250 Demonstranten zählte die LVZ am 3. April bei einer Demonstration über Paunsdorfer, Engelsdorfer und Sommerfelder Straße. Zwei Bürgerinitiativen demonstrierten dort gegen den überhand nehmenden Durchgangsverkehr durch Mölkau und für den Bau des Mittleren Rings. Zum Entsetzen jener Bürgerinitiativen, die nun seit Jahren gegen den Ausbau des östlichen Mittleren Rings kämpfen.

Ein Kampf, der 2013 zumindest mit einer Atempause endete. Denn damals beschloss der Stadtrat, die Planungen für den Mittleren Ring in diesem Abschnitt erst einmal für zehn Jahre auf Eis zu legen. Nicht ganz ohne Grundlage, denn alle Untersuchungen zeigten, dass der Mittlere Ring ausgerechnet für die stark belastete Route durch Stötteritz und Mölkau keine Entlastung bringen würde. Denn er erfasst ja diesen Verkehr so gut wie gar nicht. Er würde nicht mal wie eine Ortsumgehung funktionieren.

Was man bei den demonstrierenden Initiativen Pro Mölkau und Mittlerer Ring Leipzig-SO anders sieht, denn dort hat man sich bislang sichtlich darauf verlassen, dass auch die entsprechenden Zeitungsbeiträge stimmen müssten, die ihnen seit Jahren eine Entlastung versprachen, wenn nur der Mittlere Ring gebaut würde.

Zuletzt fokussierten sich die Leipziger Untersuchungen ganz auf eine Straßenvariante direkt neben den Bahngleisen, nachdem man vorher schon feststellte, dass ein Bau mitten durch die dicht bewohnten Ortsteile praktisch unmöglich ist. Aber auch die Bahnvariante hat ihre Probleme, berührt sie doch wichtige Parks und Erholungsgebiete, gegen deren Zerstörung sich die Bewohner etwa von Stünz und Sellerhausen vehement wehren.

Man hat es also mit einem seltsamen Kampf von kleinen Ortsteilen am Stadtrand gegen dicht bewohnte innerstädtische Quartiere zu tun.

Nun fühlen sich logischerweise wieder die Anwohner der geplanten Trasse des Mittleren Rings bedroht.

Die Route des Spaziergangs. Quelle: BV Sellerhausen-Stünz
Die Route des Spaziergangs. Quelle: BV Sellerhausen-Stünz

Sie wollen nicht gleich mit einer Demonstration auf die Straße gehen, sondern laden für den 3. Mai – das ist ein Freitag – zu einem „Informationsspaziergang“ ein. Dazu haben sie auch 4.000 Flyer gedruckt, die sie im Stadtteil verteilen. Starten soll der Informationsspaziergang an der Ecke Cunnersdorfer Straße/Karl-Härting-Straße. Der Spaziergang soll immer entlang der geplanten Trasse an der Bahnstrecke führen – über Zweinaundorfer, Oststraße, Papiermühlstraße zur Prager Straße und zur Richard-Lehmann-Straße.

Und dabei berührt er sämtliche Parkanlagen, die durch diesen Straßenbau zerstört werden würden: den Stünzer Park, den Ostfriedhof und den Wilhelm-Külz-Park. Und auch mehrere Kleingartenanlagen würden ihm zum Opfer fallen und fürs Stadtklima wäre er ein deutlicher Rückschritt.

Kosten würde dieser Straßenbau mindestens 210 Millionen Euro, ohne dass er wesentlichen Einfluss auf die Durchgangsverkehre in Mölkau oder Stötteritz hätte. Die Stadtplaner fürchten eher das Gegenteil, dass die neue Straße auch neuen, zusätzlichen Verkehr im Osten induzieren würde.

Es kann durchaus passieren, dass der Spaziergang am 3. Mai etwas größer ausfällt. Denn das Projekt berührt elementare Lebensverhältnisse im Osten. Und dazu kommt der Prüfauftrag, den die Freibeuter im vergangenen Jahr im Stadtrat ausgelöst haben. Er beauftragt die Stadtverwaltung damit, die Entlastungswirkung des Mittleren Rings für die Innenstadt zu untersuchen. Und wer steht jetzt alles hinter dem (Protest-)Spaziergang? – Es sind die Bürgervereine von Sellerhausen-Stünz und von Anger-Crottendorf sowie die Stötteritzer Bürgerinitiative „Mittlerer Ring Ost/Südost – CONTRA Bahnvariante“.

200 Millionen Euro für ein neues Stück Mittlerer Ring wird Leipzig niemals wirtschaftlich darstellen können

200 Millionen Euro für ein neues Stück Mittlerer Ring wird Leipzig niemals wirtschaftlich darstellen können

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