Leipzig tut sich schwer mit seinen Grünflächen. Vor allem mit jenen kleinen grünen Inseln, die für die Bewohner eines Stadtgebiet als Ruheinseln so wichtig sind, die aber ziemlich schnell verschwinden, wenn Investoren groß bauen. So wie in Leutzsch an der Spitze Georg-Schwarz-Straße/Rückmarsdorfer Straße. Gegenüber steht das Leutzscher Rathaus. Und zumindest die nicht mehr ganz so jungen Leutzscher erinnern sich noch an die kleine grüne Oase.
Zu sehen ist davon derzeit freilich nicht viel, denn dort stehen die Container der Bauarbeiter für das gleich dahinter entstehende Pflegeheim. 147 Pflegeplätze sollen hier entstehen. Und laut LVZ äußerte Projektentwickler Gregor Seyfert im August schon: „Wir möchten den Stadtplatz noch erwerben und nach den Vorgaben der Kommune grün gestalten.“
Das war ein Alarmsignal für den Stadtbezirksbeirat Altwest, der sich in seiner Sitzung am 7. Oktober eingehend mit dem Thema beschäftigte. Denn die rund 560 Quadratmeter sind noch städtisches Gelände. Hier kann die Stadt noch gestaltend eingreifen und mit etwas Bemühen auch eine angenehmere Stadtplatzatmosphäre schaffen, als sie der Bauherr in seiner Architekturskizze vorgesehen hat. Denn danach würde das lediglich eine pflegeleichte Wiese mit ein paar Ziergebüschen werden. Aufenthaltsqualität: keine. Dafür Privatbesitz und damit dem guten Willen der Heimverwaltung unterstellt.
Seyfert war auch im Stadtbezirksausschuss und hat dort seine Vorstellungen geäußert. Aber die kamen bei den Mitgliedern des Ausschusses gar nicht gut an. Vor allem fanden sie es nicht überzeugend, dass der Vorhabenträger die Fläche von der Stadt erwerben will, um hinterher einen Platz daraus zu machen, an dem sich – nach den Skizzen zu schließen – niemand aufhalten kann. Der auch für die Besucher des Heims keine Gelegenheit gibt, noch einmal tief durchzuatmen.
Also beschloss der Stadtbezirksbeirat mit neun Stimmen und einer Enthaltung: „Liebesinsel Leutzsch in städtischer Hand belassen“.
Man hatte den LVZ-Artikel sehr genau gelesen: „In der LVZ vom 09.08.2019 stand zu lesen, dass der neue Betreiber des entstehenden Seniorenwohnheims an der Ecke Rückmarsdorfer/Georg-Schwarz-Straße das davor liegende 566 m² große Grundstück von der Stadt erwerben und nach Maßgaben der Stadt grün gestalten soll. Der Stadtplatz ist unter den Leutzschern als Liebesinsel bekannt und hat damit eine wichtige Bedeutung für den Stadtteil. Seit vielen Jahren ist die Gestaltung des Platzes immer wieder Thema.“
Nur halt nicht so wie in den Architekturvorstellungen des Pflegeheiminvestors. Freilich konnte auch die Stadt nicht agieren, solange die Bebauungsfrage auf dem Grundstück dahinter nicht geklärt war, das lange Zeit zum Teil Brache, zum Teil mit ruinösen Bauten besetzt war. Dass ein weiteres Pflegeheim gebraucht wird, ist dabei nicht das Thema.
Aber wem gehört dann der öffentliche Raum davor?
„Eine nachhaltige und dauerhafte Sicherung des Platzes für die Öffentlichkeit setzt voraus, dass die Fläche in öffentlicher Hand bleibt. Über einen entsprechenden Vertrag muss geregelt werden, wie die Gestaltung und Pflege der Fläche zu bewerkstelligen ist. Ein Verkauf muss definitiv ausgeschlossen werden, um die dauerhafte öffentliche Nutzung abzusichern“, begründete der Stadtbezirksbeirat seinen Antrag, der seit dem 30. Oktober als Wichtige Angelegenheit auch den Stadtrat und seine Ausschüsse beschäftigt.
„Käme es zu einem Verkauf, stünde zu befürchten, dass eine Nichteinhaltung der Verträge langwierige und kostenträchtige gerichtliche Verfahren nach sich zieht. Der Stadtplatz soll ein grünes Zentrum für alle Anwohner werden und dauerhaft bleiben, v. a. in einer Zeit in der aufgrund vieler Bauvorhaben immer mehr grüne Oasen im Stadtgebiet verschwinden.“
Und so schlug der Stadtbezirksbeirat als Beschluss vor:
1. Das Flurstück 24/19 der Gemarkung Leutzsch verbleibt dauerhaft im Eigentum der Stadt Leipzig.
2. Diese städtischen Grünflächen sollen dauerhaft für die Bevölkerung öffentlich zugänglich sein.
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Es gibt 5 Kommentare
Liebe zum Beton ist immerhin auch Liebe.
Na denkt doch mal bisschen weiter. In 20 Jahren sind die Bäume größer, haben schon schattensprendende Kronen. Mehr nicht.
Als Grünau bepflanzt wurde, sah es doch auch so aus. Heute gibt es dort die schöne Parkallee, große Bäume, Büsche …
Visionen brauchen wir, Planungen nicht immer nur für morgen sondern auch den Weitblick für die nächsten 20 Jahre und darüber hinaus
Liebe ist doch, was man draus macht. Und obiges Foto von Rudi zeigt eine angenehm anti-romantische Liebesinsel; mit viel Platz für viel Liebe, die alles wunderbar erscheinen lässt.
Danke Rudi, aber war das Sarkasmus, diese Steinwüste auf den Namen “Liebesinsel” zu taufen? Da kann man dann ja total romantisch mit seiner Liebsten auf der Bank im Schatten eines sterbenden Straßenbäumchens sitzen und beobachten, wie die Leute so malerisch ihre Einkaufstüten aus dem REWE schleppen. Und erst diese Spielothek im Hintergrund. Sicher ist es in lauschigen Nächten romantisch, das Klingeln der Spielautomaten im Verbund mit dem Quietschen der Straßenbahn zu lauschen. Sicher weht der Wind dann noch idyllisch etwas Müll über die Straße.
Wirklich feinste Stadtarchitektur des Grauens. Wer war der Planer des Ganzen? Jemand von der Deutschen Betonindustrie?
So sieht die neugestalltete Liebesinsel vor dem REWE aus
Leutzsch scheint der einzige Stadtteil Leipzigs zu sein, der auf wenigen Metern sogar 2 Liebesinseln hat. Bereits die Fläche vor dem REWE nennt sich Liebesinsel und ist 2file:///home/rudi/Bilder/BBB/Georg-Schwarz-Str/IMG_20190131_140159.jpg
017/18 neu gestaltet worden.