrswende! War da was?

Man verspricht sich “eigene Erkenntnisse über Handlungsoptionen bei den Verkehrsüberwachungsmaßnahmen.” Das Ordnungsamt möchte also vor Ort überlegen, wie es zu arbeiten hat? Hat hier jemand Arbeitsverweigerung gesagt?

Es ist schon längst Zeit für Fachaufsichtsbeschwerden. Im Dutzend. Täglich.

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