Es ist genauso gekommen, wie es Naturschutzverbände und einige Ratsfraktionen befürchtet hatten: Der als feine, kleine Naheinkaufs-Möglichkeit angepriesene neue Lebensmittelmarkt am Felsenkeller erweist sich als üblicher langweiliger Supermarktklotz, die vormals geschützten Freisitzbäume sind einem leeren, steingewordenen Parkplatz gewichen und die Rückseite des derart rasierten Geländes wurde mit blinden Mauern zugebaut. Wer hat da eigentlich gepennt in der Verwaltung, könnte man fragen.

Mit roten und weißen Ballons wurde am 18. Oktober die Eröffnung des neuen Lebensmittelmarktes zwischen dem historischen Felsenkeller und der Georg-Maurer-Bibliothek gefeiert. Das Wochenende nutzten nun zwei Grünen-Stadträte dazu, um sich einmal anzuschauen, was eigentlich aus dem einst legendären Freisitz unter uralten Bäumen hinter dem Felsenkeller geworden ist, die ja eigentlich zum Teil erhalten werden sollten.

Aber die Ortsbegehung wurde zum frustrierenden Erlebnis: Es ist genau das entstanden, was seit 2013 so vehement kritisiert wurde: Eine riesige Parkfläche – eben nicht für den Naheinkauf, sondern für Einkäufer, die unbedingt mit dem Pkw vor den Supermarkt fahren müssen. Und zwar von der Zschocherschen Straße aus.

Platzfläche neben der Zufahrt an der Zschocherschen Straße: Auch hiert wure sämtliches Grün entfernt und durch Schotter ersetzt. Foto: Grüne Fraktion Leipzig
Platzfläche neben der Zufahrt an der Zschocherschen Straße: Auch hiert wurde sämtliches Grün entfernt und durch Schotter ersetzt. Foto: Grüne Fraktion Leipzig

Die Begehung des Grundstückes offenbart, dass von den seitens der Verwaltung und des Investors im Jahr 2016 versprochenen Baumersatzpflanzungen keinerlei Umsetzung erfolgt ist – im Gegenteil: von dem einst grünen und von alten Bäumen dominierten Felsenkeller-Areal ist nicht mehr übrig als ein von Betonpflaster versiegelter großflächiger Parkplatz.

Nicht einmal die grünen Randstreifen sind entstanden, wie sie im Entwurf zu sehen waren. Hier ist aus dem Versprechen, nur die notwendigsten Parkplätze zu bauen, ein riesiger Parkplatz ohne jegliches Grün geworden. Wobei die Frage durchaus steht: Entspricht das eigentlich der Baugenehmigung?

„Um den Supermarkt herum findet sich nunmehr eine leblose Betonwüste, Baumscheiben für noch ausstehende nachträgliche Pflanzungen sind an keiner Stelle vorgesehen“, stellt Michael Schmidt, Stadtrat der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen für den Leipziger Südwesten, frustriert fest.

„Am 28. September 2016 hat der Vorhabenträger  in der Sitzung des Stadtbezirksbeirates großblumig eine maßgebliche Begrünung des Areals zwischen geplantem Supermarkt und Felsenkeller versprochen und mit entsprechenden Plänen unterlegt. Nun erschließt sich mir der Eindruck, dass der Vorhabenträger damals sowohl Verwaltung, Politik als auch die Öffentlichkeit an der Nase herumgeführt und mit Versprechungen gelockt hat, die er anschließend nicht umzusetzen bereit ist.“

Und Tim Elschner, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion, sieht jetzt zwingend die Verwaltung am Zug, die seinerzeit die Zustimmung zum Bebauungsplan von den Ratsfraktionen auch mit den Argumenten zur Begrünung eingeholt hat.

So sollte das Gelände nach dem Umbau eigentlich aussehen: Grün an derf Zschocherschgen Straße,Bäume und Grün auf der Parkfläche. Grafik: S&G Developement
So sollte das Gelände nach dem Umbau eigentlich aussehen: Grün an der Zschocherschen Straße, Bäume und Grün auf der Parkfläche. Grafik: S&G Developement

„Vorgaben bezüglich der Baumersatzpflanzungen, die dem Vorhabenträger im Zuge der Baugenehmigung gemacht worden sein müssten, sind ganz offensichtlich ignoriert worden“, stellt Elschner fest. „Dies ist inakzeptabel. Zur Klärung des Sachverhalts hat meine Fraktion deshalb eine Stadtratsanfrage gestellt, deren Beantwortung wir in der Sitzung am 22. November erwarten. Die Verwaltung ist so zur umgehenden Klärung des Sachverhalts aufgefordert.

In jedem Fall, wie auch immer die rechtliche Beurteilung ausfallen wird, der Vorhabenträger provoziert mit seinem Vorgehen und dem Missachten der Wünsche und Erwartungen der Anwohnenden alle Beteiligten. Wir erwarten hier seitens der Verwaltung eine strikte Durchsetzung der Auflagen und vom Vorhabenträger eine umgehende Begrünung und Ersatzpflanzung der öffentlich zugesagten Bäume, sowohl im Bereich des Biergartens, als auch im Bereich zwischen Lebensmittelmarkt und Felsenkeller.“

Die Grünen-Anfrage zum Felsenkeller.

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Es gibt 3 Kommentare

“Tja, da kann man (die Stadt) jetzt leider nichtmehr viel machen…”
Aber man hätte eine Bürgschaft verlangen können im Gegenzug für die Genehmigung zum Fällen, in Höhe der Kosten für Baumpflanzungen und Begrünung. Wird bei der Genehmigung von Baugebieten so gemacht für die Erschließung.

Einfach mal aus der Stellungnahme der Verwaltung auf einen Antrag der Grünen von 2016 zitiert: “Mit dem vorliegenden Antrag soll die östlich des Felsenkellers gelegene doppelte Kastanienreihe, die stark geschädigt ist und in der Bäume fehlen, saniert und um Ersatzpflanzungen ergänzt werden. Die Stellplätze werden ausschließlich im nördlichen Bereich hinter dem Felsenkeller eingeordnet. Im Bereich der Stellplätze sollen 8 großkronige Bäume als Ersatzpflanzungen vorgenommen werden. Der Markt soll ein extensives Gründach erhalten. Angesichts der zulässigen Nutzungsanforderungen ist das vorliegende Konzept zur Begrünung bereits als optimiert anzusehen.”
Genau das ist dort auch in der Anlage (Siehe Bild oben) zu sehen. Die Grünen fordern also genau das ein, was ihnen 2016 als Auskunft erteilt wurde.
Die gesamte Stellungnahme der Verwaltung:
ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1005157

Die Frage ist ja. was genau genehmigt wurde und welche Auflagen evtl. nicht beachtet wurden. Auf Grund von Versprechungen in einer Sitzung des Stadtbezirksbeirates wird man sicher keinen Rechtsanspruch auf Nachbesserung ableiten können. Es ist zu befürchten, dass das genau so vom Vorhabenträger beantragt und von Amts wegen genehmigt wurde, wie es jetzt dasteht…

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